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Dear Wendy (Benjamin Wallfisch)

MovieScore Media MMS06004 (33:29; 16 Track, incl. 2 Bonustracks)

Estherslope – so lautet der Name der Stadt, in der der Protagonist Dick lebt. Sie könnte genauso gut jeden anderen oder gar keinen Namen tragen. Sie scheint einzig aus ihrem heruntergekommenen Zentrum, dem Electric Park Square, und der Kohlemine zu bestehen. Letztere wird schließlich zu dem Ort, an dem der Eigenbrödler Dick und seine vier nicht minder „außenseiterischen“ Freunde einen Club gründen. Stein des Anstoßes ist Wendy, eine vermeintliche Spielzeugpistole, die Dick kauft. Als er erfährt, dass sie keineswegs ein Spielzeug ist, lässt ihre bloße Begleitung sein Selbstbewusstsein wachsen. Er möchte dies mit den anderen Außenseitern des Ortes teilen. So wird die Idee der „Pazifisten mit Waffen“ geboren – und mit ihr der Geheimbund der Dandys. Die Katastrophe ist bereits abzusehen.

Mit dem Score zu Thomas Vinterbergs Dear Wendy legt der 27-jährige Benjamin Wallfisch ein beeindruckendes Debüt hin. Belohnt wurde diese Arbeit mit der Nominierung als „Entdeckung des Jahres 2005“ bei den World Soundtrack Awards. Eine weitere für den besten „Original Score“ gab es von der Danish Film Academy. Er ist jedoch kein gänzlich Unbekannter in der Szene, hat er doch bereits die Scores von Dario Marianelli zu Stolz und Vorurteil, Brothers Grimm und V for Vendetta orchestriert und dirigiert. Diese Rolle übernimmt er auch bei Dear Wendy und leitet das London Philharmonic Orchestra.

Bei der Frage „Zuerst die Musik oder der Film?“ entschied ich mich für die Antwort: „Musik“. Dies führte dazu, dass ich beim Ansehen des Films zunächst dachte, dass etwas durcheinander geraten sein musste. Mir fielen nämlich nur die Songs der Zombies auf, die gar nicht auf der CD vertreten sind. Der zweite Anlauf räumte meine Zweifel jedoch aus – auch wenn die Zombies es auch weiterhin verstanden, die Aufmerksamkeit des Gehörs auf sich zu ziehen. Doch in der Zurückhaltung, mit der zumeist ein Klavier und/oder Streicher die Bilder untermalen, liegt die Stärke von Wallfischs Komposition. Seine Musik betont die Trostlosigkeit der Stadt, die durch ihr Abgeschottetsein anmutet wie Pleasantville, nur ohne das „Pleasant“. Mal lässt sie den Zuschauer die Einsamkeit der Jugendlichen umso schmerzlicher spüren, ein anderes Mal, wie in „The Dandies“, schwillt sie an, der Raum zwischen Leinwand und Zuschauer ist voller Verheißungen und man hofft, dass Dick und seine Freunde nun endlich aus dem Schatten treten und ihr Verliererdasein abschütteln könnten – doch das Horn am Ende des Stücks bringt diese Seifenblase zum Zerplatzen. Nein, für das Hoffnung machen und die Aufbruchstimmung im Film sind die Zombies zuständig. Das tut Benjamin Wallfischs Score jedoch keinen Abbruch. Er wartet neben der Filmmusik zudem noch mit zwei Bonusstücken auf: Prism und Discovery. Ersteres ist ein fünfeinhalb-minütiges Stück, das (mir zu sehr) nach Avant-garde klingt, letzteres hingegen ist leider nur knapp eine Minute kurz und sehr fulminant.

Fazit: Benjamin Wallfischs Score ist auf jeden Fall hörenswert, dennoch wirkt er ohne den Filmzusammenhang etwas verloren.

Bewertung: ★ ★ ★
Solveig Wrage

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