
Originaltitel: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest
EMI 0946 3 68219 2 4 (58:38; 12 Tracks)
„Erfolgreiche Filme haben Folgen“ – so lautet ein altes Sprichwort aus Hollywood. Fluch der Karibik war der Sommerhit des Jahres 2003, also darf Captain Jack Sparrow alias Johnny Depp diesen Sommer wieder die Kinos entern. Über den Film brauch man sich eigentlich nicht zu unterhalten, denn egal, was man sagt, ein Erfolg wird er sowieso. Also versuchen wir ein wenig über die Musik zu reden. Und siehe da, es gibt eine entscheidende Veränderung zum ersten Teil: Klaus Badelt ist ausgeschieden, die Musik macht nun kein anderer als Hans Zimmer persönlich. Der Komponistenwechsel mag dadurch zustande gekommen sein, dass Badelt Zimmers Remote Control Productions (vormals Media Ventures) verlassen hat, an der Qualität der Musik ändert sich dadurch nicht viel. Schon Badelts Musik zum ersten Teil hat sich angehört wie viele Zimmer-Scores vorher, so ist es nur natürlich, dass wenn der „Meister“ selbst ans Werk geht, die Musik ein ähnliches Schicksal erleidet. Die seit Backdraft bekannten stampfenden Harmonien, die den mittlerweile sprichwörtlich gewordenen Zimmer-Sound auszeichnen, durchziehen auch dieses Werk von Anfang bis Ende. Dass Hans Zimmer aber auch anders kann, zeigt er mit seinem Eingangsthema, das an einen Seemanns-Shanty erinnert und sehr schön mit Solo-Cello orchestriert ist. Überhaupt hat Zimmer für Fluch der Karibik 2 den Klang des Cello entdeckt und die besten Passagen sind für dieses Instrument vorbehalten. Insgesamt hat Zimmer eine in seinem Stil sehr routinierte Arbeit abgelegt, die durch einzelne Einfälle sogar tatsächlich Reminiszenzen an die Musik der großen Piratenfilme weckt. Hans „Long John“ Zimmers (siehe Booklet!) Musik ist auf jeden Fall sehr piratig und sehr griffig, sie bietet allerdings auch nichts neues. Insoweit wird es sich lohnen, die CD zu haben, um Zimmers Musik in allen möglichen zukünftigen Trailern in Kino oder TV wieder erkennen zu können, den dafür ist sie wieder mal wie geschaffen.
Ganz furchtbar ist allerdings der letzte Track der CD Er ist ein Pirat – Tiësto Remix. Nun gut, man mag Techno mögen und vielleicht ist der Niederländer Tiësto gerade der angesagteste DJ der Welt, aber was bitte hat so was auf einer CD mit sonst symphonischer Musik zu suchen? Zumindest zeigt uns diese Grausamkeit der CD-Produzenten, dass man musikalisch tatsächlich noch schlimmer stampfen kann als Zimmer. Aber wollten wir das wirklich wissen? Vielen Dank übrigens auch für das komplett übersetzte Booklet, auch wenn ich Tracktitel wie Hallo, Ungeheuerlein (Track 11) nie hören wollte…
Bewertung: ★ ★ ☆
Links:
Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest (offizielle Homepage in den USA)
Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 (deutsche offizielle Homepage)
Ein Portrait über Hans Zimmer hat Mike Beilfuß für die neueste Ausgabe des österreichischen Filmmagazins Ray geschrieben.