
Es wurde schon beim letzten Potter-Abenteuer gemunkelt, dass Patrick Doyle eventuell etwas Musikalisches beitragen würde. Die Hoffnungen waren gross, die Tatsache sah schliesslich anders aus und John Williams kehrte ans Dirigentenpult zurück. Nun, mit Teil 4 ist es tatsächlich so gekommen und Doyle war seit längerem als Komponist vorangekündigt. Dass der nette Schotte in der Tat endlich wieder einen Blockbuster vertonen durfte, wurde von der allgemeinen Fangemeinde und insbesondere derer, die seine Arbeiten schätzen, freudig aufgenommen.
Bald liegt sie also vor, wunderbar eingespielt vom London Symphony Orchestra, die CD zu Harry Potter and the Goblet of Fire und erfreulicherweise haben sich die vorgefertigten Hoffnungen zu einem gewissen Teil doch als berechtigt erwiesen. Nicht in allen Teilen allerdings, denn was wirklich fehlt ist ein starkes Hauptthema, auch wenn Doyle sich demjenigen von John Williams kurz bedient und das auch wirklich feinfühlig tut.
Bereits mit den ersten Klängen ist Doyles typische, bewegende Opulenz zu vernehmen, wie man sie aus seinen Werken zu Branagh-Filmen kennt – und das verleiht dem Score eine wogende Eleganz, die ganz sicher zum Zauberlehrling passt. Nein, es ist nicht der grosse (und im Film dann leider weit übertriebene) Reichtum à la Mary Shelley’s Frankenstein, Doyles Musik hat sich in den letzten Jahren, das zeigten auch seine vergangenen Kompositionen, verändert und schweift von der grossen Tragik und Melodik der früheren Werke ab. Viele hofften, dass er mit einer Vorlage wie Harry Potter dazu zurückfinden kann. Ganz getan hat er das nicht.
Die Minuspunkte des Scores auf CD sind, nebst dem oben erwähnten Auslassen eines beeindruckenden Themas, eine Zerstückelung im Hörfluss durch zu wenig zusammenhängende musikalische Dramaturgie, wie man sie von einer solchen Thematik erwarten dürfte, und der ein oder andere befremdende Track (The Quidditch World Cup oder der grässliche Do the Hippogriff und die nachfolgenden schlimmen Songs beispielsweise: einfach ausblenden!). Doch im Grossen und Ganzen und mehr als einem einzigen Hördurchgang, was sich unbedingt lohnt um die kleinen Schönheiten wie Hogwart’s Hymn, Another Year Ends oder Death of Fredric zu geniessen, befriedigt Harry Potter and the Goblet of Fire für mehr als nur einige schöne Hörminuten. In der Art dieser eben erwähnten Tracks hätte ich mir gerne noch mehr gewünscht um der Musik den Ausdruck zu verleihen, den man von Doyle erwartet.
Philippe Blumenthal