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powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Once (Glen Hansard und Markéta Irglová)

Smi Col (Sony BMG) [13 Tracks/44 Minuten]

Jeden Abend steht ein Mann in der Fußgängerzone Dublins. Mit gebrochenem Herzen und ganzer Kraft singt und schreit er seine mal traurig-melancholischen, mal wütenden Gitarrensongs einer zumeist unbeeindruckten Welt entgegen. Dies ändert sich erst, als ihm eines Tages eine junge Frau begegnet, deren Liebe ebenfalls der Musik gehört. Gemeinsam schaffen die beiden Dinge, die ihnen alleine nicht möglich gewesen wären. Anstatt aus dem Stoff eine sentimentale Liebesgeschichte zu machen, schuf Regisseur John Carney ein kleines, beinahe dokumentarisch anmutendes Portrait einer ungewöhnlich intensiven Freundschaft.

Die Musik, die neben Glen Hansard und Markéta Irglová die dritte Hauptrolle in Once spielt, ist dabei so simple und anrührend wie die Handlung selbst. Die Stärke der Songs stammt sicher auch daher, dass Hansard, der seit über 15 Jahren Sänger und kreativer Kopf der irischen Independent-Band The Frames ist, und Irglová auch im wirklichen Leben mit Leib und Seele Musiker sind – und keineswegs ausgebildete Schauspieler. Beides trägt zum besonderen Charme von Once bei, denn es sind gerade die Natürlichkeit und der Fokus auf feine Zwischentöne, die sowohl den Film als auch die Musik auszeichnen. Zudem kommt den Songs in Once eine enorme inhaltliche Bedeutung zu, denn in vielen Szenen sind sie das primäre Kommunikationsmittel der beiden Hauptfiguren. Die Texte und Melodien der Lieder werden somit zum aufrichtigen, unverzerrten Spiegel ihrer Gefühle, wie es in der verbalen Kommunikation fast nie möglich ist. Wenn sich die Stimmen der beiden Protagonisten in dem ganz zu recht für den Oscar nominierten Falling slowly zuerst vorsichtig umkreisen und schließlich immer selbstbewusster ineinander verschlingen, dann entfaltet das nicht nur im Kino, sondern auch auf CD eine enorme emotionale Kraft. „I don’t know you, but I want you all the more for that“ singt Hansard und unwillkürlich schlägt auch das eigene Herz ein wenig schneller. Oder es zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn Irglová in If you want me, einem der traurigsten Momenten des Soundtracks, mit einer wundervollen Verlorenheit in der Stimme singt, für die das Wort Melancholie einstmals erfunden wurde. Fest steht, für alle Freunde reduzierter irischer Folkmusik und warmherziger Gitarrensongs ist Once wie eine warme Decke an kalten Wintertagen. Und wer sich jetzt so gar nicht angesprochen fühlt, der muss eben weiter frieren.

Bewertung: ★★★★

S. Ilona Rieke