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Dust of Time (Eleni Karaindrou)

ECM (19 Tracks, 46:40)

Vom musikalischen Fluss her ist die CD von Dust of Time sehr gut mit Eternity and a Day zu vergleichen. Eleni Karaindrou wählt anscheinend gern den leisen, dem melancholischen Understatement verpflichteten musikalischen Ansatz. Meist geht es – wie auf den beiden genannten CDs – dabei um mehrere Typen von Musik. Zum einen gibt es die elegischen, von dunklen Bässen getragenen Passagen, in denen sich entweder fast gar nichts bewegt, oder deren schließlich doch noch hinzukommende, hohe Streicher in ihrer Verspieltheit ein klein wenig an Kaffeehaus-Atmosphäre erinnern. Dann gibt es den Typ des melodiösen, traurigen Walzers, der eigentlich in seiner mediterran-klagenden Art viel zu schwermütig ist, um wirklich getanzt zu werden. Meist wird er mindestens einmal vom Klavier übernommen oder in Gänze am Klavier mit Orchester intoniert. Hinzu kommen schöne und leicht verschnörkelte Moll-Melodien fürs Akkordeon, begleitet vom Orchester, aber auch das eine oder andere Mal erklingen reine Solo-Passagen für verschiedene (besonders Blas-) Instrumente, die wehmütig durch die Sphären hallen.
Karaindrous große Stärke ist die musikalische Vollendung der Einsamkeit. Ihre Klänge künden von einer gewissen Schicksalsergebenheit, sie sind nie aufgeregt oder schnell, sondern stets von einer großen Ruhe getragen, sie erreichen ihr Ziel – das wehmütige Durchdringen des Zuhörers – nicht durch Aktionismus, sondern durch kontinuierliches Dahingleiten. Sie sind der Notenstrom, der den Stein durch sein stetes Tropfen höhlt.
Die permanente Melancholie jedoch mag nicht für jeden Filmmusikfan „ultima maxima“ sein. Komplexere harmonische Wendungen fehlen zudem, die allermeisten musikalischen Bewegungen verlaufen in sehr klassischen und eigentlich einfachen Akkordfolgen.
Nichtsdestotrotz ist Dust of Time eine angenehm zu hörende Musik, besonders gut geeignet für späte Sommernachmittage oder laue Sommerabende, an denen leiser Nieselregen fällt und man auf eine kaum definierbare Weise betrübt aus dem Fenster sieht… mit dieser Musik fällt das noch ein bisschen leichter!

Bewertung: ★★★☆

Annette Richter