
R: Paul Haggis
D: Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Jason Patric, Susan Sarandon
Musik: Mark Isham
Vertrieb: Ascot Elite (CH), Concorde (D)
Film: ★★★★☆
Bild: ★★☆
Ton: ★★★★
Extras: ★★★☆
Musik im Film: ★★★
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg
Mike Deerfield, Soldat der US Army, gilt nach seiner Rückkehr aus dem Irak als vermisst. Sein Vater, stolzer Veteran, kann nicht glauben, dass sich sein Sohn einfach so aus dem Staub gemacht hat und begibt sich auf die Suche nach ihm. Als sein Sohn zerstückelt und verbrannt aufgefunden wird, bricht nicht nur für Vater Deerfield eine Welt zusammen. Mit der Polizistin Emily Sanders, die ihn zunächst an die Militärpolizei als zuständige Behörde verweist, begibt er sich auf eine schmerzvolle Spurensuche…
Von Paul Haggis stammt der überraschend gut aufgenommene L.A. Crash, mit dem der Filmemacher einen Regieoscar abholte. Sein neuer Film In the Valley of Elah schaffte keine solch grossen Sprünge, zu anspruchsvoll und komplex dürfte die Thematik sein, die insbesondere in den USA immer noch nicht sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Das Land hat sein Vietnamtrauma überstanden und ist in ein Iraktrauma geschlittert. Kritische Töne sind zwar erwünscht und je länger umso heftiger zu vernehmen, im Kino aber haben es diese Problemfilme unerwartet schwer. Es scheint als ob man im Kino nicht auch noch an die schmerzvollen Details aufmerksam gemacht werden will. Abschalten. Wegschalten.
Schmerzvoll ist In the Valley of Elah auch für seinen Protagonisten, famos gespielt von Tommy Lee Jones. Ein glühender Verfechter seines Jobs als Militärpolizist, dem die Armee in Fleisch und Blut übergegangen ist und der seiner Aktivzeit merklich nachtrauert. Das Bett selbst im Hotel blitzsauber zu machen und allabendlich die Schuhe auf Hochglanz zu polieren, ist eine Selbstverständlichkeit. Er wird auf der Suche nach seinem vermissten Sohn leidvolle Erfahrungen machen, die sein Weltbild komplett über den Haufen werfen werden. Susan Sarandon agiert als seine Ehefrau, Charlize Theron, wieder mit einem guten Näschen (im wahrsten Sinne des Wortes!), eine Kriminalbeamtin.
In the Valley of Elah tut weh. Haggis weiss die Thematik der Kriegsrückkehrer anzupacken und er weiss wie er am Schluss Leere hinterlässt ohne den moralischen Zeigefinger zu zücken oder in triefendes Elend zu verfallen. Das ist beeindruckend. Trotz seiner fast zwei Stunden Laufzeit und der gemächlichen Gangart hält Haggis’ Film den Zuseher bei der Stange, die Entwicklung der Geschichte ist interessant und packend genug.
Talmusik
Mark Ishams Musik bleibt zumeist im Hintergrund, ähnlich dezent und ohne grosses Juhe weiss Isham in Filmen meist zurückhaltend und sehr filmdienlich zu bleiben, er ordnet sich der Ruhe und dem Drama oft unter. Augenfälliges wie The Black Dahlia ist bei Isham in letzter Zeit die Ausnahme geblieben. Mit elektronischen Beigaben und Streichern entwickelt Isham hier eine beklemmende, aber nie aufdringlich dramatische Note. Das passt zum Film auch wenn musikalisch schliesslich nichts zurückbleibt. Auch auf CD entwickelt der Score nicht genug Eigendynamik um im Ohr zu bleiben und ist eigentlich nur was für Fans des Komponisten, die seine atmosphärischeren Musiken mögen.
Die DVD
Auf der Habenseite bei den Extras kommt eine ganze Sequenz, die nicht verwendet wurde, zu stehen. Es ist dies die Nebenhandlung mit Mikes Freundin Jennifer Lopez, die im Irak schwer verwundet wurde und Arm und Bein verloren hat. Süffisant ist ihre Bemerkung, dass Mike bei ihrem Anblick laut gelacht hat und meinte “das wichtigste sei ja noch vorhanden”! Schön wäre noch eine gute Doku gewesen, aber vielleicht wäre es dann auch gerade etwas zu viel des Depressiven?!
Das Bild der DVD ist nur mässig: Für einen aktuellen Film recht grobkörnig und nicht in voller Schärfe, was für einen Streifen, der neben einer tollen Handlung auch auf teilweise schönes Kameramaterial setzt, wirklich schade ist.
Philippe Blumenthal