
Am 1. September ist der US-amerikanische Dirigent Erich Kunzel im Alter von 74 in Bar Harbor, Maine verstorben. Zusammen mit den Cincinnati Pops Orchestra, das er mit aufgebaut hat, war er einer der kommerziell erfolgreichsten Dirigenten der USA. Von den 85 Alben, die er mit den Pops produzierte, gelangten 55 in die Top 10, unerreichte vier Mal in Folge wurde er daher vom Billboard Magazine zum “Classical Crossover Artist of the Year” gewählt. 2006 bekam er die National Medal of Arts, die höchste Auszeichung, die der amerikanische Staat an Künstler verleihen kann, verliehen.
Das Konzept der Pops-Orchester galt auch für ihn: Wenn das Publikum nicht mehr in den Konzertsaal kommt, dann muss das Orchester halt zum Publikum kommen. Das geschah nicht nur räumlich mit Konzerten in zahlreichen Parks, sondern auch geistig, und natürlich war eines der Vehikel für seine Mission die Filmmusik. Besonders gern erinnern sich die Nachrufe an ein Open-Air-Konzert, bei dem die Cincinnati Pops Musik aus allen sechs Star Wars-Filmen, in einer großen Suite arrangiert, spielten und sich das Riverbend Music Center in Cincinnati mit komplett kostümierten Star Wars-Fans füllte.
Aber nicht nur in Cincinnati war der Maestro aktiv, er stand unter anderem beim Chicago Symphony Orchestra, an der San Francisco Opera und an der Wiener Volkoper am Pult. Seit 1991 hatte er die besondere Ehre, bei den jährlichen Konzerten am 4. July, dem amerikanischen Nationalfeirtag und am Memorial Day Ende Mai das National Symphony Orchestra leiten zu dürfen. 2007 feierte er sein 50jähriges Bühnenjubiläum.
Am 21. März 1935 als Sohn deutscher Eltern in New York geboren, war Kunzel bereits in der High School als Arrangeur tätig. Seine höhere Bildung genoss er am Dartmouth College, in Brown und Havard. Er war Schüler und persönlicher Assistent von Pierre Monteux und 1965 wurde er Dirigent des Cincinnati Symphony Orchestras. Er machte Aufnahmen mit Dave Brubeck und Duke Ellington. Als ihn Arthur Fiedler 1970 als Gastdirigent für seine Boston Pops einlud, begann er sich für das Pops-Konzept zu begeistern. 1977 erfolgte dann die Gründung des Cincinnati Pops Orchestras, mit dem er seine großen Erfolge feiern sollte.
Trotz einer schweren Krebsdiagnose blieb er aktiv. Am 1. August 2009 stand er das letzte Mal anlässlich des 25. Jubilläums des Riverbend Music Centers, das er selbst mit aufgebaut und mit seinen Pops eingeweiht hatte,auf der Bühne, um immerhin ein halbes Konzert zu leiten. Sein Enthusiamus für die Musik und sein Showmanship auf der Bühne werden denen, die ihn erlebt haben, am meisten in Erinnerung bleiben.