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Zwischen Horror und Science Fiction

Eine feste Größe im Heimkinobereich ist das Indielabel CMV, das sich schon immer um den besonderen und unkonventionellen Film verdient gemacht hat. Hier erscheinen regelmäßig interessante Titel, die nicht nur für Genrefans beachtenswert sind. Da ist zum einen Michele Soavis romantisch-melancholisches Schauerstück Dellamorte Dellamore, das im Genre seinesgleichen sucht. Rupert Everett spielt die Hauptrolle des Friedhofsgärtners Francesco Dellamorte, der es auf seinem Friedhof mit wiederauferstehenden Toten aufnehmen muss. Dieser Plage steht er gleichmütig gegenüber bis ihn der Tod und die anschließende „Wiederauferstehung“ einer geliebten Frau vor eine existentielle Entscheidung stellt. Der auf der Heftreihe „Dylan Dog“ basierende Film vermag nicht nur durch eine poetische Bildsprache zu überzeugen. Vor allem die Musik Manuel De Sicas ist herausragend, weil sie den schwierigen Spagat zwischen pompös-dramatischen und leisen Tönen bravourös meistert. Im Vergleich zu bisherigen Veröffentlichungen des Films hat diese Referenzcharakter. Die Bildqualität ist dem Alter der Vorlage entsprechend, der Film wurde 1994 uraufgeführt, sehr gut. Von Interesse ist ebenfalls die umfangreiche Bildergalerie, die neben verschiedenen Photos auch Covermotive präsentiert. Ein ähnlich gelungener musikdramaturgischer Einsatz gelang Michele Soavi auch mit dem 1987 entstandenen Aquarius – Theater des Grauens. Für den mit geringen Mitteln gedrehten, aber sehr effektiv inszenierten Slasher im Theatermilieu schrieb Simon Boswell einen Score, der wahrscheinlich eine der wenigen Filmmusiken der achtziger Jahre ist, denen es gelang, den Geist dieser Ära einzufangen und dennoch zeitlos zu wirken.

Ebenfalls bei CMV erschien Jeff Liebermanns 1976 gedrehter unheimlicher Drogenthriller Blue Sunshine. Die titelgebende Substanz ist eine besondere Sorte von LSD, die etwa zehn Jahre nach dem Erstkonsum schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Die Konsumenten laufen Amok. Hinzu kommt, dass es zwischen der Droge und dem aktuellen Kandidaten für das Gouverneursamt Zusammenhänge zu geben scheint. Allein der Hauptdarsteller, und spätere Regisseur, Zalman King macht diesen Film für Genreinteressierte zu einem Muss. Die Bildqualität der Edition ist angemessen. Herausragend macht diese Ausgabe aber das Zusatzmaterial. Neben einem Audiokommentar des Regisseurs, dem Trailer sowie einer Bildergalerie findet sich ebenfall der originale Soundtrack auf der Scheibe. Für Nostalgiker und Sammler interessant ist auch, dass es neben der alten deutschen Videofassung auch der Kurzfilm The Ringer auf die DVD geschafft hat.

Ein Genrehöhepunkt ist zweifellos auch George Pan Cosmatos´ Science-Fiction-Horror-Thriller Leviathan. Der 1989 entstandene Film musste im gleichen Jahr gegen James Camerons The Abyss antreten. Da die Ausgangssituation beider Filme ähnlich ist, eine Gruppe von Wissenschaftlern beziehungsweise Soldaten kämpft unter Wasser ums Überleben, besteht leicht die Gefahr, den Film als Plagiat abzutun. Das ist aber weit gefehlt! Während Camerons Werk, gerade gegen Ende, zu einer esoterisch-verquasten Weltverbesserungsphantasie mit Außerirdischen verkommt, ist Leviathan ein konsequenter Genrefilm inklusive spannender Monsterhatz. Allein die Besetzung lässt Genrefans mit der Zunge schnalzen. Neben Robocop-Darsteller Peter Weller spielen hier auch Richard Crenna, Ernie Hudson und Hector Elizondo. Cosmatos´ Film gelingt es im Gegensatz zu Camerons The Abyss auch, die beklemmende Atmosphäre unter Wasser nachvollziehbar einzufangen. Wahrhaft faszinierend ist Jerry Goldsmiths Filmscore, der nicht hollwoodesk-kapriziös wirkt, sondern immer nah am Geschehen bleibt. Die DVD-Ausstattung ist ansprechend. Der deutsche und englische Ton liegt wahlweise in Dolby Digital 2.0 und 5.1 vor. Als Extras finden sich eine Bildergalerie sowie der englische und der seltene deutsche Kinotrailer.

