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powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

DVD Tipps November (Teil 4)

High Noon (12 Uhr Mittags)
R: Fred Zinnemann D: Gary Cooper, Grace Kelley, Thomas Mitchell
Musik: Dimitri Tiomkin
Arthaus Kinowelt 1952/2008
Film: ★★★★★
Extras: ★★☆
Musik im Film: ★★★★★
Fast bekannter als der Film selber ist der Titelsong “High Noon (Do Not Forsake Me, Oh My Darlin’”, der nicht nur über den Anfangstiteln zu hören ist, sondern immer wieder auszugsweise eingestreut wird. Daneben bietet Dimitri Tiomkin aber auch feine Themen für den Gary Cooper Charakter, die Bösewichte und die Liebebeziehung zwischen Cooper und Kelley. So entsteht eine durchaus faszinierende Mischung aus dramaturgischem Scoring und Songschnipseln. Sehr willkommen ist auch die kürzlich bei SAE erschienene, liebevoll produzierte Score-CD.
Zum Film gibt es eigentlich kaum mehr was zu sagen, was nicht schon irgendwo geschrieben worden wäre. Einer der spannendsten und für diese Zeit eher untypischen Western, dem in den USA damals wegen des vehementen Antikommunismuskurses, der Hollywood erfasste, der “Mackel” anlastete, links zu sein. John Wayne war einer der Drahtzieher, die den Film kritisierten und dafür besorgt waren, dass unter anderem Drehbuchautor Carl Foreman auf die schwarze Liste kam.
Die Arthaus Edition liefert leider kein allzu gutes Bild ab. Haufenweise Artefakte und eine recht starke Körnigkeit trüben ein wenig das Vergnügen, den Film auf die Heimleinwand zu projezieren. Ausserdem scheint das Bildformat nicht zu stimmen. Als Extra gibt es eine ältere Dokumentation über Fred Zinnemann.

The Incredible Hulk
R: Louis Leterrier D: Edward Norton, William Hurt, Liv Tyler
Musik: Craig Armstrong
Concorde 2008
Film: ★★☆
Extras: ☆
Musik im Film: ★★★☆
Enttäuschende Fortsetzung des überraschend gelungenen Vorgängers von Ang Lee, der visuell gekonnt mit der Comicmaterie zu spielen wusste. Bei The Incredible Hulk wollte man diesen Weg nicht beschreiten und vermehrt auf Action setzen. Merkwürdigerweise bringt das Intro des Films auch eine neue Einleitung der Charaktere und wiederholt die Vorgänge, des fehlgeschlagenen Experiments, mit dem Bruce Banner zum Hulk wurde. Fragwürdig, dass man das Publikum nur 5 Jahre nach dem ersten Film nochmals an alles erinnern muss. Andererseits bestehen die Macher darauf, dass diese Verfilmung sich mehr an der TV-Serie orientiert. Das ist dem Film an einigen Stellen anzusehen (die Augen bei Banners Verwandlung etwa). Erstaunlich schwach fällt die Spielleistung des namhaften Casts aus. Allen voran enttäuscht Edward Norton (der sich wieder mächtig in das Drehbuch eingemischt haben soll) mit einer fahrigen und langweiligen Darstellung. Fehlbesetzt ist der ansonsten gute Tim Roth als Bösewicht, William Hurt schafft es immer wieder, so alle paar Jahre eine totale Ausrutschleistung zu bringen (Lost in Space…) und Liv Tyler schlurft durch den Film als hätte sie täglich mehrere Portionen Schlaftabletten verschluckt. Meiner Meinung kommen auch die CGI-Effekte nicht an den Vorgänger heran. Einige davon sind sogar recht krude.
Auch musikalisch kann The Incredible Hulk nicht überzeugen. Viel von Craig Armstrongs Musik geht in knalligen Toneffekten unter. Gelungener sind die Beziehungsszenen zwischen Banner und Betty Ross, aber leider bleibt nach dem Film auch davon nichts hängen. Armstrong tappt zu oft auch in den Sog des Standard-Hollywoodscorings, obwohl ich ihm dieen Blockbuster wahrlich gönnen mag.
Die mir vorliegende DVD-Version (mit US-Kinofassung betitelt) zeigt übrigens die ungeschnittene Fassung. In Deutschland (und teilweise in Österreich) wurden ja stümperhaft gekürzte Schnittfassungen gezeigt um einen FSK 12 Stempel zu erhalten.

