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Wolfram de Marco über "Die Zeit, die man Leben nennt"

Am Montag, den 17. März wird im ZDF um 20:15 Uhr das Melodram Die Zeit, die man Leben nennt laufen, ein Film von Sharon von Wietersheim mit Kostja Ullmann und Hinnerk Schönemann in den Hauptrollen. Die Musik zu dem Film, in dem es um einen jungen Pianisten geht, der durch einen schrecklichen Unfall seiner Träume und Hoffnungen beraubt wird, stammt von dem deutschen Komponisten Wolfram de Marco, der bereits an Hollywood-Filmmusiken wie Constantine und 16 Blocks beteiligt war.

Mike Beilfuß hatte die Gelegenheit Wolfram de Marco zu interviewen. Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch, dass Sie in vollständiger Länge in der kommenden Cinema Musica nachlesen können.

Mike Beilfuß (MB): Wir hatten vorhin schon kurz deine aktuellen deutschen Projekte angesprochen, lass uns nun noch einmal darauf zurückkommen, wie diese Arbeiten entstanden – zum Beispiel der Film von Sharon von Wietersheim, Die Zeit, die man Leben nennt.

Wolfram de Marco (WM): Das kam durch eine Empfehlung eines gemeinsamen Freundes zustande. Sharon suchte gerade nach einem Komponisten und es waren am Ende wohl noch drei in der näheren Auswahl. Deren Demos wurden dann durcheinander gemischt und alle zusammen auf eine CD gebrannt, und irgendwie ist Sharon bei meinen Sachen immer hängen geblieben. Das war hauptsächlich Musik aus Die Bluthochzeit.
Im zweiten Schritt wurde mir dann ein Drehbuch zugeschickt, was mir sehr gut gefallen hat. Das ist immer eine interessante Phase, wenn ich ein Drehbuch lese, denn dann bekomme ich ein ganz konkretes Gefühl dafür wie der Score klingen könnte. Wenn ich die Chance dazu habe, nutze ich das sehr gern. Ich habe dann ein vier Minuten langes Stück geschrieben, um auch das ZDF zu überzeugen, weil die sich aufgrund der räumlichen Distanz zwischen Amerika und Deutschland noch nicht ganz sicher waren. Das Stück kam sehr gut an und fast 80 Prozent dieser Komposition sind letzten Endes auch im Film gelandet; das passiert eher selten, aber in diesem Fall hat es halt geklappt.

MB: Bei einem Film über einen Klavierspieler ist es ganz schön mutig ein Cellostück als Pitch zu nehmen.

WM: Na ja, es war nahe liegend, weil nach dem Unfall im Film lange überhaupt kein Klavier mehr vorkommt. Und ein Cello ist eben einfach ein sehr warmes und emotionales Instrument.

MB: Wie war die Zusammenarbeit mit Sharon von Wietersheim?

WM: Wunderbar. Sharon und ich waren von Anfang an auf derselben Seite. Dazu kam, dass wir zu der Zeit beide einen schweren Verlust hinnehmen mussten und diese Erfahrung hat uns einander noch näher gebracht. In der CD stehen ja auch zwei Widmungen, eine für Sharons Mutter und eine für meinen Vater. Ihre Mutter ist am Anfang der Entstehungszeit des Films gestorben, weshalb sich das Projekt auch
verzögert hatte, und mein Vater ist während der Produktion gestorben. Er war selbst Pianist. Ich konnte ihm damals meine Kompositionen noch vorspielen, aber vor den Orchesteraufnahmen ist er dann leider verstorben.

MB: Kannst Du noch ein bisschen über die Musik insgesamt erzählen? Was waren die Anforderungen, die Vorgaben?

WM: Das schöne war, dass ich – da ich ja quasi in Vorleistung gegangen bin und meine Musik den Leuten gefallen hat – viele Freiheiten hatte und es gar nicht viele Diskussionen gab. Ich habe dann noch einige Klavierkompositionen geschrieben und da haben wir natürlich schon darüber gesprochen, wie beeinflusst von der Klassik die nun klingen sollten. Das Schlusskonzert, das Luca am Ende des Films spielt, war natürlich ein wichtiger Aspekt, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich musste dafür quasi “schauspielerisch” komponieren. Ich wollte es so komponieren, dass jemand in Lucas Position, in seinem Alter, mit seinem Background, es hätte komponieren können. Das war die Vorgabe, die ich mir selber gestellt habe. Es sollte ein Stück sein, das organisch aus der Geschichte entspringt.

MB: Die Orchesterparts wurden vom Filmorchester Babelsberg eingespielt. Bist Du dafür extra nach Deutschland gekommen?

WM: Ja, das war von Anfang an so geplant. Wir wollten auf jeden Fall ein Orchester haben, da das dem Score eine Tiefe gibt, die man vielleicht nicht direkt hört, aber die man auf jeden Fall spürt.

Die Zeit, die man leben nennt läuft am 17. März 2008 um 20:15 Uhr im ZDF

Ein weiteres Interview mit Wolfram de Marco über Die Zeit, die man leben nennt gibt es unter ZDF Music2Movies.

Der Soundtrack zum Film wird ab dem 20. März 2008 erhältlich sein