
Einer der ganz Großen hat uns verlassen: John Barry ist tot. Er verstarb am 30. Januar im Alter von 77 Jahren.
Out of Africa, Born Free, The Lion in Winter, Chaplin, Dances with Wolves, die Liste der filmmusikalischen Schätze, die uns der 1933 im nordenglischen York geborene John Barry hinterlässt, ließe sich noch weiter fortsetzen. Über 100 Filmen hat er seine unverkennliche Handschrift gegeben. Allen voran natürlich seine Beiträge zur James Bond-Reihe. Sein Arrangement des James Bond Theme resultierte mit Sicherheit in einem der bekanntesten Filmmusikthemen der Welt. In den elf Filmen, in denen er den Geheimagenten begleitete, definierte er diese Figur – „Bondesque“ hieß musikalisch auch „barryesque“.
Auch wenn es in den letzten Jahren ruhig um ihn geworden war und er den Lifetime Achievement Award bei der 10. World Soundtrack Award-Zeremonie (wo?) im letzten Herbst nicht mehr persönlich entgegen nehmen konnte, war er mit seiner Musik doch stets präsent. Mit seinem Tod hat die Filmmusikwelt einen einzigartigen Komponisten verloren, der über eine beeindruckende kompositorische Bandbreite mit unverkennbarem Personalstil verfügte.
Seine Karriere begann als Bandleader der „John Barry Seven“. Mit dieser Gruppe suchte er stets die Nähe zum Fernsehen und Kino. So war einer ihrer ersten Erfolge die Titelmelodie zu einer Musikshow bei der BBC und die Musik für die Serie Drumbeat. Seine Filmkarriere begann mit Doctor No, dem ersten Bondfilm der EON-Productions von Albert R. Broccoli und Harry Saltzman. Sie waren unzufrieden mit der Musik, die der Songwriter Monty Norman abgeliefert hatte. John Barry wurde damit beauftragt, diese neu zu arrangieren. Dabei entstand das distinktive Bond-Thema, wie wir es heute kennen. Die Urheberschaft, die Barry stets für sich beanspruchte, musste vor Gericht geklärt werden, ehe sie Monty Norman zugesprochen wurde. Die Produzenten hingegen schienen besser gewusst zu haben, wer ihnen den gewünschten Bondsound liefern könne – und so sollten weitere zehn Bond/Barry-Abenteuer folgen.
Dass John Barry aber mehr war als nur der James Bond-Hofkomponist wurde dem Publikum spätestens mit Born Free von 1966 klar. Hier zeigte er seine epische Seite und konnte so seine ersten beiden Oscars gewinnen. Sein Titelsong zu Born Free steht bis heute für die unbändige Wildnis Afrikas. Mit seiner musikalischen Stimme für den Schwarzen Kontinenten gewann er 1985 mit Out of Africa einen weiteren Oscar. Ein historischer Stoff brachte Barry 1969 den dritten Oscar: The Lion in Winter. 1990 konnte er seinen mit Dances with Wolves seinen fünften und letzten Goldmann einheimsen. Seine letzte Nominierung hatte er mit dem Biopic Chaplin. 2001 lieferte er mit Enigma seinen letzten Score ab.
Mit seinem bedauerlichen Ableben erstirbt eine Stimme, welche vermisst werden wird. Doch mit seinem enormen Einfluss in der Welt der Filmmusik wird er mit dem Attribut ”šbarryesque’ zweifelsohne noch lange in den bewundernden Annäherungen nacheifernder neuer Talente nachhallen.