Ministry of Sound (39 Tracks; 68:11)

Fünf Aufnahmetage hatte er für die Musik, sagte Ralf Wengenmayr im Interview – und trotzdem klingt das Resultat fast wie zwölf Tage Studiozeit in Hollywood. Das Filmorchester Babelsberg sehr gut aufspielend, der Film tatsächlich außerordentlich gut gelungen und ein Komponist in Höchstform: Fertig ist der perfekte deutsche Hollywood-Score.
Neben Marcel Barsottis Die Päpstin ist die Musik zu Wickie und die starken Männer ein absolutes Highlight dieses Herbstes und sicherlich ein weiterer Beweis dafür, wie hoch mittlerweile das Niveau von Filmmusik in Deutschland ist. Zugegeben, Wengenmayr ist nicht wirklich bekannt als Komponist mit Personalstil (wobei: so gut imitieren zu können, ist auch schon fast ein eigener Stil), sondern vielmehr als einer der besten Orchesterhandwerker und Stilkopisten in diesem Land. Immer filmdienlich, manches Mal hart am Mickey-Mousing, also kompositorisch direkt die Szene kommentierend, schafft es Wengenmayr trotzdem immer wieder, sich von den Bildern zu emanzipieren. Grundlage dieser Emanzipation sind die ungeheure Themenvielfalt und das breite Spektrum an Orchestrationsideen. Von spanisch-romantischer Gitarrenmotivik im „Liebesthema“ (Track 23) bis hin zu bombastischer Schlusssymphonik wie aus den Filmen der 40er Jahre (Track 35): hier wird musikalisch so ziemlich alles geboten, ohne als Brei zu enden.
Überhaupt ist die Musik auf CD ein starkes, autarkes filmmusikalisches Hörerlebnis. Was kommt als nächstes? Welche neue Melodie bringt gleich Stimmung in den tristen Alltag? So soll gute musikalische Unterhaltung funktionieren; so und nicht anders! Ralf Wengenmayr hat es geschafft, die Stilistiken von Bully Herbig in eine perfekte filmmusikalische Form zu gießen und sich dabei nicht von typisch deutschen intellektuellen Vorbehalten beirren zu lassen. Auf diese Weise ist eine Musik entstanden, die auf allen Ebenen so herrlich manipuliert, wie es sich für eine gelungene Wickie-Verfilmung gehört. Eben beste Unterhaltung auf allen Ebenen!

Bewertung: ★★★★

Mike Beilfuß