Wer erfahren möchte, wie Craig Armstrong seinen “Film ohne Bilder” entwirft, der hat am 10. November auf dem filmfest Braunschweig dazu Gelegenheit: in einer “Music Master Class” wird er im Gespräch mit Filmjournalist Dietmar Kanthak (epd Film) spannende Einblicke in seine Arbeitsweise gewähren. Anhand von Filmausschnitten und live am Flügel demonstriert Craig Armstrong, wie er seine musikalischen Themen entwickelt.
Aus dem Pressetext des Filmfestes:Für den 1959 in Glasgow geborenen Armstrong existieren keine Grenzen zwischen den musikalischen Genres: “Für mich ist alles Musik”, sagt er, der sich in zeitgenössischer Klassik ebenso zu Hause fühlt wie in aktueller Popmusik. Angefangen hat er allerdings klassisch, in London studierte er Komposition und Klavier. Den Preis für den besten Nachwuchs-Jazzmusiker gewann er 1982 am Klavier.
Seit Mitte der 80er Jahre arbeitete er verstärkt für Tanz und Theater. Anfangs komponierte er für zeitgenössische Tanztheater, war dann Hauskomponist des berühmten Glasgower Tron Theatre. Gleichzeitig schrieb er für das Schottische Kammer Orchester und war als Mitglied von Bands wie Hipsway oder Texas in der pulsierenden Glasgower Pop Szene aktiv.
Über den Umweg vom Theater gelangte er schließlich zum Film. “Diese Theaterarbeit entpuppt sich inzwischen als fantastische Ausgangsbasis für meine spätere Filmmusikarbeit”, erklärt Armstrong. Nach einigen Arbeiten für die BBC schrieb er die Musik zu Peter Mullans preisgekrönter Kurzfilm-Trilogie “Close”, “A Good Day For The Bad Guys” und “Fridge”.
Seinen internationalen Ruhm begründete die Zusammenarbeit mit dem australischen Regisseur Baz Luhrmann, für den er die Musik zu “Romeo und Julia” (1996) und “Moulin Rouge” (2001) schrieb, zwei Romanzen, die filmisch ebenso Genre übergreifend waren wie Armstrongs ureigener musikalischer Ansatz.
Für beide Produktionen sammelte Armstrong Preise reihenweise: “Romeo and Juliet” erhielt den britischen BAFTA Award und den Ivor-Novello-Preis, für “Moulin Rouge” gab es einen Golden Globe sowie den Award des American Film Institute. Einen weiteren Ivor Norvello heimste Armstrong zuletzt für die Musik zu Phillip Noyces „Der stille Amerikaner“ mit Michael Caine ein.
Doch Armstrong beschränkt sich keineswegs nur auf den Bereich Filmmusik. Auch in der Popmusik ist er begehrt. Madonna, U2, Luciano Pavarotti und die britischen Trip Hopper von Massive Attack nehmen seine Dienste als Arrangeur gerne in Anspruch. Nebenher bleibt immer noch Zeit für Soloalben. Nach “The Space Between Us” und “As If To Nothing” erscheint soeben sein neuestes Album “Piano Works”, auf dem er einige seine Film-Themen aufgreift.
“Am Klavier fühle ich mich am wohlsten”, erklärt er, “ich sehe mich in erster Linie als Komponist, und das Klavier ist der Ort, an dem ich komponiere. Es ist mein Werkzeug, ich spiele jeden Tag mehrere Stunden und fühle mich ihm tief verbunden”. Trotz aller Erfolge ist Armstrong bescheiden geblieben. Musiker zu sein, ist für ihn ein Job wie jeder andere. Ihm kommt es auf etwas anderes an: “Wenn Du etwas kannst – was immer ‘es’ auch ist – dann tu es, und versuche, es gut zu machen”. Armstrong ist dies definitiv gelungen.
Das Filmfest zeigt u.a.: “Anatomie einer Entführung”, “Ray”, “Der stille Amerikaner”, “Die unbarmherzigen Schwestern”, “Moulin Rouge”, “Orphans”, “Romeo und Julia”.

