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Coraline (Bruno Coulais)

Koch Records KOC-CD-4741 [59:41 / 32 Tracks]

Um ein international gefragter Komponist zu werden, hat es der Franzose Bruno Coulais geschickt angestellt; er hat einfach die richtigen Filme gemacht. Das erste Mal machte er mit seiner Musik zum Dokumentarfilm Mikrokosmos auf sich aufmerksam, dann folgte Mathieu Kassovitz’ Thriller Die purpurnen Flüsse, der Oscar-prämierte Dokumentarfilm Nomaden der Lüfte und schließlich der Kassenschlager Die Kinder des Monsieur Mathieu. Allesamt französische Welterfolge, und auf diese Weise ist Coulais selbst nach Hollywood exportiert worden und das von einem sehr musikalischen Regisseur: Dem Stop-Motion-Filmemacher Henry Selick, der mit seinem Weihnachtsgrusical Nightmare Before Christmas bekannt geworden ist. Dieser hat sich dem Kinderbuch Coraline des Briten Neil Gaiman angenommen. Eine schräge Geschichte zwischen zwei Welten, Mäusezirkussen, Shakespeare zitierenden Akrobatinnen und Knopfaugen im wahrsten Sinne des Wortes. Um für dieses Szenario die richtige Stimmung zu erzeugen, hat Coulais ein ungewöhnliches für ihn aber typisches Instrument ausgewählt: Die menschliche Stimme in der Form eines Kinderchors. Gezupfte Streicher; Glockenspiel, Cymbals und die Harfe in schnellen Melodiebögen und mit immer neuen Einfällen verleihen der Musik einen erfreulich surreellen Touch, die durch den Chor ihre kindliche Perspektive immer behält. Der Text der Vokalstücke ist zum Teil in einem Kauderwelsch verfasst, bei dem immer wieder Wortfetzen bekannt erscheinen, was so den schrägen Gesamteindruck noch verstärkt. Es ist keine beim ersten Hören zugängliche Komposition, sie vermag es aber, einen faszinierenden Sog zu erzeugen, der diese Musik zu etwas besonderen macht. Komponist Bruno Coulais und Regisseur Henry Selick haben musikalisch mit Coraline etwas getraut, aber alles geht auf. Eine skurril-sperrige Musik zu einem Film, der als Stop-Motion-Film allein schon etwas skurriles, weil anachronistisches an sich hat. Bruno Coulais’ erste Arbeit in Hollywood wird mit Sicherheit nicht seine letzte gewesen sein.

Bewertung: ★★★★

David Serong