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„Die österreichische Filmmusik verstärkt in den Fokus rücken.“

Am 17. September lädt der Österreichische Komponistenbund (ÖKB) zur Film Composer’s Lounge in den Jazzclub Porgy & Bess ein. In zahlreichen Liveacts wird die österreichische Film- und Medienmusikwelt dem Publikum durch Performances zum bewegten Bild erlebbar gemacht. Musikalische Gäste sind u.a. die Formation Naked Lunch (Universalove), David Hebenstreit (Die Vaterlosen), Hans Wagner (Local Heroes), Herbert Tucmandl (Atmen).
Den feierlichen Höhepunkt stellt die Verleihung des Wiener Filmmusikpreises 2011 dar. Dieser von der Stadt Wien gestiftete und mit 7.000 € dotierte Preis richtet sich an junge österreichische Komponisten, die dazu aufgerufen wurden, ihr Können anhand von Ausschnitten aus aktuellen heimischen Produktionen abzurufen. Die Cinema Musica sprach mit dem Organisator Alexander Kukelka, Vizepräsident des ÖKB.


Alexander Kukelka

Cinema Musica: Der österreichische Film scheint im Aufwind. So hat Die Fälscher 2009 den Oscar gewinnen können und Michael Haneke ist einer der angesagtesten Regisseure Europas, Dokumentarfilme wie We feed the World oder Darwin’s Nightmare finden weltweit ihr Publikum. Wie steht es aus der Sicht eines Insiders wirklich um den österreichischen Film und wie steht es um die Filmmusik?

Alexander Kukelka: Nun, dieser Aufwind ist nicht nur Schein. Der Österreichische Film, im Besonderen die Wiener Filmakademie, hat, seit Nordrand von Barbara Albert, im Ausland und auch in Hollywood einen ganz hervorragenden Ruf. Genauso gibt es und gab es bei uns ganz außerordentliche (film)musikalische Talente. Schön wäre es natürlich, wenn man sagen könnte, je besser es dem österreichischen Film geht, desto besser geht es auch der heimischen Filmmusik. Grundsätzlich wäre das stimmig, denn Filmmusik entsteht durchgehend auf der Grundlage eines Films und die Basis dafür ist der geeignete Stoff. Will man also den Stellenwert von Musik im Film generell heben, so muss man das eigentlich über das Buch betreiben. Dies bedarf natürlich gehöriger Bewusstseinsarbeit.
Hier im Land steht man aber – historisch bedingt – einem gehobenen Unterhaltungs-Begriff – wie ihn der breite internationale Spielfilm repräsentiert – teilweise immer noch reserviert gegenüber bzw. muss dies vielleicht auch immer noch tun. Vor allem versteht sich das Kulturland Österreich traditionsgemäß eher als Konzert-Land und ist sich seiner künstlerischen Potenz und historischen Vorreiterrolle in Sachen Neue Musik, geschweige denn in Sachen innovative Film- und Medienmusik eher bis gar nicht bewusst. Man zehrt hierzulande lieber von den schöpferischen Ressourcen der Vergangenheit – das erscheint risikoärmer. Dabei entspricht dies überhaupt nicht der Realität. Es gibt hier die unglaublichsten Musiken aller Genres – die auffallendsten aktuellen, filmmusikalischen, stellen wir am 17. September in unserer Film Composer´s Lounge vor. Demzufolge lassen die hiesigen Produktionsbedingungen weder mit deutschen noch internationalen Verhältnissen vergleichbar für die meisten Talente und damit meine ich Film- und Filmmusikschaffende gleichermaßen oft ein so wichtiges kontinuierliches Arbeiten nicht zu. Dank dem Engagement vieler heimischer Film-Produktionen, die gegen diesen historischen Ballast antreten und alles riskieren, gelingt es in letzter Zeit jedoch zunehmend, den „Aufwind“ des Neuen Österreichischen Films zu nützen und damit auch österreichische Filmmusik verstärkt in den Fokus zu rücken.

