
Varèse Sarabande/Colosseum (45:22 Min.; 14 Tracks)
Rumms, rumms, rumms! Eigentlich würden diese drei Worte schon für eine oberflächliche Beschreibung des Soundtracks reichen. Na gut, es gibt noch ein bisschen plätscherndes Piano und E-Gitarre und ein pompöses Hauptthema in Gregson-Williams-Manier – alles nicht schlecht, aber alles auch irgendwie langweilig und formelhaft wirkend. Die typischen Drum-Loops und ein bombastischer Chor sind und bleiben die steten Begleiter des Komponisten, der wie viele seiner Kollegen offenbar nur für einen bestimmten Stil gebucht wird. Auch Komponisten wie Thomas Newman oder John Powell stecken in einer Kreativitätsfalle und werden nur für fliegende Plastiktüten à la American Beauty oder sprechende Tiere in Animationsfilmen gebucht.
Aber donnert und poltert es bei Gregson-Williams nur, weil er nicht anders darf oder vielleicht, weil er gar nicht anders will? Die Erwartungshaltung bei groß angelegten, episch-breiten Hollywoodstreifen wie der Chronicles of Narnia-Reihe ist bei Freunden der orchestralen Filmmusik in der Regel recht hoch, denn episch und breit lässt sich meist gut übersetzen in große thematische Eigenständigkeit und besondere Bedeutung und Hervorhebung der Musik. Wenn dann ein Komponist in seinem Rahmen eher Standardware abliefert, dann ist die Enttäuschung entsprechend herb. Groß ist die Sehnsucht nach einem neuen John Williams, nach dem handwerklichen Können eines Jerry Goldsmiths (gerade Goldsmith, der für fast jedes schlechte B-Movie noch eine gute Komposition zu Papier brachte) und der damit verbundenen Konzertfähigkeit und den Alleinstellungsmerkmalen der Musik. Ein Drum-Loop aber, der macht sich nun einmal nicht so gut im Konzertsaal, entspricht aber voll dem momentanen Trend in der Filmmusik. Manche nennen solche Klänge „urban“ oder „modern“, andere nennen diese Kompositionsstilismen den Untergang der guten alten Filmmusik, einen Verlust des Handwerks und der Orchestrationskunst – und vergessen dabei, die Musik in ihrem modernen, gegenwärtigen Kontext zu bewerten. Da steckt sie mitten in der Mittelmäßigkeit, wühlt in Selbstzitaten und hebt sich nicht aus der Durchschnittlichkeit des Films hervor, für den sie gemacht wurde. X-Men 4, Harry Potter 6, Madagascar 2, Spiderman 3 – das Action-Hollywood dieser Tage steckt in der Sequel-Phase, kann scheinbar nur noch nachmachen und kaum mehr etwas Eigenständiges und Ideenreiches produzieren; warum sollte die Musik da anders sein?
Gregson-Williams ist ein ordentlicher Orchesterhandwerker dieser Zeit, sicherlich kein moderner Jerry Goldsmith, aber eben auch kein seelenloser Harmonienbastler. Seine Beats sind gut, die Melodien und Hauptthemen durchaus prägnant – es ist nur alles schon mal da gewesen.
Bewertung: ★★☆
Mike Beilfuß