Werbung

powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Chéri (Alexandre Desplat)

Colosseum VSD (CVS) 6961.2 [46:30 / 15 Tracks]

Merci, Chéri(e), möchte man mit jenem sagen, der noch niemals in New York war; danke, dass es noch einen Filmkomponisten gibt, der für große und kleine Filme die Musik schreibt und dabei stets seinen ganz eigenen Personalstil pflegt, ohne sich von Produzenten, Geldgebern, Samplern oder Temp Tracks daran hindern zu lassen. Eine an der Oberfläche leicht schimmernde, aber verletzliche und sehr tiefgründige Musik ist das mit wiederkehrenden Mustern wie in der Minimal Music, doch mit Nervensägen und „One Tone Musicians“ wie Glass, Nyman und Konsorten hat das nichts zu tun. Es ist filigraner, hat mehr Geist – eben französischen Esprit! Manches kommt ausgesprochen herrmannesque daher; mit dem Dicken teilt Desplat eine Vorliebe für das Idiom der Valse lent. Was bei Herrmann allerdings oft monotone Züge annimmt, verströmt beim Franzosen eine zarte zerbrechliche Melancholie, verbunden mit einem ganz besonderen Gefühl der leichten Unruhe, das uns am Schicksal der Filmfiguren Anteil nehmen lässt. Das war schon beim Mädchen mit dem Perlenohrring so, das auch zur blassen Figur hätte geraten können. Allein die Musik machte aus dem Minenspiel zwischen Scarlett Johansson und Colin Firth (ver)mehr als einen knisternden Seelenkrimi in stimmungsvollem Ambiente. Auch Chéri verträgt die Spritze des Allrounders gut, der wie immer als Komponist, Orchestrator, Produzent, Flötist, Pianist und Dirigent in Erscheinung tritt und sich dabei toller Mitspieler aus dem London Symphony Orchestra versichern kann!

Bewertung: ★★★★☆

Tobias van de Locht