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Rota und Mascagni - Ein Konzertbericht

Italienische Impressionen

Am 13. September wurde es in Ludwigshafen „italienisch“: In der Philharmonie spielte unter der Leitung von Frank Strobel die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke von Nino Rota und Pietro Mascagni. Zu abendlicher Stunde genoss ich ein gut besuchtes, wenn auch nicht ausverkauftes Konzert mit drei mir unbekannten Werken (im Falle von Pietro Mascagni traf dies auch auf den Komponisten zu) in Studioatmosphäre. Die Philharmonie selbst darf man sich nämlich nicht als großen Konzertsaal vorstellen und so war, auf gleicher Höhe, und nur wenige Meter hinter dem Dirigentenpult die Bestuhlung aufgebaut.

Zu Beginn gab es eine kurze Begrüßung. Es wurde darauf hingewiesen, dass das Konzert im Radio live übertragen wird und bei geringem „Hustenpegel“ in eine CD-Produktion mit einfließen soll. Tatsächlich habe ich auch während des Konzertes nur ein Husten wahrgenommen, die Ansprache scheint also Früchte getragen zu haben. Unter erwartungsvollem Applaus betrat nun Frank Strobel den Raum.

Bis zur Pause (etwas länger als üblich: 25 Minuten) standen zwei Werke von Nino Rota auf dem Programm. Mit „Il Gattopardo – Der Leopard“ (1962) eine Filmmusik, sowie mit dem „Konzert für Posaune und Orchester“ (1966) eine Arbeit, welche abseits des Schaffens als Filmkomponist entstanden ist.

Der 1911 in Mailand geborene Nino Rota gehört zu den bekanntesten italienischen Komponisten (insbesondere bei Filmmusikliebhabern) und schuf sich ähnlich wie Miklós Rózsa ein „Double Life“ auf den Gebieten der Film- und Konzertmusik. Zu Ersterem: Neben seinen Arbeiten für Fellini (z. B. „La Strada“, 1954 – „La Dolce Vita“, 1960) komponierte er u. a. die Musik des „Paten“ (1972, 1974) sowie der Agatha Christie/Peter Ustinov-Verfilmung „Death on the Nile“ (1978). Die Vorlage zur aufgeführten symphonischen Suite „Il Gattopardo – Der Leopard“ lieferte der 1962/63 entstandene Spielfilm unter der Regie von Luchino Visconti, angesiedelt im Sizilien des Jahres 1860, der den Konflikt eines alternden Fürsten mit der sich verändernden Gesellschaft beschreibt.

Anders als im Programm abgedruckt verstarb der Komponist im Jahre 1979. Nino Rota hinterließ ein beachtliches Lebenswerk (Experten schätzen sein tägliches Arbeitspensum im Schnitt auf gut 20 Stunden).

Zurück zu „Il Gattopardo“: Die dargebotene Suite hatte eine Länge von 16 Minuten und war für mich persönlich das Highlight des Abends: Den Worten des Programms von „süffiger, traumhaft schöner Musik“ kann ich mich anschließen. Das Gehörte –falls anwesend– sollte Filmmusikskeptiker vom Gegenteil überzeugt haben und hat eindeutig Lust auf mehr gemacht…

…aber auch die beiden anderen Werke wussten zu überzeugen. Im Falle des Rota-Konzertwerkes lag dies auch an der eindrucksvollen Spielweise von Henning Wiegräbe. Der 1968 in Neustadt an der Weinstraße geborene Soloposaunist mit langjähriger Erfahrung (Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg…) trug gekonnt das ruhige, gemütlich-melodische Werk Rotas, so dass die drei Sätze (1. Allegro giusto – 2. Lento, ben ritmato – 3. Allegro moderato) bzw. 14 Minuten wie im Fluge vergingen.

Nach der Pause stand nur noch ein Werk auf dem Programm, allerdings eines mit beeindruckender Länge von ca. 47 Minuten: „Rapsodia satanica“ (1914/15) von Pietro Mascagni. Das bekannteste Werk des 1863 in Livorno geborenen und 1945 in Rom verstorbenen Komponisten dürfte die „Cavalleria rusticana“ (1890) sein, eine Einakter-Oper. Zu seinen weiteren Werken gehören beispielsweise die Opern „Die Rantzau“ (1892), „Guglielmo Ratcliff“ (1895) – aber auch Stummfilmmusik wie „Rapsodia satanica“. Den Rahmen, unter Regie von Nino Oxilia, bildet eine faustnahe Geschichte, bei der eine alternde Diva einen Pakt mit Mephisto schließt. Wer bei den Stichworten „Satanica“ & „Mephisto“ an aktuelle Gothik-Scores wie „Salem’ s Lot“ (Gordon) denkt, der trifft den Stil der Musik nicht, welcher stattdessen als klassisch, streng durchkomponiert und eher in Richtung Wagner zu beschreiben ist. Interessanter Aspekt am Rande: die Uraufführung des Films wurde seinerzeit live vom Komponisten (+ Orchester) im Teatro Augustea in Rom begleitet, wie dem Programm zu entnehmen war.

Ebenfalls im Programm zu finden waren die Betitelungen dieses dreigeteilten Werkes: Prologo, Parte Prima und Parte Seconda. Auch hier gilt wieder: eine Komposition, die hervorragend abseits der Bilder funktioniert.

„Rapsodia Satanica“ beschließt somit einen gelungenen Konzertabend, denn leider gab es keine Zugabe. Sehr schön, dass es solche Aufführungen und Publikum abseits des üblichen Mainstream gibt, wofür auch insbesondere Frank Strobel und seinem Engagement für Film- und Stummfilmmusik ein Dank gebührt. Gerne wieder!

Jürgen Himmelmann