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Tonmeister Peter Fuchs über die Aufnahmen von Miklos Rózsas Spellbound

Sie waren Tonmeister bei der Einspielung für „Spellbound“. Können Sie für den Uneingeweihten, kurz erklären, was Ihr Aufgabenfeld alles umfasst?

Auswahl des Studios/Aufnahmesaales, Auswahl der Aufnahmetechnik, Aufstellung des Orchesters, Mikrofonierung, die eigentliche Aufnahme, Mischung/Mastering

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Und wie hat es Sie nach Bratislava verschlagen?

Nach Abschluß meiner Ausbildung an der School of Audio Engineering (SAE) in Sydney, Australien hatte ich das Glück, in einem speziell für Filmmusik renommierten Münchner Tonstudio als Assistent arbeiten zu können. Von dort aus führte der Weg über einen Zwischenstop an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und einem Jahr Arbeitsaufenthalt in London in die freiberufliche Tätigkeit als Tonmeister.
Der Kontakt nach Bratislava kam über einen deutschen Filmkomponisten zustande, der 2002 dort eine Orchesteraufnahme gemacht hat.

Was waren die Vorgaben von Intrada an den Klang? Oder, da Sie auch als Koproduzent aktiv sind: Wie war die Herangehensweise an den Klang?

Douglass Fake hat mir Phase 4 Aufnahmen von Decca aus den 70ern vorgespielt. Er hat mich ermuntert, mich an diesem Klang zu orientieren. Ich bin zwar ausgesprochener Decca-Fan, finde aber die früheren Aufnahmen aus den 50ern und 60ern viel ansprechender. Darüber hinaus kannte ich die drei früheren Intrada Excalibur Veröffentlichungen und es war klar, dass Spellbound klanglich in der Reihe bleiben sollte.
Letztendlich habe ich das Setup benutzt, das ich für alle großen orchestralen Filmmusikaufnahmen benutze: Eine Kombination aus Decca-Tree mit Auslegern (spezielle Hauptmikrofonanordnung entwickelt von Decca Ingenieuren in den 50er Jahren) und Stützmikrofonen.
Die Aufnahme wurde in 5.1 Surround (96 KHz/24 Bit) durchgeführt, veröffentlicht wird vorerst jedoch nur auf CD-Audio in Stereo.

Inwieweit haben Sie Sich mit den Originalaufnahmen aus dem Jahre 1945 für Ihre Arbeit beschäftigt und inwieweit haben diese Einfluss auf die Neuaufnahme genommen?

Der Klang der Originalmusik im Film hat uns alle sehr beschäftigt und wir haben während der Aufnahme oft mit der DVD verglichen, teilweise um Tempi zu klären, aber auch um Balancefragen zu klären. Ich habe ja die Mischung während der Aufnahme gemacht, das heißt eine nachträgliche Mischung der Mehrspuraufnahme (die ich gleichzeitig mitlaufen ließ) war nicht geplant.
Es war auch für den Dirigenten Allan Wilson sehr wichtig, mit der Originalmusik zu vergleichen, um Lautstärkeverhältnisse schon im Aufnahmesaal optimal anzupassen.

Authentizität war für alle Beteiligten oberstes Gebot, angefangen beim Notenmaterial für das Orchester, das freundlicherweise vom Selznick-Fund zur Verfügung gestellt wurde, über die Original-Dirigierpartituren (wir hatten keine Komplettpartituren, sondern erweiterte Klavierauszüge mit handschriftlichen Notizen zur Instrumentierung) bis hin zur Aufnahme eines Echten Theremin in London.

Andererseits kann man von einer Lichttonkopie aus dem Jahr 1945 keinen HiFi Klang erwarten. Es war nicht immer eindeutig zu klären, wie bestimmte Instrumentierungen oder Dynamiken wirklich waren. Auch war das Original nicht immer hilfreich, wenn zum Beispiel Dialog oder Geräusche sehr laut waren. Doug war beispielsweise absoluter Posaunen-Fan und hat mir immer gesagt, ich solle die Posaunen noch lauter machen, weil sie ja im Film auch so laut wären. Das kann man auf einer CD-Produktion aber so nicht machen und ich habe möglichst diplomatisch versucht, entsprechend gegenzusteuern…

Ich denke, wir haben nun eine sehr gelungene Kombination aus altem und neuem Klang, definitiv anders als andere Neueinspielungen oder Klassikaufnahmen. Der Sound auf dieser Spellbound CD wird sich nahtlos in die Intrada Excalibur Serie einfügen.

Sind weitere Veröffentlichungen in Hinsicht auf Miklos Rózsas 100sten Geburtstag geplant?

Intrada und Tadlow haben sich letzte Woche gegenseitig den Vortritt bei El Cid gelassen…
Ansonsten darf man gespannt sein!

Als Tonmeister haben Sie schon alle möglichen Produktionen von der kleinen deutschen TV-Produktion bis zum Hollywood-Blockbuster betreut. Was macht für Sie den Unterschied zwischen diesen Produktionen aus und inwieweit ist so eine Aufnahme für einen Klassiker etwa anderes?

Zwischen deutschem TV und Hollywood Kino mache ich bei meiner Arbeit keinen Unterschied.
Wenn die Budgets größer sind, miete ich manchmal Ausrüstung hinzu, um klanglich noch mehr herauszuholen und „L.A.-London kompatibel“ zu sein.
Einen Klassiker wie Spellbound aufzunehmen bedeutet vor allem, die definitive Einspielung zu machen, nach uns wird das wohl niemand mehr tun.

Welche Filme stehen bei Ihnen als nächstes auf der Auftragsliste?

Die Filmtitel kenne ich noch nicht alle, aber die Komponisten werden unter anderem sein:

Tom and Andy (P2)
Stephen James Taylor (When Others Wavered)
Tyler Bates (Day of the Dead)
Jessica Derooij (Postal, Blood Rayne 2- Deliverance)
Ryan Shore
Dan Jones

Herzlichen Dank für das Interview

Tipps und Links
Die Homepage von Peter Fuchs
Videoclips mit Making-Of Passagen und Interviews der Beteiligten unter Intrada