
Varèse Sarabande / Colosseum VSD 6717 (45:07 / 13 Tracks)
Dezent und ruhig eröffnet Howard mit einem Piano, das Thema bereits in den ersten Sekunden vorstellend, ein leises Synthesizerpad im Hintergrund… Synthesizer? Ein gefilterter Drumloop fährt langsam im Hintergrund hoch. Das lässt bereits Vorahnungen aufkommen. Eine Rhythmusgitarre setzt ein, Schlagzeug dazu, dann auf einmal wieder Ruhe – nur das Pad mit dem Piano, das durch den Hall recht weichgespült wurde. Dass dies hier kein großorchestraler Score wird, steht schon in den ersten Augenblicken fest. Aber was wird es?
Howard hat für Freedomland einen Score geschrieben, der fast ausschließlich auf Ambience und Atmosphäre setzt. In Brenda’s Apartment spielt er zwar wieder mit dem Klavier das Thema an, allerdings versteckt sich die Melodie zwischen Flächen und Effekten. The Lie und Unrest, die diesen Titel umschließen, kommen beide ziemlich komplett ohne melodische Führung aus, die Stücke werden zunehmend elektronischer und technoider. Und dennoch: die Musik hat etwas für sich, denn man bekommt eine düstere, bedrohliche Atmosphäre übermittelt, die eine gewisse Spannung nicht abweisen kann. Dabei bleibt die technische Qualität durchaus gewahrt, und bei einigen Passagen kann man die Spannung in der Musik beinahe körperlich spüren.
Erst gegen Mitte des Albums löst sich Howard von dem bisherigen Stil und greift bei Freedomland zu Harmonien und Melodien, die von Violinen gespielt und begleitet von Gitarren und Schlagzeug das Gefühl vermitteln, dass jemand die Vorhänge zur Seite gezogen hat und der düstere Raum, in dem man die ganze Zeit über gesessen hat, doch nicht mehr so unheimlich ist. Und kurzzeitig mischt sich vermehrt das Orchester unter die synthetischen Klänge, bis dann Inside Freedomland ausschließlich orchestral daherkommt.
Freedomland ist sicher kein Highlight unter den Werken von Howard und wirkte beim ersten Hören eher flach und substanzlos, aber ich muss doch zugeben: je öfter ich diesen Score gehört habe, umso besser hat er mir gefallen. Das immer wiederkehrende Abtauchen in die elektronischen Sphären hat schon beinahe etwas hypnotisches an sich, und die Klänge wirken dicht und sehr atmosphärisch. Vermutlich hätte ein groß ausgreifendes Thema gar nicht zum Film gepasst, also nehmen wir ihn einfach so, wie er ist: überwiegend elektronisch und sehr auf Effekt getrimmt, aber an sich stimmig und mit einem Lichtblick am Ende.
Bewertung: ★ ★ ★
Markus Holler