Werbung

powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Wie im Himmel (Stefan Nilsson)

Normal Records 284 (15 Tracks/41:25 Min)

Selten sind die Momente, in denen ein Film uns emotional sehr berührt und überrascht. Wie im Himmel ist so ein Fall. Der Film läuft in den Husumer Kinos bereits in der 40. Woche!! So etwas macht mich eigentlich stutzig und ich meide den entsprechenden Film. Beim schwedischen Kay Pollack Film habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich habe es nicht bereut! Die ersten zehn Minuten sind etwas öde und die letzten fünf Minuten zu schwülstig, doch der Rest ist atmosphärisch und stimmig.
Der weltbekannte Dirigent Daniel Dareus erlebt nach einem Konzert einen Zusammenbruch und tritt seinen Rückzug vom Konzertleben an. Es zieht ihn in sein Heimatdorf, wo er den Kirchenchor übernimmt und den Laiensängern die Musik näher bringt. Mit seiner Begeisterungsfähigkeit und seiner Hingabe an die Musik wird er bald zu einem Fixpunkt der kleinen Dorfgemeinschaft, die sich in glühende Verehrer und wütende Feinde teilt. Als er zarte Liebesbande mit der hübschen, blonden Lena anknüpft, treten sofort Neider und Eifersüchtige auf den Plan.

Neu ist die von Kay Pollack erzählte Geschichte zwar nicht, sie ähnelt in Ansätzen Brassed Off, doch zeichnet sich der schwedische Beitrag durch seine herrlichen Landschaftsaufnahmen und das harmonische Zusammenspiel der Hauptdarsteller aus. Besonders Frida Hallgren (Lena) mit ihrem jugendlichen Charme und ihrem bezaubernden Lächeln hat mich nachhaltig beeindruckt. Dabei wirken die Beziehungen, die romantische Liebesgeschichte und das konservative Dorfdenken, nicht aufgesetzt. Musik verbindet und über die Chormusik, die den Zusammenhalt der Gruppe stiftet, entwickeln sich die Einzelnen zu starken Persönlichkeiten, die ihrer persönlichen Hölle entfliehen können. Aus unsicheren, schwachen und unterdrückten Menschen werden selbstbewusste Charaktere. Sehr schön wird dies am Beispiel von Gabriella erzählt, einer Frau, die in ihrer Ehe Qualen durchlebt, von ihrem Mann unterdrückt und geschlagen wird. In der Chorgruppe tritt sie hervor und wird doch einen solistischen Beitrag gestärkt. Im Schutz der Gemeinschaft bringt sie schließlich auch den Mut auf, ihren Peiniger zu verlassen.
Für diesen zentralen Moment der Geschichte komponierte Stefan Nilsson einen wunderschönen Song, Gabriella´s Song, der von der Darstellerin Helen Sjöholm selbst gesungen wird. Sie ist eine erfolgreiche Sängerin und Musicaldarstellerin.
Ihre Musical-Karriere begann 1995 als Kristina in Benny Anderssons’ und Björn Ulvaeus’ „Kristina from Duvemala“. Danach sang sie in anderen beliebten Musicals wie „Chess“ und „Les Misérables“.

Die Filmmusik von Stefan Nilsson untermalt die Handlung mit passender Musik. Sie ist für ein kleines Ensemble geschrieben und wirkt nie kitschig oder aufgesetzt. Es handelt sich um eine typisch skandinavische Musik, die ihre Herkunft nicht verleugnet. Man meint nicht nur folkloristische Momente in ihr zu hören, nein auch den typischen Abba-Sound kann sie kaum verbergen. Nordische Filmmusik ist einmalig.

Die bei Normal Records erschienene CD fängt die Momente des Films sehr schön ein. Der Score setzt sich aus der Filmmusik, den im Film gesungenen Chormusiken, den beiden Songs (Gabriella´s Song und Lena´s Song) und einigen Klassikauszügen zusammen. Die 40 Minuten lassen den Film und die Gefühle vor dem geistigen Auge Revue passieren.
Im Handel sind zwei unterschiedliche CDs erschienen. Neben der „normalen“ Soundtrack CD gibt es inzwischen eine erweiterte CD mit zwei Bonus-Tracks. Diese CD beinhaltet die im Film gesungenen Songs. Diese unterscheiden sich deutlich von den Studioversionen, die glatt und auf Kommerz getrimmt sind. Wer es authentischer möchte, sollte auf diesen Unterschied achten.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆
Bernd Klotzke