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The World of Hans Zimmer

The World of Hans Zimmer (Hans Zimmer)

Seit «Hans Zimmer Live» (Tour 2014 bis 2017 und nun ab 2019 mit Fortsetzung) füllt der gebürtige Frankfurter weltweit in hoher Frequenz die Konzertsäle. Mit seinem unermüdlichen Filmmusikschaffen gibt er schon seit Jahren zu reden – nicht selten auch kontrovers. Seine Fanbase ist gigantisch und international und sein Name erscheint regelmässig in den Credits der grössten Hollywood-Blockbuster. Mit «Hans Zimmer Live» habe er sich den Traum erfüllt, mal wieder mit seinen Kolleginnen und Kollegen als Gruppe live Musik zu machen – im Garagenband-Stil und abseits seines «Fortress of Solitude» (das Studio in Santa Monica). Der Erfolg war durchschlagend, die Konzerthallen waren ausverkauft – und nun, nach zweijähriger Pause, kehrt die Show im September/Oktober 2019 gar nochmals zurück. Doch das ist «nur» die «Hans Zimmer Live» Show. Ein nicht minder erfolgreiches Projekt stellt «The World of Hans Zimmer – A Symphonic Celebration» dar. Auszüge aus diesem Programm, persönlich von Hans Zimmer kuratiert, wurden während der 10. Ausgabe von «Hollywood in Vienna» im Oktober 2018 aufgeführt – im Rahmen dieses Konzerts hat Hans Zimmer denn auch den Max Steiner Award für sein herausragendes Schaffen entgegennehmen dürfen. Der Unterschied zu «Hans Zimmer Live» besteht darin, dass «The World of Hans Zimmer» auf grosses Sinfonieorchester, Chor und Solisten ausgelegt ist, statt «nur» auf eine kleinere (wenn auch nicht kleine) Band-Besetzung mit einzelnen Sängern. Zudem präsentiert «The World of Hans Zimmer» natürlich auch eine andere Stückauswahl aus Zimmers Oeuvre, aufbereitet für sinfonische Besetzung – womit Zimmer und die Produzenten erneut einen Nerv getroffen zu haben scheinen. Seit Teile dieses Programms im Wiener Konzerthaus aufgeführt wurden, wird es unter der Leitung von Gavin Greenaway weltweit im Rahmen von Tourneen präsentiert – von November bis Dezember 2019 auch wieder in Europa (Termine können auf der offiziellen Website der Show eingesehen werden). Stets ausverkauft, stets umjubelt und begleitet von Begeisterungsstürmen durch sämtliche Online- und Offlinekanäle. 


Sony Music hat nach dem 2-CD-Album «Hans Zimmer Live in Prague» (2017) nun auch dieses Konzertprogramm als 2-CD-Set veröffentlicht, wobei die Aufnahmen mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, den Neuen Wiener Stimmen, den Insingizi & Friends (ein afrikanisches Trio, das sich mit A-Cappella-Gesang einen Namen gemacht hat) und über ein Dutzend Solisten, unter der Leitung von Martin Gellner, entstanden sind. Das Ergebnis ist wirklich klasse geworden. Es präsentiert das vielfältige Schaffen von Zimmer in opulentem Licht, wobei ich persönlich diese sinfonische Darbietungsform jener von «Hans Zimmer Live» definitiv vorziehe. Zudem verweist dieses Album frühere orchestrale «Best of»-Produktionen wie «The Essential Hans Zimmer Film Music Collection» (2007) und «The Wings of a Film – The Music of Hans Zimmer» (2001) auf die hinteren Ränge. Einziger Wehrmutstropfen für mich ist, dass es keine Auszüge aus The Last Samurai (2003) und The Prince of Egypt (1998) ins Programm geschafft haben.


Dass dieses sinfonische Programm nicht ohne Suiten aus Gladiator (2000; wobei hier u.a. The Wheat/The Battle gelistet ist, es handelt sich hierbei jedoch um The Wheat/Am I Not Merciful?), Pirates of the Caribbean: At World’s End (2007) und The Lion King (1994) daherkommen kann, überrascht nicht. Toll ist indes, dass sich The Lion King hier auf den Score von Zimmer konzentriert – mit einem kraftvollen Finale mit Chor und Solosängern – und damit nicht die weit verbreitete, verunfallte Songs-Medley-Konzertzusammenstellung hervorgekramt wurde. Doch neben diesen offensichtlichen Kandidaten hat es viele Überraschungen auf dem Album. Mit den Suiten aus The Dark Knight (2008) und King Arthur (2004) wird zum Auftakt auf CD 1 ordentlich geklotzt. Die anschliessenden Stücke aus Mission: Impossible II (2000) sind wahre Hinhörer mit den schönen Gitarrenklängen und dem kraftvollen Gesang von Lisa Gerrard. Lost But Won aus Rush (2013) gefiel mir in der Originalversion besser, als in der hier noch epischer aufgebrezelten Orchesterversion. Das wahre Highlight auf der ersten CD ist jedoch die 20-minütige Suite aus The Da Vinci Code (2006) – eine der schönsten Arbeiten von Hans Zimmer. 
Die grösste Überraschung auf der zweiten CD ist mit To Every Captive Soul aus Hannibal (2001) zu hören – punkto Stimmung und Dramatik vergleichbar mit der Da Vinci Code-Suite. Doch vor dieser «Verschnaufpause» gibt es mit Musik aus Madagascar (2005), dem in Vergessenheit geratenen Spirit: Stallion of the Cimarron (2002), Kung Fu Panda (2008) und The Holiday (2006) noch ein paar aufmüpfigere, «Feel Good»-Stücke zu hören. Danach kommen die genannten offensichtlicheren Klassiker mit The Lion King, Gladiator, dem obligaten Time aus Inception (2010; während diesem Stück wurden leider Applausmomente mit in die Aufnahme hineingemischt, was schade ist) und At World’s End


«The World of Hans Zimmer» ist beste Filmmusik-Pop(corn)-Unterhaltung geworden, die auch mit ruhigeren Zwischentönen aufwartet und damit einen breit gefächerten Einblick in das bisherige Werk von Hans Zimmer gibt. Dies funktioniert auf CD mindestens so gut wie im Konzertsaal, womit dieses Album vorbehaltslos empfohlen werden kann. 


★★★★★
Basil Böhni 


Musik-VÖ: 15. März 2019
Sony Music
117:02 Min / 22 Tracks