
Alhambra/Cinema Musica (65:29/26 Tracks)
Filmmusik aus Deutschen Landen auf CD zu veröffentlichen, ist immer ein mutiges Unterfangen. Umso löblicher, dass sich die Mannen (und Frauen) von Cinema Musica, ja, genau diesem Magazin, gemeinsam mit Alhambra um eine Veröffentlichung einer aktuellen Musik eines der meistbeschäftigtsten Deutschen Filmkomponisten bemühten. Dieter Schleip ist Insidern ein Begriff für gefühlvoll Orchestrales, das sich weit weniger darum scherrt Hollywood zu imitieren als seinem eigenen Stil treu zubleiben. Der ist bei Schleip äusserst melodisch gehalten, wobei er auf Holzbläser, Streicher und Klavier viel Wert legt. Das Prager Ensemble setzt sich also auch bei Der weiße Afrikaner zur Hauptsache aus diesen Gruppierungen zusammen, wird mit einer kleinen afrikanischen Rhythmusgruppe und einer voluminösen Hornsektion angereichert.
Die ersten Stücke klingen vielversprechend, wobei ein Hauch Goldsmith (Medicine Man und Ghost and the Darkness) und ein Anflug John Barry um das majestätische Hauptthema weht – es sei dieser Hinweis als Richtungszeiger verwendet und nichts anderes angedeutet! In diesen Sequenzen und in den leisen, von Soloinstrumenten dominierten, mit weichen Streichern unterlegten Stücken hat die CD ihre stärksten Momente.
Und wenn der Blumenthal von starken Momenten spricht, dann biegt er gleich zu den Schwächen ab… und auch die hat die CD. Mit 65 Minuten ist sie etwas lang, es haben sich doch einige Wiederholungsmuster und kürzere Tracks eingeschlichen, die man vielleicht der Straffung wegen hätte weglassen können – so hängt denn die Mitte der Disc auch etwas durch. Schleip lässt vor allem bei den Spannungsstücken die Zügel für meinen Geschmack zu locker. Hier hätte ich gerne etwas mehr Bewegung gehabt und etwas weniger Repetition beziehungsweise weniger Beharrlichkeit und mehr Finesse in der Orchestration.
Ich hoffe, die CD findet ihren Markt und das Vorhaben gelingt, einen kleinen Bereich für Handfestes aus Deutschland zu schaffen. Der Kauf von Der weiße Afrikaner ist sicherlich eine feine, heimatliche Investition.
Bewertung: ★ ★ ★
Philippe Blumenthal