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Filmtipps für den Winter

Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika

Das ambitionierte Projekt Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika ging im Kino etwas unter. Woran es gelegen hat, das lässt sich nur erahnen. Gavin Millars Spielfilm über Leben und Werk des engagierten Arzt und Humanisten ist großes Kino. Herausragend in der Titelrolle spielt Jeroen Krabbé. Leider fehlbesetzt ist dagegen der massive, körperbetont spielende Armin Rohde in der Rolle des Wissenschaftlers Albert Einstein. Wer auf diese Besetzungsidee gekommen ist, der hat, so bitter es auch klingt, kräftig daneben gegriffen. Hervorzuheben ist die exzellente Filmmusik von Colin Towns, die von der Staatskapelle Halle eingespielt wurde. Unter der Leitung von Bernd Ruf entstand eine vielfarbige Aufnahme, die es schafft, europäische und afrikanische Einflüsse harmonisch zu verbinden. Die bei Warner erschienene DVD ist technisch ansprechend umgesetzt und bietet vielfältige Extras. Neben Eindrücken von den Dreharbeiten gibt es auch informative Interviews. Der Ton liegt wahlweise in Deutsch und Englisch vor. Ingesamt ist der Film packend erzählt und vermittelt neben der Unterhaltung auch Geschichte. Das alles macht Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika zur richtigen DVD für verschneite und kalte Winterabende.


Arrebato

Ivan Zuluetas Arrebato ist eine der interessantesten Filmentdeckungen des DVD-Jahres. Der bereits 1980 aufgeführte spanische Film blieb in Deutschland bisher unberücksichtigt, was sich mit der DVD des Labels Bildstörung nun glücklicherweise geändert hat. Der junge Horrorfilmer José erhält ein ominöses Päckchen von seinem Bekannten Pedro. Dieser hat ein Wahrnehmungsproblem, was bedeutet, dass er die Welt allein durch den Fokus seiner Kamera ergründet. Der Inhalt des Päckchens gibt José Rätsel auf. Was soll er mit einem Tonband, einer Super8-Filmrolle und einem Wohnungsschlüssel anfangen? Als er die Geschichte hinter diesen Gegenständen zu erahnen beginnt, eröffnet sich ihm eine surreale bis bedrohliche Welt. Der Ende 2009 überraschend verstorbene Zulueta legte mit Arrebato ein Ausnahmewerk vor, das im Leben des Regisseurs auch eine Ausnahmestellung bekommen sollte. Die Dreharbeiten beanspruchten ihn derart, dass er danach weitgehend den Abschied aus dem Filmgeschäft nahm. Die Annäherung an einen Film, der die Grenzen des visuell machbaren sprengt und Erzählformen aus ihrer Verankerung löst, fällt nicht leicht. Besonders auch die Soundgestaltung macht Arrebato zu einem intensiv-klaustrophobischen Filmerlebnis. Bildstörung würdigt den Film mit einer aufwendigen Doppel-DVD-Edition, der ebenso ein dickes Booklet beiliegt. Besondere Extras sind die knapp einstündige Dokumentation Arrebatos, die ausführlich die Hintergründe beleuchtet, und eine ebenfalls fast einstündige Dokumentation über Ivan Zulueta. Herausragend ist die, für einen Nischentitel dieser Art, Bild- und Tonqualität, die den Film in optimaler Weise wiedergibt. Der Ton liegt in spanischer Sprache mit optionalen Untertiteln vor. Wer sich auch nur ansatzweise für Filmkunst interessiert, dem sei diese DVD sehr ans Herz gelegt.


