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DVD-Tipps Dezember I (Becket, Révolution Française, Quo Vadis)

Becket (1964)
R: Peter Glenville
D: Peter O’Toole, Richard Burton, Sir John Gielgud
Musik: Laurence Rosenthal
Verleih: Eurovideo (Warner Schweiz)

Film: ★★★★
Extras: ★★★★
Musik im Film: ★★★★

Becket ist die Adaption des gleichnamigen Broadwaystücks nach Jean Anouilh und erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen König Henry II. und Thomas Becket, der vom König zum Amt des Erzbischofs gedrängt wird um den Disput mit der Kirche unter Kontrolle zu bringen. Peter Glenville schuf eine opulente Verfilmung des Bühnenstücks, mit grossartigen, ausschweifenden Aufnahmen und er konnte auf eine famose Gilde an Schauspielern zurückgreifen: Peter O’Toole überragt dabei mit seiner Darstellung von Henry II. sogar Richard Burton, der irgendwie lustlos wirkt (ein bisschen mehr dazu ist auf dem Bonusmaterial zu hören). Einen Zungenschnalzer bietet Sir John Gielgud in seiner kleinen Rolle als König Louis VII. Der Film ist ein zweieinhalbstündiges, visuelles Erlebnis, das auch von der hervorragenden Restaurierung für diese DVD profitiert. Das Bild ist eine Wonne, gestochen scharf mit wunderbarer Farbgebung. Dazu kommt eine beeindruckender Stereo Dolby Digital Spur, die insbesondere die Filmmusik von Laurence Rosenthal bestens wiedergibt. Es macht richtig Spass Rosenthals Mischung aus düster-pompösem Score und greogorianischen Gesängen zu hören. Eine seiner besseren und effektivsten Kompositionen.
Als Extras werden zwei schöne Dokumentationen geboten: Eine mit der Cutterin Anne V. Coates und eine mit Laurence Rosenthal. Rosenthal sieht man ja eher selten und es ist eine Freude den inzwischen 82jährigen bei scheinbar recht guter Gesundheit zu sehen. Er spielt am Klavier einige seiner Stücke für Becket, die dann von der Originalmusik übernommen werden und plaudert mit viel Charme ein bisschen aus dem Nähkästchen. Interessant insbesondere seine Anmerkungen zum musikalischen Finale, als er vom Produzenten Hal Wallis telefonisch zurecht gewiesen wurde. Dieser habe gehört, dass er, Rosenthal, einen düster-pessimistischen Ausgang plane. Dass sei dann gar nicht das was er sich vom Film vorstelle und würde überhaupt nicht passen…! Rosenthal, der über diese Stelle zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht gross nachgedacht hatte, fand dann den richtigen Weg um beide Seiten einigermassen zufrieden zu stellen.

La Révoultion Française (1989)
R: Robert Enrico
D: Klaus-Maria Brandauer, Andrzej Seweryn, Peter Ustinov, Jane Seymour
Musik: Georges Delerues
Verleih: Kinowelt (Impuls Schweiz)

Film: ★★★★
Extras: ☆
Musik im Film: ★★★☆

Frankreich steht kurz vor der Revolution, die mit den Schlagwörtern Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit die Aristokratie abschaffen sollte. Doch auch die Jahre nach dem vielumjubelten Umsturz sind geprägt von blutigen, politischen Machtspielen. Die Revolution frisst ihre Kinder. Nicht nur Louis XVI und seine Frau Marie-Antoinette werden auf die Guillotine geschickt, auch Vertreter von den Gemässigten bis zu den Radikalen wie Georges-Jacques Danton und Robespierre finden sich nach ihrem politischen Lebenswerk vor dem Scharfrichter. Machtgehabe bleibt Machtgehabe, und das resultiert eigentlich immer in Blut und Opfern.
Die Kinowelt DVD präsentiert alle vier Teile der Miniseries La Révolution Française, 360 Minuten, die authentisch umgesetzt sind, teilweise an historischen Orten gedreht wurden und von tollen Darstellern wie Klaus-Maria Brandauer und François Cluzet und kleineren Auftritten von Stars wie Peter Ustinov, Claudia Cardinale oder Sam Neill und einem spannenden Drehbuch profitieren. Solche grossartigen Umsetzungen historischer Thematiken fürs Fernsehen sind heute leider sehr selten geworden, auch eine aufwändige produzierte Serie wie Rome ist da nicht wirklich befriedigend. Die Musik von Georges Delerue hat nicht oft die Möglichkeit wirklich auf sich aufmerksam zu machen. Über den Titeln ist das wuchtige Hauptthema allerdings prominent platziert, auch im Film besetzt dieses immer wieder markante Stellen. 2003 wurde in Kanada die Polydor-Version neu aufgelegt, limitiert auf 550 Stück.
Leider ist das Bild der beiden DVDs nicht sonderlich gut. Es scheint von einem mässigen Videomaster zu stammen: Grieselig, körnig und blass kommt es daher, auch der Stereoklang ist recht dumpf und leider gibt es nur eine Deutsche Synchroversion.

Quo Vadis (1951)
R: Mervyn LeRoy
D: Robert Taylor, Deborah Kerr, Peter Ustinov, Leo Genn
Musik: Miklos Rozsa
Verleih: Warner Home Video

Film: ★★★★☆
Extras: ★★★
Musik im Film: ★★★★★

Es gibt sie, die typischen Weihnachtsfilme. Quo Vadis ist so einer, der an den Feiertagen eigentlich immer auf mindestens einem Sender zu sehen ist. Einerseits ist das schön, andererseits hat man den Film halt so doch schon einige Male gesehen und zappt dann eher gelangweilt weiter zum nächsten Kerzenausblasen. Nun, wenn man die Pracht dieses einerseits hochreligiösen Filmes (er passte in die Zeit als fundamentalistische Christen in den USA viel Zulauf hatten), andererseits aber fürs Auge ausschweifenden Streifens geniessen möchte, eignet sich dieses 2-DVD-Set von Warner bestens, denn der Film um den Legionskommandanten Marcus Vinicus, seine Liebe zur Christin Lygia (ich meinte übrigens immer, sie heisse Lydia…) und den herrschsüchtigen, leicht übergeschnappten Kaiser Nero (im Original kommt Ustinovs wunderbares Spiel noch besser rüber) wurde neu digital überarbeitet und präsentiert sich in einem fantastischen Look. Projeziert auf eine Leinwand oder von einem guten Grossformatfernseher wiedergegeben, ist Quo Vadis ein riesiges Erlebnis! Die fantastischen Bauten, die 10’000en von Statisten, die wunderschönen Matte Paintings. Es ist eine absolute Pracht. Tja, und so bleibt man dann eben auch am Film hängen, selbst wenn schon viele vorhergehende Fernsehstunden dafür draufgegangen sind. Rozsas Musik wurde wie die gesamte Tonspur ebenfalls neu aufbereitet, der Monoklang ist somit ganz gut ausgefallen. Jetzt müsste nur noch der Wunsch aller Golden Age Fans in Erfüllung gehen und irgend jemand irgendwo doch noch die leider (für immer?) verschollenen Bänder zur fantastischen Filmmusik finden.
Eine knapp 90minütige Dokumentation beschäftigt sich rückblickend mit dem Drum und Dran aber auch der heutigen Wirkung des Films. Gut gemacht und durchaus interessant, wenn auch nichts weltbewegend Neues präsentiert wird.

Philippe Blumenthal