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Black Widow (Michael Small)

Intrada Special Collection Vol. 29 (56.42 Minuten/11 Tracks)

Michael Small ist ein verkannter Komponist, der nach seinem frühen Tod im Jahre 2003 – im Alter von 64 Jahren – in Vergessenheit zu geraten droht. Sein moderner musikalischer Stil ist einmalig und erinnert an Jerry Fielding und Leonard Rosenman. Auffallend ist seine zurückhaltende Art, die auf große Melodien und Effekte verzichtet. Dank dem Intrada Label werden die riesigen Lücken in der Michael Small Diskografie gefüllt. Neben der bereits erschienenen Black Widow CD erscheint demnächst eine weitere limitierte Veröffentlichung mit den Scores The Star Chamber von 1983 und The Driver von 1978.
Michael Small kann in seiner Filmografie eine große Anzahl an Blockbuster vorweisen. Klute, The Postman always rings twice und The Marathon Man sind nur einige Beispiele seiner Thriller-Musik. Daneben gibt es die wunderschöne ethnische/britische Musik zu Mountains of the Moon und die einfühlsame Untermalung der George Butler Dokumentation The Endurance. Diese sehr stimmige 80-minütige Musik befindet sich als isolierte Tonspur auf der US DVD.

Black Widow stellt eine weitere Zusammenarbeit mit Bob Rafelson aus dem Jahr 1987 dar. Der Film ist quasi ein Vorläufer von Basic Instinct. Eine undurchsichtige Frau heiratet reiche Männer, die kurz danach versterben. Das FBI wird mit der Untersuchung beauftragt. Im Verlauf kommt es zu erotischen Spannungen und dem Mord an einem FBI Agenten. Beschuldigt wird die ermittelnde FBI Agentin, die später auch verurteilt wird.
Michael Small verwendet für seine Musik eine Orchestrierung, die sich an Bernard Herrmanns Musik zu Psycho orientiert. Der Score basiert auf einer großen Streichersektion, Holzbläsern und Perkussion. Insgesamt sind 22 Violinen, 10 Violas, 10 Cellos und 4 Kontrabässe im Einsatz. Small verzichtet auf ein eingängiges Hauptthema, sondern begleitet die Handlung mit einer diffusen spannungsgeladenen Musik. Diese wirkt bedrohlich und beklemmend, kein rettender musikalischer Strohhalm ist in Sicht.

Michael Small gibt zu seinem Score eine kurze Erklärung: „Es ist eine ungewöhnliche Wirkung, wenn auf drei oder vier Arten die Streicher verwendet werden. Da ist das Pizzicato, welches mit den Streichern im Stile col legno gezupft wird, Schläge der Bögen auf dem Streicherboden und dem „geschnippten über die Saiten gezogenen“ Pizzicato. Die unterschiedlichen Arten werden kombiniert und ergeben eine unheimliche Wirkung. Verbunden wird diese Wirkung mit einem Synthesizer, der einen kurzen Streicherton spielt, der ein wiederholendes Echo erklingen lässt.“
Black Widow ist keine Musik nur für Zwischendurch. Man muss sich ausführlicher mit ihr auseinandersetzen.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆
Eine Rezension von Bernd Klotzke