And Now… Ladies & Gentlemen

Zu Claude Lelouches And Now… Ladies & Gentleman gab es bereits vor längerer Zeit eine DVD. Nachdem die Scheibe lange Zeit vergriffen war, hat 3L den Film dankenswerterweise neu aufgelegt. Der Film zeigt, dass Lelouch nach wie vor der Altmeister der anspruchsvollen Kinounterhaltung ist. Jeremy Irons brilliert als Dieb mit schwerer Krankheit, der in Marokko auf eine französische Sängerin, gespielt von Patricia Kaas, trifft. Beide teilen das Schicksal kurzer, nur sekundenlanger Blackouts, scheinen aber wie für einander geschaffen… Das „Tüpfelchen auf dem I“ dieses ohnehin grandiosen Films ist die Filmmusik von Michel Legrand, die mit der Stimme von Patrica Kaas perfekt harmoniert. Wer von schon von der deutschen Kinofassung nicht genug bekommen kann, dem bietet die DVD alternativ auch eine wesentlich längere „Director’s-Cut-Fassung. Als besondere Extras werden neben dem umfangreichen Making Of auch verschiedene Interviews und entfernte Szenen geboten. Der Ton liegt wahlweise in Deutsch und in Französisch vor. Insgesamt ist die Scheibe auf hohem technischen Niveau.


Madame Sousatzka

Madame Sousatzka ist einer der weniger bekannten Filme von John Schlesinger. Die exzentrische Musikerziehern Madame Sousatzka lehrt nach strengen Grundsätzen. Die von ihr unterrichteten jungen Talente sind handverlesen und müssen sich dem Instrument kompromisslos verschreiben. Der fünfzehnjährige Manek Sen ist der neueste Schützling der Madame. Während seine Mutter ehrgeizige Pläne für ihn hat, möchte Madame Sousatzka sein Klavierspiel in langer, mühevoller Arbeit perfektionieren. Als Maneks Mutter den Job verliert, steht er vor einer schweren Entscheidung. Madame Sousatzka ist sowohl ein Film der Generationenkonflikte als auch ein Coming-Of-Age-Stoff. In der Hauptrolle brilliert Shirley MacLaine, die für ihre Leistung sogar den Golden Globe bekam. Die Musik Gerald Gouriets ist aufaufdringlich und dezent, passt sich damit sehr behutsam dem Geschehen an. Die DVD von CMV bietet den selten aufgeführten Film in sehr guter Qualität. Der Ton liegt wahlweise in deutscher und englischer Sprache vor. Wer auf anspruchsvolle, emotionale aber nie kitschige Unterhaltung Wert legt, der liegt hier genau richtig.


A Nightmare on Elm Street

Das Remake des Horrorfilmklassikers A Nightmare On Elm Street ist umstritten und kam nicht durchweg gut an. Steve Jablonskys Musik überrascht aber durch einen sehr intimen Höreindruck. Zwar fehlen auch hier nicht die großflächigen Klangtapeten und Streicherpassagen des heutigen Horrorkinos, doch wirken diese hier geradezu feinfühlig. Das Thema A Man Named Fred Krueger ist hierfür ein gutes Beispiel. Es beginnt grobmaschig, wird im Verlauf der fünfminütigen Spielzeit aber zu einem Wechselspiel aus Streichern und unterschwellig abgemischtem Chor. Ähnlich aufgebaut ist auch der neue Main Title, der Charles Bernsteins Originalthema ansatzweise zitiert. Ein direkter Vergleich zwischen der Musik des 1984 entstandenen Originals und der des Remakes würde ins Leere laufen. Bernsteins Synthesizer-Score hatte bei aller Spannung etwas Rhythmisches, das immer wieder von schrillen Soundfetzen durchzogen war. Die Musik zum Remake ist das genaue Gegenteil, wirkt aber genauso stimmig und nachvollziehbar. Insgesamt fehlen der neuen Musik leider im Gedächtnis haften bleibende Themen, wie sie Charles Bernstein im Original gelungen sind. Allerdings soll das Remake das Phänomen Freddy Krueger für eine neue Filmgeneration schmackhaft machen, was musikalisch auf jeden Fall gelungen ist. Bei Warner erschien der Film nun auf DVD und BluRay, in jeweils sehr guter technischer Qualität. Dazu findet sich noch ein Special, indem es unter anderem ausführlich um den neuen Freddy-Krueger-Darsteller Jackie Earle Haley geht. Der Ton liegt wahlweise in Deutsch und in Englisch vor.


