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Zeppelin in Flammen

Foto: Oliver Betke, www.betkebilder.de

Am 6. Mai 1937 endete die Ära der großen Luftschiffe. Über dem Flugfeld von Lakehurst, New Jersey ging der Stolz der zivilen Luftfahrt des Deutschen Reiches in Flammen auf: Die Hindenburg. „Oh, the humanity!“, mehr blieb dem Radiokommentar Herbert Morrison, der das Unglück live verfolgte, nicht zu sagen übrig. Wie so viele Katastrophen wurde der Film darauf aufmerksam; u.a. 1975 unter der Regie von Robert Wise. Jetzt hat sich RTL des Themas angenommen und schickt die LZ 129 Hindenburg in einem spektakulären Zweiteiler auf ihren letzten Flug. Die Musik zu diesem TV-Event schrieb Dirk Leupolz, der an dieser Stelle ein paar Fragen Hindenburg und seiner Musik beantworten konnte.

Cinema Musica: Wie haben Sie sich musikalisch Hindenburg genähert?

Dirk Leupolz: Ein Projekt dieser Größenordnung ist immer eine tolle Herausforderung. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit allen Beteiligten hatten wir schnell eine musikalische Marschrichtung und ich konnte unbeschwert loslegen.

Hindenburg erzählt ja die Geschichte einer weltbekannten Flugkatastrophe, die auch schon Objekt von Filmen war. Inwieweit hat die Bekanntheit des Stoffes die Arbeit beeinflusst?
Die Bilder des in Flammen aufgehenden Zeppelins waren mir schon als Kind vertraut und hatten mich schwer beeindruckt – Alleine an der Form und Größe der Luftschiffe kann ich mich immer noch kaum satt sehen.
Die bisherigen Verfilmungen kenne ich jedoch nicht und habe sie mir im Vorfeld der Produktion auch absichtlich nicht angesehen, um mich dem Stoff völlig frei nähern zu können.

Hindenburg spielt in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Haben Sie sich an (Film)Musik aus der Zeit orientiert?
Zusammen mit dem Regisseur Philipp Kadelbach, den Produzenten von Teamworx und RTL haben wir frühzeitig beschlossen, moderne Filmmusik zu schreiben wie sie hier und jetzt passiert. Es gibt ein paar charmante Source-Musiken aus der Hindenburg-Zeit zu hören und eine sehr gelungene musikalische Performance von Hannes Jaenicke. Der Score ist aber weniger 1937 sondern mehr 2011!

Wie haben Sie die Musik produziert? Ist viel am Computer entstanden oder konnten Sie mit einem Orchester arbeiten?
Glücklicherweise konnten wir mit dem Wroclaw Score Orchestra zusammenarbeiten, die fantastisch spielten und dem Ganzen eine schöne menschliche Note verpassten. Ich habe zusätzlich viele Instrumente hier im Studio eingespielt, z.B. eine alte Zither aus den 30er Jahren, die von mir mit einem Elektro-Magneten bearbeitet wurde und fröhlich vor sich hin schnarrte.
Es gibt diverse E-Piano- Gitarren- und Bass Spuren, ein Guitarviol kam zum Einsatz und natürlich auch viele elektronische Klänge.
Produziert und gemischt habe ich in meinem Studio mit diversen Computern als Schaltzentrale.

Wie sind Sie an das Projekt gekommen?
RTL und die Produktionsfirma Teamworx haben einen Pitch – einen musikalischen Wettbewerb – ausgeschrieben und diverse Filmkomponisten ihrer Wahl angefragt, ob sie Vorschläge zu ein paar Schlüsselszenen beisteuern möchten. Interessanterweise gab es zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine animierten Computerbilder des Zeppelins, so dass wir u.a. für einen Baukran, pixelige Platzhalter oder einfach Schwarzbild unsere möglichen Hindenburg Themen schmetterten….

Sind Sie zufrieden mit dem fertigen Film und dem Einsatz Ihrer Musik darin?
Absolut – die beiden Filme sind auch ohne mein Zutun klasse geworden und die Filmmusik klingt so, wie ich sie im Kopf hatte.

Letztes Jahr waren Sie mit Résiste – Aufstand der Praktikanten im Kino vertreten, dieses Jahr beim ersten TV-Film-Highlight des Jahres. Was gefällt Ihnen besser, die Arbeit fürs Kino oder fürs Fernsehen?
Gegenfrage, was gefällt Ihnen besser – Country oder Western….
Spaß beiseite, ich schreibe für beide Formate liebend gerne Musik und habe da keinerlei Präferenzen – Hauptsache die Filme sind gut und das Team ist lieb zu mir.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich spiele gerade für eine ARD-Serie recht rustikale Country-Filmmusik ein, was eine ganz neue Erfahrung ist, komponiere für Kommissar Stolberg atmosphärisch-akustische Klänge und bereite mich auf zwei 90-Minüter für das ZDF vor.
Und dann sehen wir weiter.

Vielen Dank für das Interview

Für weitere Informationen zu Hindenburg besuchen Sie RTL
Die Musik von Dirk Leupolz ist auf CD bei Alhambra Records erschienen