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Schweizer Film «Zwingli» mit Filmmusik im grossen Stil

In Zürich Tiefenbrunnen befindet sich das ZKO-Haus, das zu Hause des Zürcher Kammerorchesters und dessen Administration. Ende Oktober 2018 herrschte hier Hochbetrieb. Die vollständige Besetzung des Kammerorchesters – 22 Musikerinnen und Musiker – nahmen zusammen mit einem 8-köpfigen Holzbläser-Register und dem Violinsolisten Daniel Hope die Filmmusik zum Spielfilm «Zwingli» auf. Es bedurfte absoluter Konzentration und Ruhe. Das Gehen in Schuhen mit hohen Absätzen war untersagt, keine Stühle durften umhergerückt werden, die Kaffeemaschine im Foyer durfte während den Aufnahmen nicht genutzt werden. Die Musikerinnen und Musiker mußten stillsitzen, während soeben gemachte Musikaufnahmen mit den Filmbildern bzgl. der Synchronisationspunkte abgeglichen wurden. Je nachdem hieß es vom Dirigenten André Bellmont «noch einmal» oder «weiter geht’s». Entschieden haben dies die Geschwister Diego Baldenweg, zusammen mit Nora Baldenweg und Lionel Baldenweg – international tätig mit dem Label Great Garbo Music. Sie durften für die Schweizer Grossproduktion «Zwingli» die Filmmusik schreiben.


Quellen der Inspiration 
Für Diego, Nora und Lionel war schon bald klar, dass sie für den Film «Zwingli» von Regisseur Stefan Haupt keine Musik im mittelalterlichen Stil schreiben wollen. Anfänglich seien solche Ideen besprochen worden – eine Filmmusik umgesetzt mit den musikalischen Möglichkeiten des 16. Jahrhunderts. Doch im Film selbst erklingen neben der extradiegetischen Filmmusik zahlreiche diegetische, auf die Epoche bezogene Kompositionen – gregorianische Gesänge; Melodien, gespielt auf einer Art Dudelsack oder einer Drehleier; Volkslieder, etc. Die Filmmusik sollte hierzu ein Gegengewicht mit modernen Ansätzen bilden – keine Verdoppelung mit ähnlichem Klangcharakter. Es werden punktuell Klänge aus jener Epoche imitiert, aber stets in moderne Musikkontexte gesetzt und oftmals auch mit Synthesizer-Effekten verfremdet. Gemäß einem Interview vom Januar mit dem Radio SRF ließen sich die Komponisten bzgl. der Instrumentenwahl von der Klassik inspirieren und sie schufen Melodien im Stil der Musik aus der Romantik. Für die Streicherkompositionen verfolgten sie teils ähnliche Ansätze wie sie Antonio Vivaldi (1678–1741) in seinem Werk präsentierte, für den Gesang studierten sie Arbeiten und Stilismen von Arvo Pärt (geb. 1935). Zudem haben sie großen Gefallen gefunden an neuen Aufnahmen des Violinisten Daniel Hope von Musik von Komponist Johann Paul von Westhoff (1656–1705). 


Der Schweizer Theologe und der erste Zürcher Reformator Huldrych Zwingli soll ein weltoffener, moderner Humanist gewesen sein: Er habe viel gelesen und selbst komponiert. Er solle alle Renaissance-Instrumente beherrscht haben. Dass Zwingli die Musik sehr wichtig war, kann auch aus der Tatsache abgeleitet werden (denn über Zwingli ist überraschend wenig historisch sicher überliefert), dass er die erste Musikschule in Zürich gegründet hatte. Zwingli soll der Geselligkeit und Lebenslust nicht abgeneigt gewesen sein und galt in seinen jungen Jahren als Lebemann. Ihm verliehen Diego Baldenweg, mit Nora Baldenweg und Lionel Baldenweg eine musikalische Stimme im Solospiel des Violinisten Daniel Hope. Sein Spiel habe Charaktereigenschaften Zwinglis in Musik übersetzt – scharf, klar, konkret und zugleich lieblich –, wie sie im Interview mit Radio SRF ausführten. 


Von Synthesizer zu Orchester, Chor und Solisten 
Die Baldenweg-Geschwister arbeiten seit über 25 Jahren zusammen. Zudem pflegen sie bereits eine langjährige Arbeitsbeziehung mit der Produktionsfirma C-Films AG (Schweiz), die zusammen mit der Eikon Südwest GmbH (Deutschland) und in Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen SRF und Teleclub den Film «Zwingli» produziert haben. Für ein Interview mit John Mansell für Movie Music International skizzierten Diego (Hauptkomponist) mit Nora und Lionel (Co-Komponisten) den Arbeitsprozess. Sie hätten schon früh vom «Zwingli»-Projekt gewusst gehabt und sich hierfür interessiert. Rund zwei Jahre vor der eigentlichen Weltpremiere haben sie das Drehbuch lesen dürfen und sich erste Gedanken zur Musik gemacht. Basierend auf dem Drehbuch begannen sie während der frühen Postproduktionsphase des Films von ersten Musikideen Demo-Versionen aufzunehmen. Als eine erste Schnittfassung des Films vorlag, wurde basierend auf dieser Fassung die eigentliche Filmmusik geschrieben, wobei zu jenem Zeitpunkt davon ausgegangen wurde, dass die Filmmusik mit elektronischen Mitteln geschaffen werden musste. Dieser Kompositionsprozess «zu den Bildern» habe rund vier Wochen gedauert. Später wurde jedoch bekannt, dass es gelungen sei, das Budget für die Filmmusikaufnahme mit Kammerorchester und Chor zu sichern. Innert drei weiteren Arbeitswochen wurde der gesamte Score entsprechend neu orchestriert. 


Für die Einspielung, die Ende Oktober 2018 startete, konnte ein beachtliches Ensemble engagiert werden: das Zürcher Kammerorchester (22 Musikerinnen und Musiker), ergänzt mit einem 8-köpfigen Holzbläser-Ensemble; dazu Sologesang von Larissa Bretscher und 28 Sängerinnen und Sänger des Vokalensembles Zürich West, wobei der Gesang in historischen Kirchgemäuern separat aufgenommen wurde; Tobias Willi steuerte Improvisationen auf der Orgel aus dem eindrücklichen Zürcher Grossmünster bei; und – last but not least – fungierte Daniel Hope, Music Director und Violinist des Zürcher Kammerorchesters, mit seiner Violine als die «Stimme Zwinglis». 


Im Film sind rund 67 Minuten Filmmusik zu hören (die diegetischen Elemente nicht eingeschlossen). Fast die komplette Filmmusik durften Diego, Nora und Lionel zu einem Album zusammenstellen, nachdem nicht nur der Film «Zwingli» mit grossem Erfolg in den Schweizer Kinos gezeigt wird, sondern auch die Musik internationale Beachtung von Filmmusikkreisen erhält. Über 220’000 Besucher haben sich bis dato mit diesem Film in die Zwingli-Jahre in Zürich (von 1519 bis 1531) entführen lassen. Damit kann «Zwingli» den bis jetzt besucherstärksten Filmstart im Kinojahr 2019 in der Deutschschweiz vorweisen. 


 


Weitere Informationen zum Film «Zwingli» und zur Filmmusik können auf der offiziellen Website gefunden werden. 


Weitere Informationen zu Great Garbo Music und zu den Komponisten Diego Baldenweg, Nora Baldenweg und Lionel Baldenweg gibt es auf deren internationaler Website.