
Alhambra [25 Tracks / 46:28 Min]
Das wahre Leben ist eine kleine musikalische Schatzkiste: zuerst muss man den Schlüssel finden und etwas Geduld investieren, um die besonderen Qualitäten dieser Musik zu entdecken und wenn man dann begeistert von seiner Entdeckung Anderen davon erzählt, mag man so gar nicht einsehen, dass auch sie vielleicht einen Hördurchgang mehr brauchen, um den besonderen Reiz dieser Musik zu erkennen. Zwar fällt schon beim ersten Hören das sich stetig wiederholende rhythmisch beschwingte Hauptthema mit seinem hohen Wiedererkennungswert und der stimmungsvollen Tuba auf und auch die ausdrucksstarke Stimme von Insa Rudolph weiß in den von ihr gestalteten Beiträgen zu überzeugen, doch alles in allem ist die Musik sehr zurückhaltend und von einer fast schwebenden träumerischen Qualität, was letzten Endes dazu führt, dass es des mehrmaligen Hörens bedarf, um diese feine, leise Musik wirklich kennen und schätzen zu lernen. Aber: Was lange währt wird endlich gut. Ähnliches kann man auch über die inzwischen bereits drei Filme umfassende Zusammenarbeit von Komponist Marius Felix Lange und Regisseur Alain Gsponer sagen. Ihrem guten Zusammenspiel ist es zu verdanken, dass uns neben der Musik zu Das wahre Leben auch ihre beiden früheren Kooperationen Rose und Kiki und Tiger auf dieser CD präsentiert werden, und vor allem, dass bei dieser Zusammenstellung kein Stückwerk herausgekommen ist, sondern vielmehr eine Arbeit wie aus einem Guss. Auch in den Vorgängerwerken überzeugt Marius Felix Langes Gespür für Rhythmik und Melodie und seine geschickte, nicht auf Klischees zurückfallende Kombination von Score und Liedern. Dennoch ist auch eine musikalische Entwicklung unverkennbar: Der Ideenreichtum, die Dichte und die kompositorische Geschlossenheit wie sie die für ein kleines Ensemble komponierte Musik zu Das wahre Leben aufweist, findet sich bei den vorherigen Filmmusiken erst in Ansätzen. Zudem bringen die von Insa Rudolph beigesteuerten Filmsongs, allen voran das hypnotische und anrührende Have You Ever, eine zusätzliche musikalisch-emotionale Ebene ein und runden den ausgezeichnet gemasterten Score ab. So kann man also feststellen, dass – ähnlich wie die Komposition zu Das wahre Leben mit wiederholtem Hören wächst – sich auch die Zusammenarbeit von Marius Felix Lange und Alain Gsponer im Laufe von drei Filmen stetig verfeinert hat. Bleibt uns also nur, darauf zu hoffen, dass zukünftig noch weitere musikalische Schätze dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ihren Weg ins Kino und auf CD finden werden.
S. Ilona Rieke
Bewertung: ★★★☆
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