Was wären deiner Meinung nach, die zentralen Themen, über die bei der Film Composer’s Lounge gesprochen werden sollten? Was wäre, an allem, was die Teilnehmer von der Veranstaltung mitnehmen können, dein Wunschergebnis?

Zu den Hot Topics unserer Bemühungen zählt vor allem die essentielle Vernetzung von Film- und Musikschaffenden. In erster Linie ist die Film Composer´s Lounge des ÖKB ein Konzertformat, bei dem wir heimisches Filmmusikschaffen live zur Leinwand präsentieren und damit hoffentlich wesentlich zur Sichtbarmachung der Musikschaffenden hinter dem Gesamtkunstwerk Film beitragen können. Darüber hinaus versteht sich die Film Composer´s Lounge als Branchenplattform, über die wir die österreichische Film- & Medienmusik insgesamt näher an die Filmlandschaft heranrücken und in einen kreativen, vermehrt auch in einen musikwirtschaftlichen Diskurs bringen wollen. Wesentliche Grundlage dafür ist die neu errichtete Arbeitsgruppe Film- & Medienmusik des ÖKB, in der wir alle relevanten Köpfe der österreichischen Film- & Medienmusik-Branche versammeln konnten. Dass dies gelungen ist, ist für mich persönlich wirklich außerordentlich erfreulich. Eine weitere Schnittstelle für all unsere Aktivitäten in diesem Herbst, ist das, in breiter Kooperation errichtete, Internationale Filmmusik Symposium an der MdW Wien, inklusive einer hochkartätigen Akademie für Film- und Filmmusikschaffende gleichermaßen.
Mein Wunschergebnis aber ist ganz sicherlich, dass – nicht nur im Rahmen unseres Formats – effektiv erfahrbar wird, was Musik im Film grundsätzlich schafft und wie Musik den Film insgesamt in seiner Wahrnehmung heben und damit die künstlerische und wirtschaftliche Risikofreudigkeit erhöhen kann.

Der Wettbewerb „Wiener Filmmusikpreis“ richtet sich speziell an junge KomponistInnen. Was sind deine Erwartungen an die Arbeiten der kommenden Filmkomponisten-Generation?

Ich würde sagen, unser Land zeichnet unter anderem aus, dass es eben nicht Hollywood ist. Was hier zählt, ist der besondere Klang und der spezielle europäische Zugang – the European Touch. Dieser ist wirklich einzigartig und lässt sich, wie man sieht, auch erfolgreich nach außen tragen. Es muss den Filmmusikschaffenden hierzulande möglich gemacht werden, kontinuierlich sowohl klein dimensioniert, unglaublich engagiert und verspielt, als auch großformatig, am internationalen Markt geschärft, arbeiten zu können. Die Jungen drängen eigentlich alle in die (Film-)Branche, wobei hier vor allem die Musikschaffenden sehr vehement unterwegs sind. Der „Wiener Filmusik Preis“ ist dafür wichtiges Werkzeug und Zeichen an den Nachwuchs. Die mehr als hundertzwanzigprozentige Steigerung der Wettbewerbsteilnehmerzahl, allein im letzten Jahr, zeugt von der unglaublich breiten Resonanz auf unsere Ausschreibung. Für heuer erwarten wir demzufolge in etwa 250 Einsendungen – österreichweit. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist unsere Aufgabe junge Talente sichtbar zu machen um Ihnen damit den Anschluss an den nationalen & internationalen Markt zu ermöglichen. Eine solide film- und filmmusikalische Ausbildung vorausgesetzt.

Die Film Composer’s Lounge ist nur der erste Akt einer ganzen Woche Filmmusik, die am Freitag, den 23. September mit Hollywood in Vienna ihren Abschluss findet.
Die International Film Music Days Vienna (FIMU) sind ein gemeinsames Projekt von ÖKB, Best of Film Music (Veranstalter von Hollywood in Vienna), EU XXL Film und der Universität für Musik und darstellende Kunst (MdW).
Weitere Infos unter www.composerlounge.at
und www.fimuvienna.com
Alexander Kukelkas Homepage

Foto: © ÖKB