Doomsday
R: Neil Marshall D: Rhona Mitra, Bob Hoskins, Adran Lester
Musik: Tyler Bates
Concorde 2008
Film: ★☆
Extras: ★★☆
Musik im Film: ★
Endzeitfilme mit Virenbefall sind derzeit in. Das ausgelutschte Format erweitert nun Neil Marshall, Regisseur von The Descent und Dog Soldiers, mit Doomsday. Der Film ist eine Mischung aus Carpenters *Escape from New York und Mad Max II und wer diese Filme kennt, wird sich hier ob den geklauten Ideen schon so einige Male am Kopf kratzen. Obwohl der Film noch ganz okay startet, übernehmen alsbald reines Geballere, Geknalle und grauslige Dialoge das Zepter. Dabei erfindet auch Doomsday das Rad nicht neu. Je länger der Film dauert und je mehr der merkwürdigen Charaktere auftauchen, desto stupider wird das Ganze. Nach vor sich hin kotzenden Befallenen, schottischen Kampfpunks, Rittersleuten und Autoverfolgungsjagden à la Bond meets Mad Max sehnt man sich schnell dem Ende entgegen. Gefallen kann (optisch) nur Rhona Mitra und das recht gewaltige Szenario, in dem sich die öde Gschichte bewegt. Bob Hosklins ist auch wiedermal zu sehen… Musikalisch geht Tyler Bates einen simplen Weg: lautes, pausenloses Gedröhne und Gepoltere, das keinerlei dramaturgischen Zusammenhang zum Film aufbaut und derart vordergründig in den Film eingebaut wird, das man ständig den Volumenregler gen unten betätigt. Soundeffects und “Musik” konkurrenzieren sich ständig – nach 99 Minuten tun einem wahrlich die Ohren weh.

Halloween: Unrated Director’s Cut
R: Rob Zombie D: Tyler Mane, Malcolm McDowell, Brad Dourif Musik: Tyler Bates
Ascot Elite 2008
Film: ★☆
Extras: ★★★☆
Musik im Film: ★★☆
Rob Zombies Aufbereitung des Horrorklassikers von John Carpenter kann man in die lange Liste der unnötigen Remakes aufnehmen. Zombie versucht hier zwar den Charakter des Michael Myers mehr zu ergründen und widmet dessen Entwicklung als psychopathischem Kind bis hin zum Monster fast die Hälfte des Films. Grosse Teile dieser Storyline sind aber genauso nötig wie ein Kropf. Die Grausamkeiten, die der kleine Myers verursacht sind geschmacklos und manchmal frage ich mich schon, was sich gewisse Leute überlegen, wenn sie solche Exzesse auf Bilder bannen. Wo Carpenter mit atmosphärischem Grusel (weniger zeigen ist mehr!) glänzte und teilweise genrebeeinflussende Wege beschritt, wollen die Macher nun mit möglichst viel Brutalität und Blut glänzen. Mit 117 Minuten ist der Film ausserdem viel zu lang geraten. Übrigens wäre das im (üppigen) Bonusteil zu findende, alternative Ende passender gewesen und hätte diesem Remake ein übliches Stehaufmännchen-Finale erspart.
Und nochmals Tyler Bates: Sein Score hat seine besten Momente, wenn er auf Carpenters Spuren schreitet und der Einfachheit des bekannten Halloween-Themas den Vortritt lässt – dieses ist wichtiger Bestandteil der Musik und so gebührt der simplen Synthiemelodie denn auch mehr Anerkennung als Bates’ eigenem Griff in die Tasten.

Philippe Blumenthal