
(39 Minuten / 19 Tracks)
Neulich mit meiner englischen Freundin Sarah.
„Hast du gesehen? Es gibt jetzt ein Bollywood-Musical!“
„Yes. Noch so ein Hype.“
„Gehen wir hin?“
„Ich weiß nicht. Das Plakat ist pink. Und sie werfen alles in einen Topf.“
„Wie ein gutes Curry.“
„Ja, aber die mischen sozusagen mildes punjab Tandoori mit scharfem Masaman aus Thailand. Es sind Songs aus Filmen, aber sie haben überhaupt nichts miteinander zu tun.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel es gibt „It's time to disco“aus Kal Ho Naa Ho – das war dieser moderne Film, der in New York spielte. Der eigentliche Titelsong war „Pretty Woman“ aber das hätte natürlich nicht gepasst. Und dann sind aber auch Songs von Kabhie Kushie Kabhie Gham dabei und ich verstehe nicht, was das soll – es ist das komplette Gegenteil, eine traditionelle „Kriegen sie sich, kriegen sie sich nicht-Geschichte“.“
„Stimmt, das ist komisch. Muss eigenartig sein, wenn sich Leute den Film angucken, die Hindi verstehen. Das macht ja untereinander textlich überhaupt keinen Sinn.“
„Ich glaube ein paar Texte sind sowieso Bengali. Aber Inder werden sich sowas auch weniger anschauen. Verhält sich zu Indien so wie Giogio DiDento zu Italien.“
„Erinner mich nicht daran. Was glaubst du haben die für eine Zielgruppe?“
„Menschen, die bunte Farben mögen. Hippies, Multikultiverfechter, Indien-für-romantisch-Halter. Freunde von Popmusik, die Oliver Kalkofe besser beschreiben kann als ich und kleine Mädchen, die Bindis und Hennafarben für hautverträglich und hübsch halten. Und das allerallerschlimmste ist: Sie verkaufen auch noch Klingeltöne.“
„Nun sei doch nicht so, vielleicht ist es ganz lustig.“
„Hmm, ja, hast recht. Es ist lustig. Es ist ein bißchen wie Karaoke: Peinlich, aber lustig. Aber es hat unter Garantie nichts mit Bollywood als Filmgenre – wenn es sowas überhaupt gibt – zu tun, geschweige denn mit Indien.“
„Also gehen wir nicht rein?“
„Doch. Aber nicht nüchtern.“
Bewertung: ★★
Jessica Riccò