
David Serong: Wie sind Sie zur Filmmusik gekommen?
Egon Riedel: Während meiner Studienzeit an der Hochschule für Musik spielte ich oft unter der Leitung von Frank Strobel1 in verschiedenen Orchestern Live-Musik zu diversen Stummfilmen, da habe ich anscheinend „Blut geleckt“.
Außerdem war ich schon immer ein Filmfreak
Kennengelernt haben wir uns vor zehn Jahren auf einer Party, Ausschlag dafür war, glaube ich, unser etwas schräger Humor.
Wir ticken in vielen Dingen gleich und haben oft sehr ähnliche oder identische Vorstellungen, wie eine Szene oder ein ganzer Film musikalisch gestaltet werden kann. Was die Sache für uns natürlich einfacher macht.
Es kann schon sehr schwierig sein sich so lange mit einer Sache zu beschäftigen (im Fall von Hui Buh neun Monate), obwohl ich für deutsche Verhältnisse eigentlich super Bedingungen hatte. Aber 90 Minuten Musik in dieser Art für großes Orchester ist schon ein harter Brocken.
Hui Buh ist ja schon seit Jahrzehnten als Hörspiel-Reihe bekannt und beliebt. Inwieweit nahm die Musik zu der Hörspiel-Reihe Einfluss auf Ihre Komposition? Gehören Sie vielleicht auch zu den Hui Buh-Hörern?Ich muss ehrlich zugeben, bis heute noch keines von den Hörspielen gehört zu haben und kenne daher auch die Musik nicht.
Auf der offiziellen Homepage des Filmes Hui Buh steht zu Ihrer Komposition, dass sie „klar an amerikanischen Vorbildern wie John Williams, aber auch an klassischen Vorlagen wie Peter Tschaikowski orientiert haben“. Inwieweit können Sie diese Aussage unterschreiben? Wo sehen Sie selbst Ihre musikalischen Vorbilder – jetzt nicht nur in Bezug auf Hui Buh?Ich versuche immer, die Musik dem Film entsprechend zu gestalten und einen musikalischen Style, der zum jeweiligen Genre passt zu finden, natürlich wird man gerne mit schon existierenden Komponisten oder Musiken in Verbindung gebracht, aber im Falle von Tschaikowski und John Williams ist das schon fast Schmeichelei.
Wie hat sich die Arbeit an Hui Buh gestaltet? Haben Temp Tracks Ihre Komposition bestimmt?Teilweise wurde schon auf die von mir komponierten Layouts geschnitten, es gab aber auch Temps.
Wie gefällt Ihnen Ihre Musik im fertigen Film?Das müssen Sie mich in einem Jahr wieder fragen, im Augenblick kämpfe ich um Abstand.
Sie haben auch viel für die Werbung gearbeitet. Wie gestaltet sich dort die Arbeit im Vergleich zum Film?Werbung ist ein sehr schnelles Geschäft. Oft hat man nur ein paar Stunden Zeit, um eine Musik zu erstellen. Die dramaturgischen Schwerpunkte gestalten sich oft anders als man logischerweise denken würde, da man nicht nur die Geschichte (sofern es die gibt), sondern auch das jeweilige Produkt featuren muss.
Was sind Ihre nächsten Projekte? Haben Sie Wunschprojekte?Zur Zeit schreibe ich ein Schlagzeugkonzert für das Georgische Kammerorchester und die Musik für eine europaweite Werbekampagne .
Es sind noch viele andere Sachen in der Pipeline, aber man sollte erst darüber reden, wenn es so weit ist.
Spezielle Wunschprojekte habe ich eigentlich nicht, wichtig für mich ist, mit netten Menschen zu arbeiten und Projekte zu machen, bei denen ich mich musikalisch austoben kann.
Vielen Dank für das Interview
Offizielle Homepage von Hui Buh – das Schlossgespenst
Die Homepage von Egon Riedel

1 Ein Interview mit Frank Strobel gibt es in der Cinema Musica – Ausgabe 3 zu lesen.