Werbung

powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Der Anfang vom Ende?

Ein Kommentar zum Ende von Film Score Monthly

Viele Filmmusikfans hat es wie ein Schlag getroffen: Eines der bekanntesten Filmmusikmagazine, Film Score Monthly, schliesst für immer seine Pforten! Lukas Kendall und seine Crew geben auf, das Magazin rentiert nicht mehr (es habe nie rentiert…). Damit verliert der Filmmusikjournalismus innerhalb weniger Jahre und nach dem belgischen Soundtrack! wohl seinen populärsten Vertreter.

15 Jahre sind eine lange Zeit. So lange werkelten Kendall und Co. an ihrem Heft und erfreuten damit so manchen Leser. Und als die Amis mit der Ankündigung kommender CD-Veröffentlichungen antraten, waren die Jubelschreie noch
grösser. Doch die oft wie Blei in den Regalen liegen gebliebenen CDs lagen dem cash-flow schwer auf dem Magen und plötzlich wurden Gerüchte verbreitet, FSM habe Probleme. Als es hiess, das Heft erscheine nun eben nicht mehr „monthly“ und es sei drum eher das Film Score Magazine, befürchteten einige schon das Ärgste. Das ist nun eingetroffen: Die Produktion des Magazins wird mit der nächsten Nummer eingestellt, CDs soll es weiterhin geben. Fragt sich nur wie lange? Ich bin skeptisch – und damit nicht alleine! Wenn es Kendall und seinen Mannen nicht gelingt über den fast abgegrasten MGM-Tellerrand hinauszusehen, und daran haben sie in der Tat selber wenig Schuld, dann sind die Möglichkeiten populäre, sprich verkaufskräftige Titel zu finden, gering. Und alleine von der Liebe zur Filmmusik kann nun einfach niemand leben.

Ich bin mitschuldig, irgendwie, denn ich habe Film Score Monthly, dem Heft, vor einigen Jahren abgeschworen. Die Auswahl der Rezensionen war für mich uninteressant geworden, die seitenlange Eigenwerbung nervte gewaltig. Das FSM zielte an meinen Lesevorstellungen langsam aber sicher vorbei. Nur, wenn man die Begeisterungsstürme so vieler Leser verfolgte, im FSM eigenen Forum, dann konnte das Heft kaum an Aboschwund leiden. Vielleicht war der Wechsel auf eine Professionalisierung der Redaktion bereits ein zu grosser Schritt. Es ist halt doch nur Filmmusik, um die sich ab und an unsere Welt dreht – und wenn auch eine 1000 Limitation Varèse Club Titel im Nu ausverkauft sind, so ist das weniger der Masse der Filmmusikliebhaber, als dem schieren Verlangen alles zu kaufen und vielleicht weiterzukaufen, zuzuschreiben.

Das Internet und seine Möglichkeiten der blitzschnellen Verbreitung von Neuigkeiten haben schon einige Zeitschriften in die Knie gezwungen. Das ist nun zweifelsohne auch in der kleinen Nische der Filmmusik eingetreten. Fast zeitgleich streicht ein noch junges Magazin aus Italien seine Segel und verlagert seine Tätigkeit ins Netz und wenn ich mich recht erinnere, hat auch ein spanisches Heft Probleme mit dem Drucker verlauten lassen. Auch FSM hat angekündigt, weiterhin im www aktiv zu bleiben. Man wird sich also auf stundenlanges Lesen vor dem PC, als ob wir das alle nicht schon zur Genüge täten, einschiessen, will man diese Titel weiterverfolgen.

Worin also liegt die Zukunft eines Filmmusikmagazins? Beim Inhalt und nirgends anders. Hier ist es, wo man sich von einschlägigen Texten aus dem Internet abheben kann. News findet man überall im www, auf die kann sich kein Magazin mehr stützen, die sind schon beim Abtippen veraltet. Aber eine Vielfalt von Themen verschiedener Autoren, eine Durchmischung vom A-Z der Filmmusik, das bietet bisher nur ein Magazin, etwas das man in Händen halten und mitnehmen, wohin auch immer, kann.

Dass ich diesen Text für die Homepage der Cinema Musica schreibe, ist auch sowas wie Ironie des Schicksals, ganz sicher. Aber es ist eben eine News. Und die sucht man am besten im Netz!

von Philippe Blumenthal