In der Reihe Science Fiction Classics des Kleinlabels Ostalgica erschien überraschend Christian de Chalonges Science-Fiction-Klassiker Malevil. Die 1981 uraufgeführte deutsch-französische Koproduktion ist einer der wenigen Filme, die atomare Bedrohung und die darauf folgenden zwischenmenschlichen Auswirkungen glaubwürdig darstellen. Das Handlungsgerüst kann kaum beklemmender sein: Im kleinen französischen Ort Malevil gehen die alltäglichen Geschehnisse ihren gewohnten Gang. Unvermittelt kommt es zu einer atomaren Explosion, deren Ausmaß sowohl der Zuschauer als auch die handelnden Personen zunächst nur erahnen können. Als die Bombe fällt, befinden sich letztere in einem Weinkeller, der Ihnen vorerst Schutz bietet. Als die Überlebenden mit den Auswirkungen der Katastrophe konfrontiert werden, bietet sich ihnen ein tristes und unwirtliches Bild. Von der einstigen ländlichen Idylle ist nur noch eine karge, ascheübersäte Ödnis geblieben. Die erste Hälfte des rund zweistündigen Films ist für die cineastische Ewigkeit gemacht. Die Akteure bleiben sprachlos, die Bilder sprechen für sich. Kein anderer Film hat bisher eindringlichere Bilder für das atomare Grauen geschaffen. Dann aber muss Christian de Chalonge wieder konventioneller erzählen und wird, der Buchvorlage Robert Merles geschuldet, dramaturgisch konventioneller. So einzigartig dieser Film auch ist, so unzulänglich ist leider die erschienene DVD-Ausgabe. Das Bild entspricht nicht den technischen Möglichkeiten und der Ton ist verrauscht. Auch die Bonusausstattung bezieht sich weitgehend nicht auf den Film, sondern besteht, neben einigen Texttafeln, aus Aufnahmen von Atomversuchen des amerikanischen Militärs. Da der Film ansonsten weltweit bislang nicht auf DVD erschienen ist, müssen Filmliebhaber mit dieser Edition aber auskommen.

In schöner Reihenfolge bringt auch das Label MIG neues Horrorfutter für Genre- und Filmfans auf DVD heraus. So ist hier der argentinische Death Knows Your Name erschienen. Daniele De La Vegas Werk handelt von einem Psychiater, der in seiner Anstalt einen erstaunlichen Fund macht. Er entdeckt einen menschlichen Schädel, der sich nach genauerer Analyse als ein Ebenbild seines eigenen erweist. Welche Entwicklungen sich aus dieser Erkenntnis heraus ergeben, das hat durchaus Lovecraft´sche Qualitäten. Leider ist die Synchronfassung des Films ungenügend ausgefallen, weshalb Filmfreunde besser auf den englischen Alternativton umstellen sollten. Der deutsche Ton liegt in Dolby Digital 5.1 und in 2.0 vor, der englische wiederum nur in 2.0. Abgesehen von den Mängeln der Eindeutschung ist Death Knows Your Name eine kleine Überraschung und für jeden Liebhaber des phantastischen Films zu empfehlen.

Ryan Littles House of Fears betritt dagegen die gut planierten Wege des klassischen Slasherkinos. Am Vorabend der Eröffnung der „Gespenster-Gasse“ schleichen sich vier Freunde von einer Party kommend in das Gebäude ein, um deren Schreckenspotential auszutesten. Recht schnell merken sie, dass aus dem harmlosen Vergnügen blutiger Ernst wird und ihre schlimmsten Ängste Realität werden. So weit, so bekannt. Dass der Film trotzdem gut unterhält, liegt zum einen daran, dass er weniger auf die Errungenschaften moderner Gore-Effekte, sondern vielmehr auf Spannung und Atmosphäre setzt. Das gelingt ihm größtenteils auch. Positiv ist auch, dass die angehenden Pubertätsbewältiger nicht über Gebühr als hormongesteuerte Vollchaoten auftreten. Schauspielerisch ist alles im akzeptablen Bereich, die Kameraarbeit bleibt zurückhaltend und ruhig. Der Film bauscht seine dünne Geschichte auch nicht ungesund auf, so dass er auf knackig-kurzen 82 Minuten eine in großen Teilen kurzweilige Horrorshow bietet. Allein die Endsequenz nach den Schlusstiteln ist redundant. Die deutsche Synchronisation ist akzeptabel. Geboten wird auf der DVD deutscher Ton in 5.1 und 2.0 sowie englischer Originalton in 2.0. Als Bonusmaterial gibt es eine umfangreiche Trailershow zum aktuellen Labelprogramm. An der Bild- und Tonqualität der Scheibe gibt es nichts auszusetzen.

