
Wenn man die Menge an Journalisten, die zur einer Pressekonferenz kommt, als Maßstab nimmt, inwieweit ein Wettbewerbsfilm angekommen ist, so schlägt Robert de Niros The Good Shepherd Soderberghs The Good German recht eindeutig. Der Ballsaal des Hyatt-Hotels in Berlin, in dem man die Bühne für die Pressekonferenzen aufgebaut hat, war randvoll. Selbst auf den Gängen zwischen den Stuhlreihen war kaum noch Platz. Zum Glück bestanden die Fernsehteams darauf, dass sich alle zur Not auf den Boden setzen sollten, so dass man trotzdem guten Blick auf die Stars von Der gute Hirte. Regisseur und Nebendarsteller Robert de Niro, Hauptdarsteller Matt Damon und von der deutschen Seite Martina Gedeck, die dem Film einen eindrucksvollen Kurzauftritt beigesteuert hat. Der Film, der die Geschichte der CIA oder vielmehr eines ihrer Agenten von deren Anfängen nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur gescheiterten Invasion von Exilkubanern in der Schweinbucht (1961) erzählt, überzeugt durch eine gut konstruierte und erzählte Handlung, durch eine sehr gute Charakterzeichnung und durch seine gute Cast. Schauspieler/ Regisseur De Niro weiß wohl, wie man mit seinen Schauspielern umgehen muss, um die beste Performance aus ihnen herauszubekommen. Martina Gedeck, die Außenstehende, konnte dies nur bestätigen, als Theaterschauspielerin ist sie ganz andere Regietypen gewöhnt. Die Musik stammt von dem Newcomer Marcelo Zarvos und Bruce Fowler, der eigentlich mehr als Orchestrator – unter anderen für John Powell und Harry Gregson-Williams – arbeitet. Ihre Musik gibt der Hauptfigur einen treibenden Grundrhythmus als musikalisches Merkmal auf den Weg, bleibt aber sonst melodisch und thematisch eher unauffällig und funktional. Ursprünglich war James Horner vorgesehen, aber mit ihm wäre eine so zurückgenommene Musik wohl kaum möglich gewesen.
Matt Damon diesmal als Schreibtischtäter
Achtmal für den französischen Filmpreis César nominiert, passt der Film Lady Chatterley selbstverständlich perfekt auf die Berlinale. Es ist die Verfilmung des erotischen Romans und Skandalbuches von D.H. Lawrence über die Liebe einer jungen Adeligen zu dem Wildhüter ihres Mannes. Der Skandal lag 1928 nicht bloß im zugrunde liegenden Klassenunterschied, sondern auch in der expliziten Beschreibung der sexuellen Aktivitäten der beiden Liebenden. Ursprünglich für das Fernsehen gedreht ist die Verfilmung von Pascale Ferran in dieser Beziehung nicht pornographisch, sondern eher sachlich. Unter dieser Sachlichkeit leidet der Film, es ist so nämlich nicht nur der Sex, der uninspiriert wirkt, sondern über weite Strecken der gesamte Film. Immer wieder derselbe Blick der Hauptdarstellerin in die Weite oder den Himmel oder die Blumen auf der Wiese bringt emotional einfach nichts. Der Film hätte einfach mehr Musik gebraucht. Zumal die Musik, von Béatrice Thiriet komponiert, allerdings nicht bei den acht César-Nominierungen dabei, nicht schlecht ist. Sie hat ein schönes und emotionales Hauptthema, wirklich gelungene Musikeinsätze kann man allerdings an einer Hand abzählen und viel zu oft fehlt sie einfach. So vergehen die 160 Minuten des Filmes doch ziemlich schleppend. Das Schlimmste an diesem Film ist allerdings der Versuch, dem Zuschauer weiß machen zu wollen, dass man, um aus Südfrankreich eine mittelenglische Landschaft zu machen, es reiche aus, ein paar Ortschilder aufzustellen.