
Deutsche Grammophon 477 660-3 [59:58 / 21 Tracks ]
Für seinen ersten Film seit 11 Jahren hat Francis Ford Coppola den Komponisten Osvaldo Golijov verpflichtet. Dieser ist ein Meister in der Verbindung moderner harmonischer Musik mit folkloristischen Einsprengseln. Golijov verarbeitet in seinen Kompositionen (die zum Teil für das Kronos Quartett, den brillanten Klarinettisten David Krakauer und Dawn Upshaw geschrieben wurden) osteuropäische Folklore, Klezmer und auch Tango. Diese Mischung reflektiert seinen Background als Kind osteuropäischer Juden, das in Argentinien aufgewachsen ist. Die Wahl des Komponisten durch Coppola ist genauso inspiriert wie seinerzeit die Entscheidung The Godfather von Nino Rota scoren zu lassen.
Beim eröffnenden Thema von Youth Without Youth fühlt man sich allerdings nicht an Rota, sondern an Ennio Morricones Score für Sergio Leones deutlich nostalgischeren Once Upon a Time in America erinnnert. Die gleiche leichte Melancholie, in der ein epischer Gestus schlummert, durchströmt dieses Stück. Golijovs Score durchzieht eine Wehmut nach vergangenen Zeiten, die osteuropäisch geprägt ist. Der Film spielt in Rumänien. Golijov arbeitet wie immer mit regionalen Instrumenten wie dem Cimbalon, einem Hackbrett, das man mit Perkussionsklöppeln spielt, der nahöstlichen Pferdehaargeige Kemansche und dem Akkordeon. Ansonsten wird das Klangbild von Streichern dominiert. Die Art, in der er diese Elemente ineinander zu flechten weiß, ist meisterhaft, aber selbstredend hat diese Musik nicht die Tiefe und das Durchdachte seiner Kompositionen für den Konzertsaal. Zudem ist die Musik für Youth Without Youth auch noch deutlich episodischer als seine schon recht narrativ-episodischen regulären Kompositionen. Aber das bringt die Arbeitsweise moderner Filmmusikkomponisten halt so mit sich. Die Zeit der großen zusammenhängenden Filmmusikkomposition im Sinne des Golden Age ist unwiderruflich vorbei. Das Komponieren in kleinen Einheiten ist seit Bernard Herrmann Standard. Das ist in der Regel gut für den Film, macht die Soundtrack-CD aber zu einer leicht fahrigen Angelegenheit.
Dieter Wiene