Werbung

powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Filmsymphonic - Filmmusik in Concert... oder auch nicht?

Nein, zu den herausragenden Highlights in der Bremer Konzertgeschichte wird er sicher nicht gezählt, der Auftritt von Dirigent Hobart Earle und seinem „Global Symphony Orchestra“. Allenfalls das Prädikat „weitgehend gelungene Vorstellung“ darf dem Maestro für die Vorstellung des Projekts „Filmsymphonic – Filmmusik in Concert“ verliehen werden. Dabei konnte Earle kaum etwas dafür. Seine Präsentation und die Leistung seines Orchesters überzeugten. Weniger hingegen die Werbung der Tourveranstalter, deren Aussagen am Ende nicht mit der Leistung übereinstimmten.

Großformatige Anzeigen in Tageszeitungen hatten die dreiteilige Tour (Hamburg, Bremen, Oberhausen) schon Monate vorab als das „spektakulärste Filmmusikkonzert der Gegenwart“ angekündigt. Nicht nur 100 Musiker sollten anrücken, auch eine „große Multimediashow“ und „hollywoodreife Laser-, Licht- und Pyroeffekte“ geboten werden. Ein mächtiges Spektakel also, das die Eintrittspreise zwischen 29 und 68 Euro durchaus zu rechtfertigen schien.

Der Veranstaltungsort hingegen passte nicht so recht zum vollmundig angepriesenen Event. Die Bremer „Halle 7“ ist nichts anderes als ein ausdrucksloser industrieller Messehallen-Zweckbau. Dass hier die Akustik starker elektronischer Verstärkung bedarf, konnten sich die meisten Besucher schon im Vorfeld ausrechnen. Zu gut zwei Dritteln füllte sich Halle am Veranstaltungsabend.

Mit professionellem Engagement spulte sich das Programm ab – teils mehrere Tracks aus Filmen wie Superman, Dr. Schiwago, Harry Potter oder Der Pate, Goldfinger gaben die Spieler zum Besten. Besonders Kompositionen von John Williams (In einem fernen Land, E.T. etc.) hatte Earle ausgesucht. Die kurzen Anmerkungen und Anekdoten, die der in Wien studierte Amerikaner gelegentlich im perfekten Deutsch zum Besten gab, verliehen der Veranstaltung etwas individuellen Charme. Für Gänsehautfeeling sorgte die Interpretation der Violinenstücke aus Schindlers Liste durch einen 17-Jährigen Geiger aus Odessa/Ukraine. Weniger überzeugen konnte Constanze Brüning mit dem Stück My heart will go on aus Titanic. Ihre ausgebildete Opernstimme überzeichnete deutlich das von Celine Dion so stark geprägte Stück. Trotzdem: Musikalisch überzeugte das gesamte Ensemble weitgehend.

Weniger hingegen die Bühnentechnik. Verzeihlich, dass die Projektionen auf den Leinwänden immer wieder Ausfälle zu verzeichnen hatten. Ärgerlich waren hingegen die schlecht positionierten Scan-Scheinwerfer, die das Publikum regelmäßig blendeten. Ansonsten konnte die Show zur Musik nicht trumpfen. Kaum Abwechslung bei den Lichteffekten, von Pyroeffekten keine Spur – und der einsame Laserstrahl, der vergeblich im kaum vorhandenen Disconebel versuchte, billige Effekte in die Luft zu zeichnen, war sicherlich alles andere als spektakulär. Jedes Multiplex-Kino bietet da mehr. Fast schon unverschämt: nicht alle der in der Werbung angekündigten Titel wurden auch gespielt. So fehlten zum Beispiel Der weiße Hai oder Spiel mir das Lied vom Tod – selbst bei den Zugaben. Es drängte sich der Verdacht auf, dass hier bei diversen Punkten aufgrund der mangelnden Hallenauslastung gespart wurde.

Für das kommende Jahr hat der Konzertveranstalter eine Wiederholung der Tour in Aussicht gestellt. Für die bereits bespielten Orte lassen sich Karten vorreservieren. Es bleibt die Hoffnung, dass dann die Werbung mit der Leistung übereinstimmt.

Michael Folwaczny