R: Roland Joffé; D: Jeremy Irons, Robert DeNiro, Liam Neeson
Musik: Ennio Morricone
Vertrieb: Arthaus/Impuls
Film: ★★★★
Musik im Film: ★★★★☆
DVD-Technisch: Bild ★★★☆, Ton ★★★,
Extras: ★★★★
Christianisierung
Wir schreiben das Jahr 1750. Südamerika wird von seinen Eroberern ausgebeutet. Die einheimischen „Indianer“ werden als minderwertig angesehen und versklavt. Die Jesuiten ihrerseits wollen den weit abgelegen in den unberührten Urwäldern lebenden Völkern ihren Glauben, naja sagen wir mal, auferzwingen. Dabei kommt es schliesslich zum Konflikt mit den Regierungen Spaniens und Portugals, die die Anwesenheit der Priester dort nicht dulden.

Bildgewaltig
Roland Joffé war zuvor mit seinem dramatischen Epos Killing Fields in aller Munde, nun „missioniert“ er auf dem amerikanischen Kontinent (Jahre später sollte Nordamerika folgen). Mit einem grossartigen Cast, allen voran dem unvergleichlichen Robert DeNiro, Jeremy Irons in Höchstform (heute ist er nur noch ein Schatten seinerselbst) und in einer frühen Rolle Liam Neeson (die Indianer wurden mit einheimischen Laiendarstellern besetzt). Gespielt ist The Mission stark. Alles andere als Dialog überladen, aber mit ausdrucksvollen und wunderschönen Bildern von Kameramann Chris Menges, fasziniert der Film jedoch vor allem visuell.
Joffé lässt offen wer für den Niedergang der einheimischen Kultur verantwortlich ist. Sind es die gierigen Einwanderer oder die aufopferungsvollen, manchmal selbstsüchtigen Überbringer eines für die Indianer doch so fremdartigen Glaubens? Wenn der Regisseur eine Seite bezieht, dann die der Einheimischen.
Ennios Thema für die Oboe
The Mission gehört zweifellos zu den bekanntesten Scores von Ennio Morricone ausserhalb seines europäischen/italienischen Schaffens. Oscarnominiert und vor allem für sein traumhaftes Oboenthema „Gabriel’s Oboe“ geschätzt. Ein weiterer markanter Punkt in Morricones Musik ist das Chorthema, das er zum Beispiel zu Beginn der Schlacht zwischen Jesuiten/Indianern und den Soldaten oder beim Empfang des Kirchenoberen in der Mission anklingen lässt. Zum Schluss verbindet Morricone das Oboenmotiv, das katholisch-kirchliche Element und die Rhythmen der Indios zu einem wunderbaren Requiem, das die Schlusstitel begleitet. Daneben ist aber auch einiges an langatmigem Material zu hören, vor allem die Spannungstracks sind oft bewegunsglos und monoton.
Die DVD
Arthaus hat eine schöne 2-DVD-Edition herausgebracht. DVD 1 präsentiert den Film, DVD 2 die Extras. Neben dem eher politisch engagierten Making Of wäre eine Doku, die sich mehr mit dem Film beschäftigt, durchaus wünschenswert gewesen. Für uns von grösserem Reiz ist das 30minütige Segment „Analyse der Filmmusik“. Hier kommt eine Musikhistorikerin zu Wort, oft recht wissenschaftlich aber gut verständlich und im Off Morricone selber, der zu einem seiner Titel dann sogar noch aufklärend mitsingt. Filmmusikalische Bezüge von Wert bei DVD-Extras sind selten, umso schöner dieser Beitrag. Dazu gibt es noch verschiedene Infos in Texttafelform (zum Drehbuch und Biografisches).
Eine gelungene und empfehlenswerte DVD-Ausgabe.
Philippe Blumenthal

