
Disney (EMI) B000FVGMNI
(31:14 / 10 Tracks)
Disney Songs sollte man nicht unnötig covern. Das hat nichts damit zu tun, dass gute Musiker nicht zu guten Arrangements fähig seien. Sicher ließe sich unter musikalischen Gesichtspunkten sogar ab und an etwas verbessern. Die Enttäuschung des Hörers oder besser: (des mir verhassten Begriffs) inneren Kindes ist zu schmerzhaft, wenn klar wird, dass die Stimme dieser Zeichentrickfigur gar nicht echt war, sondern austauschbar und mehrsprachig.
1966 nahm Louis Armstrong zehn Disneysongs auf, die nun neu aufgelegt wurden. Und ganz abgesehen vom doofen inneren Kind stellt sich dann ja auch die versnobbte, erwachsene Frage, wer hier eigentlich wem gerecht werden muss. Dazu nur so viel: Sogar Ute Lemper, die 1989 Deutschland gegenüber noch nicht eingeschnappt war, konnte für fünf Minuten nur wie eine harmlose Polly Peachum klingen und gab eine gute Meerjungfrau Arielle ab. Und der Übergang vom gemütlichen Jazz-Opa Armstrong zu Balu dem Bären ist ja eh viel geringer. Mit “Zip-A-Dee-Doo-Dah” (aus Onkel Remus Wunderland) und “Bibbidi-Bobbidi-Boo” (aus Aschenputtel) konnte Armstrong in altgewohnter Weise scatsingen, das am schönsten im “Chim Chim Cher-Ee” aus Mary Poppins. An diesem Song waren kaum Schrauben nachzuziehen, Julie Andrews und Dick van Dyke bekamen dafür immerhin einen Oscar. Um den eigenen Stil nicht völlig sieben Zwergen oder anderen Märchenfiguren zu unterwerfen, hat Satchmo zwei Solos einbauen können. Dadurch ist „Disney Songs the Satchmo Way“ nicht nur eine schöne Zeitreisenplatte für Ausgewachsene, sie kann auch ein Einstieg sein zu Louis Armstrong und wen er nicht alles geprägt hat. Es ist schade, dass es von diesem Kinderkitsch keine Nachfolger geben wird, “Hakuna Matata” oder “Sei hier Gast” hätten auf Trompete sicher auch schön geklungen.
Bewertung: ★★★
Jessica Riccò