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Western Italian Style

Der Italowestern ist reich an Filmen, die bildgestalterisch wie auch filmmusikalisch beispielhafte Lehrstücke einer effizienten dramaturgischen Gestaltung sind. Dabei sind es nicht nur die bekannten Musiken von Ennio Morricone, die dem Genre dem Stempel aufdrückten. Es mag sein, dass Morricone die Standards gesetzt hat, doch die zahlreichen Komponisten, Arrangeure und Studiomusiker unterschiedlichster Couleur taten ihr übriges, um den Standard zu halten oder zu durchbrechen.

Bereits seit einigen Jahren veröffentlichen verschiedene deutsche Labels Italowestern auf DVD. Die auf diesem Gebiet mit Abstand verdienteste Firma ist Koch Media; hier haben die italienischen Filme seit nahezu fünf Jahren ein Zuhause. So etwa gibt Koch Media eine hochwertige Italowestern-Edition heraus, die sich nicht nur durch die hochwertige Aufmachung von vergleichbaren Angeboten abhebt. Die veröffentlichten Filme sind allesamt behutsam restauriert und glänzen meist durch extra produzierte Featurettes und Interviews. Vor kurzem erschien in dieser Reihe Lucio Fulci Spätwestern Silbersattel, der damit in Deutschland endliche eine würdige Heimkinoveröffentlichung gefunden hat. Der melancholische Abgesang auf alte Mythen wird durch die Filmmusik von Bixio-Frizzi-Tempera kongenial unterstrichen und verstärkt. Im auf der DVD enthaltenen Interviewfeature plaudert Fabio Frizzi unverkrampft und ehrlich über seine Zusammenarbeit mit Fulci, die später mit diversen, mittlerweile als Klassiker angesehenen, Horrorfilmen fortgesetzt wurde. Neu aufgelegt wurde der bereits vor einiger Zeit erschienene Lauf um dein Leben. Sergio Sollimas Film wurde in der Neuauflage bildtechnisch noch einmal wesentlich verbessert. Der Film gilt zurecht als Meilenstein des Genres, wozu auch die pathetisch-revolutionäre Musik Bruno Nicolais beiträgt. Der Einfluss Morricones ist hier deutlich herauszuhören, zumal Nicolai häufig für die Einspielung seiner Musiken verantwortlich war. Das auf der DVD enthaltene Interviewfeature mit Regisseur Sollima gibt tiefe Einblicke in die zeitgenössischen Produktionsumstände Italiens.

Einige bereits vergriffene Koch-Media-Italowestern wurden von Cine Plus neu herausgebracht. Schön ist, dass es sich bei den Neuauflagen um unveränderte Nachpressungen der Original-DVDs handelt, so dass der Zuschauer auch in den Genuss des von Koch Media produzierten Bonusmaterials kommt. Unter den Neuauflagen sticht besonders Blindman hervor. Der von Ferdinando Baldi inszenierte, mit Tony Anthony und dem Ex-Beatle Ringo Starr prominent besetzte Film ist eine beißende Satire, die sämtliche Genrekonventionen überzeichnet. Auch die Musik von Stelvio Cipriani ist erstklassig, zumal der Komponist typische Morricone-Elemente verwendet, nur um sie durch kontrapunktischen Gebrauch auf die Spitze zu treiben.

Eine weitere Empfehlung ist Romolo Guerrieris Django – 10.000 Blutige Dollar. Der selbst für einen Italowestern bittere Plot wird durch eine glaubwürdig erzählte romantische Geschichte sogar noch verstärkt. Dass es am Ende, wie in diesem Genre immer, keine Gewinner gibt, versteht sich von selbst. Hervorzuheben ist hier Nora Orlandis bewegende Musik, die bislang leider zu wendig beachtete wurde.

Zwei weitere Neuauflagen seien noch ans Herz gelegt. Zu Mario Lanfranchis surrealistischem Western Django – Unbarmherzig wie die Sonne schrieb Gianni Ferrio eine Musik, die zwischen Minimalismus und Ekstase pendelt. Dieser Film genoss in Avantgardekinos Kultstatus und ist auch heute noch eine berauschende Seherfahrung. Anders verhält es sich mit Bruno Corbuccis Im Staub der Sonne. Der eher konventionell gehaltene Film vermag nicht aus der Fülle der Italowestern hervorzustechen, zumal die Darsteller nicht gänzlich überzeugen. Leider kann auch die Musik hier keine Akzente setzen, lässt sich im besten Sinne als funktional bezeichnen. Dennoch sollten Film- und Genrefans einen Blick riskieren, denn die DVD wartet mit fulminantem Zusatzmaterial auf. So findet sich auf ihr die zeitgenössische Doku Western Italian Style, in der unter anderem Setaufnahmen der Dreharbeiten zu Leichen pflastern seinen Weg zu sehen sind.