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Die Hollywood-Verschwörung - Hollywoodland (Marcelo Zarvos)

Varèse VSD 6754 [44:33/19 Tracks]

Hollywoodland ist das Spielfilmdebüt des TV-Regisseurs Allen Coulter (Sopranos, Sex and the City, X-Files)und es könnte ambitionierter nicht sein. In einem Film-Noir-Setting erzählt es von der entscheidenden Umbruchsphase Hollywoods – dem langsamen Dahinscheiden des alten Studiosystems – anhand des ungelösten Mordfalls George Reeves, dem Superman der originalen TV-Serie. Ben Affleck spielt Reeves, dem Hören nach, auf den Punkt genau als Schauspieler alter Schule; Schauspielerei als Technik, die mehr mit Körper- und Sprachbeherrschung und Timing zu tun hat, denn mit dem Eintauchen in selbst erlebte Emotionen des Method Acting. Adrien Brody spielt den ermittelnden Privatdetektiv und Diane Lane die obligatorische Femme Fatale. Denn natürlich ist auch dies wieder ein Film über die dunkle Seite Hollywoods: Hollywood Babylon again. Stilistisch ist der Film wohl eher Film Noir light, weit entfernt vom barocken Film Noir-Pastiche von Brian De Palmas Black Dahlia.

Der Score ist entsprechend zurückhaltend elegisch mit jazzigen Untertönen. Morbide Streicher werden von langsam laufenden Bässen begleitet, gelegentlich verirrt sich eine verlorene Trompete in die schwermütigen Arrangements. Das erinnert hier und da an das sub-Miles Davis/Gil Evans-Scoring von Mark Isham, aber ohne die käsigen Synthies und deutlich subtiler. In einigen Tracks bekommen die Streicher einen verhaltenen rhythmischen Drive, der von glockenklaren Percussions begleitet wird, die Atmosphäre ist aber durchgängig eher bedrückend. Themen bleiben auch nach mehrmaligem Hören nicht hängen, aber die Stimmung – zwischen angedeuteter Melancholie und latenter Unheimlichkeit – nimmt sofort gefangen. Ein Score der seine ganze Wirkung vermutlich erst im Film entfaltet. Umgekehrt wird das Sehen des Filmes mit Sicherheit den Genuss an diesem sehr delikat balancierten Score in seiner Reinform steigern.

Bewertung:★★★☆
Dieter Wiene