
Silva Screen Records SILCD 1369 [59:22 / 19 Tracks]
Es gibt Scores, da weiß man selbst nach mehrmaligem Hören nicht, worum es dem Komponisten eigentlich geht und was er sagen will. Andere wiederum brauchen dafür nicht mehr als drei Töne. Tinker Tailor Soldier Spy ist einer von diesen anderen. Alberto Iglesias benötigt nur drei Klaviertöne, um seine Musik thematisch als Spionfilm zu verorten. Mit nur drei Tönen definiert er auch die Art der Handlung: keine oberflächliche Action, sondern ein intelligenter Thriller.
Nach The Constant Gardener ist es bereits das zweite Mal, dass sich Iglesias mit einem Stoff von John Le Carré auseinandersetzen darf und wieder einmal zeigt er, dass er den Altmeister des Spionageromans zu verstehen scheint. Spionage ist bei Le Carré und Iglesias keine Welt der Helden, sondern eine Welt der Geheimnisse. Und so scheint jede Note des Scores ein Geheimnis in sich zu tragen. Ein einfaches Klavierstück, bei dem die Tasten sehr vorsichtig gespielt werden und so einen weniger vollen, aber sehr geheimnisvollen Klang erzeugen, steht im Zentrum eines atmosphärisch sehr dichten Scores, der sich, quasi um die Ecke schleichend, im Ohr festsetzt.
Schon beim letzten Mal, als Iglesias einen John Le Carré-Stoff vertont hat, hat ihm das eine Oscar-Nominierung eingebracht.
Das könnte durchaus wieder drin sein… und vielleicht sogar mehr
★★★★☆
David Serong