
Von l. nach r.: Sven Rossenbach und Florian Van Volxem
Mike Beilfuß: Der Polizeiruf Er sollte tot ist eure vierte Filmmusik für den Regisseur Dominik Graf. Gleichzeitig ist es erst eure vierte Filmmusik insgesamt. Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Dominik Graf gekommen?
Sven Rossenbach und Florian Van Volxem:
Also eigentlich ist es die fünfeinhalbte, zu München – Geheimnisse einer Stadt hat Dominik Graf damals drei fertige Titel von uns verwendet, das war so eine halbe Premiere. Gerade haben wir die Arbeit zu Eine Stadt wird erpresst abgeschlossen. Ein Polizei-Thriller, den er für’s ZDF gedreht hat.
Nachdem wir 1998 den Skorpion im Fernsehen gesehen hatten und ziemlich beeindruckt von diesem Film waren, haben wir einfach mal eine CD nach München geschickt. Ziemlich genau ein Jahr später kam dann ein Fax von Dominik, dass er die Musik sehr interessant fände und wir ihn auf dem „Laufenden“ halten sollten. Die Freunde der Freunde war dann 2001 der erste Film, den wir komplett bearbeitet haben.
Wir haben uns in einem Düsseldorfer Werbestudio kennen gelernt und angefangen, gemeinsam im Studio zu basteln und dann relativ schnell gemerkt, dass man sich sehr gut versteht und ergänzt. Wir haben dann als „Gegenbewegung“ zum Werbealltag, sehr viel experimentiert und irgendwann hat sich da auch ein eigener Sound draus entwickelt.
Wisst Ihr warum Dominik Graf mit euch für mehrere Fernsehfilme zusammenarbeitet? Normalerweise hat Dominik Graf ja mit Dieter Schleip so etwas wie einen Stammkomponisten.Ich glaube, mit Dieter Schleip hat er auch 5-6 Filme gemacht, soweit ich weiß, die letzten Kinofilme natürlich (Der Felsen und Der rote Kakadu) und 3 Fernsehfilme. Davor hat Dominik, glaube ich, sehr oft selber die Filmmusiken gemacht, zusammen mit Helmut Spanner teilweise.
Ich glaube, dass er sich den jeweiligen „Spezialisten“ für den Film, für die Stimmung und den Klang den er sich vorstellt aussucht, das ist ja auch gut zu verstehen.
Es gibt Ansagen zu Stimmungen, Komponisten oder auch anderen Filmen. Das hört man sich dann an und versucht, diese „Stimmungen“ in die eigene musikalische Welt zu übersetzten. Dadurch dass Dominik Graf einen sehr weit gestreuten Musikgeschmack hat, trifft man da auf Sachen, die man vorher noch nie gehört hat, oder nicht im Traum daran gedacht hätte, sich von so einer Musik inspirieren zu lassen. Dabei entstehen eben immer ganz neue Sachen und das ist wahnsinnig spannend. Bei Er sollte tot, da war die erste Ansage „Burt Bacharach“. Da wären wir nach der Drehbuchlektüre nun auch nicht unbedingt drauf gekommen. Unsere Zusammenarbeit mit ihm hat sich eigentlich so entwickelt, dass er sehr gerne auf bereits bestehende Musiken von uns zurück greift. Das sind Sachen, die völlig unabhängig von dem Film entstanden sind. Das was dann noch fehlt, wird dann natürlich noch gemacht. Eines der häufig wiederkehrenden Motive, das Klavier am Anfang, ist eigentlich eine alte Nummer. Die Punknummer im „Conny’s Heaven“ gab es auch schon und auch eine ganze Reihe anderer Musik aus dem Film. Es ist für beide Seiten aber immer sehr überraschend, so zu arbeiten. Er hat im Schneideraum dann meist einen Haufen Musik von uns im Gepäck und probiert dann eben aus. Manchmal werden die bestehenden Werke noch mal verändert, weil ihm bestimmte Passagen gut gefallen, oder wir vielleicht noch etwas optimieren wollen. Das tolle ist eben, das da aus zwei unabhängig voneinander entstandenen Welten (Film und Musik), eine Einheit wird, die dann aber uns selber und auch Dominik immer wieder total überrascht. Das Zusammenbringen dieser Welten liegt natürlich dann im Schnitt in seinem Ermessen.
Und wie teilt Ihr euch die Arbeit, als Komponistenduo?Meistens fängt einer an und der andere kommt dazu mit Anregungen. Manche Dinge entstehen komplett unabhängig voneinander. Wir spielen uns das dann vor und entscheiden, ob es passt oder nicht. Eine klassische Aufteilung gibt es aber nicht.
Was arbeitet Ihr sonst, wenn Ihr nicht gerade für Filme komponiert?Wir arbeiten viel für Fernsehsender, also Kompositionen für TV Vorspänne, Sendungsdesign, Werbespots, Trailer. Ansonsten machen wir zusammen mit Harald Bernhard und U:K Rattay das Projekt Victory of the Better Man.
Im Augenblick gibt es nach Filmen wie Goodbye, Lenin, Lola Rennt, Nirgendwo in Afrika, Sophie Scholl und Das Leben der Anderen so etwas wie einen Aufschwung an unterhaltsam-anspruchsvollen Stoffen, mit denen sich deutsche Filmemacher lange sehr schwer getan haben. Seht Ihr auch so etwas wie einen Aufschwung im deutschen Film? Wenn ja, hat das auch positive Auswirkungen auf die Filmmusiklandschaft?Hoffentlich! Was spricht eigentlich dagegen, sich von irgendwelchen Plastik-Hollywoodklischees oder Soundtrends mal komplett zu lösen.
Habt Ihr (film-)musikalische Vorbilder?Ganz viele und immer wieder neue…
Was wünscht Ihr euch für die Zukunft? Gibt es etwas was Ihr beruflich unbedingt mal gern machen würdet?Mehr Filmmusik!
Vielen Dank für das Interview.

Links:
Bei JPC ist die CD Dominik Graf – Filmmusik erhältlich. Auf dieser CD ist Musik von Sven Rossenbach und Florian Van Volxem zu den Filmen von Dominik Graf.
Informationen beim Label Rent a Dog über die CD.
Mehr Informationen zum “Polizeiruf 110 – Er sollte tot”.