Der Exorzist

William Friedkins Der Exorzist zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Filmen des phantastischen Genres. Die Geschichte eines in der Glaubenskrise steckenden Priesters, der an einem jungen Mädchen einen gefährlichen Exorzismus durchführen muss, inspirierte zahlreiche Filmemacher und löste eine ganze Flut an ähnlich gelagerten Filmen aus. Der vor einigen Jahren erschienene längere Director’s Cut fügte einige in den siebziger Jahren bereits vor Kinoeinsatz entfernte Szenen und zusätzliche Spezialeffekte mit ein. Nicht wenige sind der Ansicht, dass der neuen Fassung der Schrecken und die Unmittelbarkeit der Originalversion fehlt. Die originale Urfassung erschien bereits 1999 auf DVD. In beiden Fassungen kongenial eingesetzt werden die seriellen, für viele Hörer ungewohnten Musiken von Komponisten wie Hans Werner Henze oder Krzysztof Penderecki. In der jüngeren Vergangenheit erschienen zahlreiche Veröffentlichungen des Director’s Cut, doch die vor knapp zehn Jahren erschienene DVD blieb bisher die einzige Auflage der bekannten und beliebten ersten Verleihfassung. Nun endlich bringt Warner auch in Deutschland beide Fassungen als Doppel-DVD und BluRay-Set heraus. Die Bildqualität ist auf beiden Medienvarianten hervorragend, zudem enthält die Originalfassung auch die herausragende deutsche Kinosynchronfassung. Der Ton liegt wahlweise in Deutsch und in Englisch vor. Für Filmfans ist die DVD ein wirkliches Muss!


Flesh Gordon

Flesh Gordon ist eines dieser Beispiele aus einer Filmepoche, in der (fast) alles möglich war. Konzipiert als Pornofilmparodie auf die Flash-Gordon-Serials der Dreißiger Jahre mit Buster Crabbe, mit Spezialeffekten, Monstern und Stop-Motion-Animation ambitionierter Filmschulstudenten und gegen- und gleichgeschlechtlichen Sexszenen. Nun, die Hardcoreszenen wurden in den wilden Tagen des Kulturkampfes gegen den Pornofilm, siehe die öffentliche Debatte und den Prozess um Deep Throat, vom Gericht einkassiert, die Struktur des Films sowie einige Establishing Shots verraten aber für geübte Augen die Herkunft des Streifens. Glücklicherweise funktioniert Flash Gordons Kampf gegen die erdbedrohenden Impotenzstrahlen des Planeten Porno auch bestens ohne dieses explizite Material und liefert ein prädestiniertes Beispiel für ein filmisches „guilty pleasure“. Der Film fasziniert mit seiner charmanten Ungeschliffenheit, Direkt- und Einfachheit, hat den inszenatorischen wie dramaturgischen Konsens noch nicht inhaliert. Zudem punktet er mit seiner Konsequenz und dem Einfallsreichtum der Sexualisierung eines Superhelden sowie sämtlicher Merkmale des Genres. Von einem Raumschiff in Phallusform, Penissauriern bis hin zu Vergewaltigungsrobotern ist alles vertreten. Die beiden Regisseure schaffen es nach den ersten etwas bedächtigeren zwanzig Minuten auch, für eine angemessen straffe Regieleistung zu sorgen. Und die Stop-Motion-Effekte sind eine liebevollen Reminiszenz an Willis O’Brien und Ray Harryhausen, deren phantasievolle Arbeiten mehreren Generationen angenehme Kinostunden beschert haben. Ralph Ferraros Musik ist entsprechend überschwänglich und klingt nach typischem Siebziger-Jahre-Zeitgeist. Sechzehn Jahre später lieferte Howard Ziehm noch einen Ableger nach, ein Update für die angehenden 90er Jahre, der die Atmosphäre einer anderen Zeit widerspiegelt. Flesh Gordon 2 – Schande der Galaxis reicht dabei nicht an den von Experimentiergeist beseelten Ursprungsfilm heran. Der Film wirkt etwas zu „gewollt“, was jedoch nicht heißt, dass er eine Enttäuschung ist. Dafür hat Teil 2 dann doch ein paar ansprechende und skurrile Ideen zu viel an Bord. Auch musikalisch dominieren hier Achziger-Jahre-Synthpopelemente. Beide Filme gibt es auf einer DVD von CMV, die an Extras mit einem Audiokommentar der beiden Regisseure zum ersten Teil, Trailer für beide Filme, sowie dem alten deutschen Vor- und Abspann des ersten Teils aufwarten kann.