Cradle will fall ist ebenfalls ein aktueller B-Horrorfilm aus Amerika. Der Film verschreibt sich noch stärker dem Terrorkino und reduziert es auf den wesentlichen Kern. Der zehnjährige Jimmy muss mit ansehen, wie seine Mutter die jüngeren Geschwister in einem wahnhaften Anfall umbringt. Sein Vater ist als Trucker unterwegs, so ist der Junge auf sich allein gestellt und den Attacken seiner Erzeugerin ausgeliefert. Der Film klammert die psychologische Dimension der Motivsuche weitestgehend aus, liefert als Ansatzpunkt lediglich eine postpartale Stimmungskrise, ausgelöst durch die Geburt des vierten Kindes. Dazu kommt die Fehlkommunikation und beginnende Entfremdung innerhalb der Ehe. Was folgt, ist eine nächtliche Tour-de-Force im Hide-and-Seek-Kreisel zwischen dem ältesten Sohn und seiner Mutter, die spannend umgesetzt und auch ansprechend dargeboten wird. Auch wenn die digitale Produktion die dreckige Aura früherer Klassiker der siebziger Jahre vermissen lassen muss, geht einem das Gezeigte schon heftig an die Nieren. Auf schlanken 74 Minuten wird hier die Familie als Keimzelle der Gesellschaft pulverisiert und mündet in die Aussicht einer pervertierten Aushöhlung des guten, seligen „Home, Sweet Home“. Als einziger Makel muss leider die deutsche Synchronfassung, sowohl in 5.1 und 2.0 vorliegend, angesehen werden, die dem Film nicht gerecht wird. Die DVD bietet jedoch die Originalfassung in Dolby Digital 5.1. Eine Trailershow rundet die Ausstattung ab. Bild und Ton sind ansprechend.

Ein Höhepunkt der MIG-Horror-Veröffentlichungen ist der finnische Film Dark Floors. Der ursprünglich als Vehikel für die Rockgruppe und Eurovision-Song-Contest-Sieger Lordi gedachte Streifen entpuppt sich als intelligenter und spannender Vertreter seines Genres. Das autistische Mädchen Sarah wird im Krankenhaus von ihrem Vater Ben umsorgt, der um die Gesundheit des Mädchens fürchtet. Als Ben seine Tochter eigenmächtig aus dem Hospital bringen möchte, bleibt er mit ihr im Fahrstuhl stecken. Als der Lift sich wieder öffnet, liegt das Krankenhaus im Dunkel und die Menschen sind verschwunden. Nur eine kleine Gruppe von Überlebenden ist geblieben…Regisseur Pete Riski gelingt es, mit seinen Bildern intensive Spannung zu erzeugen, die nicht auf bloße Schockeffekte abzielt. Dark Floors ist endlich wieder ein neuerer Horrorfilm, der Bilder anstelle schneller Schnittfolgen sprechen lässt. Hervorzuheben ist auch die für eine reine DVD-Veröffentlichung sehr sorgfältig erstellte deutsche Synchronfassung. Der Ton liegt wahlweise in deutsch und englisch vor, wobei die deutsche Spur in 5.1 und 2.0 abgemischt wurde. Das Bonusmaterial ist sehr umfangreich ausgefallen. Neben einem Audiokommentar und verschiedenen Trailern finden sich hier interessante „Behind-The-Scenes-Aufnahmen“ und Eindrücke der Filmpremiere. Ein schönes Extra sind auch zwei Musikvideos von Lordi. Alles in allem stellt diese Edition eine klare Kaufempfehlung dar. Wie auch bei dieser fällt bei allen MIG-Veröffentlichungen positiv auf, dass hier nahezu immer optionale deutsche Untertitel geboten werden. Dieses an sich selbstverständliche Ausstattungsmerkmal wird von vielen Labels leider immer wieder vernachlässigt.