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Mein Name ist Eugen (Adrian Frutiger und Diego Baldenweg)

Sony BMG 628767323352 (40:15/23 Tracks)

Klaus Schädelins Mein Name ist Eugen ist seit Jahrzehnten aus Schweizer Kinderbuchregalen kaum wegzudenken und angesichts der Popularität, welche die Geschichte über vier Berner Lausbuben geniesst, dauerte es überraschend lange, bis eine Verfilmung des Stoffes realisiert wurde. Letzten Herbst nun kam die von Kritik und Publikum gleichsam gelobte Adaption in die heimischen Kinos.

Hauptverantwortlich für die musikalische Gestaltung des Streifens zeichnet Adrian Frutiger. Die bekannteste Arbeit des 1971 in Zürich geborenen Frutiger dürfte Nacht der Gaukler sein, die mit dem „Förderpreis der Filmmusikbiennale Bonn“ ausgezeichnet wurde.

Seine kompositorischen Fähigkeiten wurden beim Eugen jedoch nicht bis an die Grenzen gefordert, und einen Preis wird es dafür kaum geben. Denn die Originalmusik, die er gemeinsam mit Diego Baldenweg kreiert hat, taucht in meist nur kurzen Tracks auf, die insgesamt eine bescheidene Spielzeit von etwas mehr als 10 Minuten ergeben. Der mit buntem Schlagwerk und skurrilen Vokalisen garnierte Mix aus Rock ‘n’ Roll, Lounge, hipper Folklore und anderen Spielarten der Unterhaltung sorgt aber immerhin für vergnügliche Kurzweil. Wie die unkonventionelle visuelle Gestaltung des Filmes dient die Musik in erster Linie dazu, die heile Welt der Sechziger Jahre, als sich VW Käfer und Citroën DS noch den Gotthardpass hinaufquälten und Eisenbahnwagen noch von Krokodilen gezogen wurden, auf ironische Weise zu unterminieren.

Das gilt auch für den Rest des Programms, der sich ebenfalls dem Kontrast von einst und jetzt unterwirft. Kinderchöre mit altbekannten Weisen sind da zu hören, und mit Interpreten wie Vico Torriani, Bossbuebe, Mani Matter und Michael von der Heide wird ein Stück schweizerische Musikgeschichte abgedeckt. Zusammen mit bekannten Instrumentals wie Java und Sentimental Journey sowie eingestreuten Dialogfetzen entsteht – nicht zuletzt auch wegen der ineinanderfliessenden Tracks – eine Collage, die eigentlich gar nicht zusammenpassen dürfte aber irgendwie trotzdem funktioniert und zum sporadischen Wiederhören einlädt, wenn auch nicht primär aus filmmusikalischen Gründen. Um dieser CD jedoch etwas abgewinnen zu können, erfüllt man idealerweise zwei Voraussetzungen: man kennt den Film und (wer hat es während des Lesens der bisherigen Zeilen nicht schon geahnt?) man ist Eidgenosse.

Bezüglich der zweiten Voraussetzung sind die Produzenten aber vermutlich anderer Ansicht, scheint doch der Schriftzug „Original Motion Picture Soundtrack“ auf dem Cover eine internationale Kundschaft anzuvisieren. Dabei wäre hier meiner Meinung nach so etwas wie „D’Originaumosig os em Föum“ weitaus passender gewesen.

Bewertung: ★★
Andreas Süess