
Sony 489003 [70:35 / 23 Tracks]
Die Disc zu Oliver Stones neuestem Film – eine Art Road-Movie – ist zur Hälfte mit Songs gefüllt ( Johnny Cash, Gloria Lynne, Ricky Nelson etc.) sowie mit dreizehn Tracks aus der Feder von Morricone. Glücklicherweise ist das Song- und Musikmaterial nicht vermischt vorzufinden.
Ins Schwärmen bin ich beim ersten Anhören nicht gekommen, doch gibt es zwei, drei Nummern, die ich nach mehrmaligem Lauschen ganz nett finde. Das Hauptthema besteht eigentlich aus vier, sich immer wiederholenden, gleichen Noten, zu Beginn zu finden in Grace, wobei der Schlusstrack Grace (Reprise) um einiges besser ausfällt. In U-Turn, Go On…Kill Grace oder A Banjo in the Desert mischt der Italiener eine schmutzig-amerikanische Mundharmonika in die Musik, was die Stimmung des Films wohl ganz gut treffen dürfte. Ansonsten gibt es doch wieder Stellen, die wohl im Film ihren Sinn und Zweck erfüllen, zum Anhören und Genießen jedoch nicht sonderlich geeignet sind: In Hallucination Walk gleichen die Streicher einem Schwarm wild gewordener Wespen, dazu die erotisch stöhnende Stimme von Edda dell’ Orso. Wirr schwirren die Streichinstrumente in den Tiefen. In Against und End of Sheriff findet man weitere depressive, öde Stimmungsklänge.
Schlicht und sehr gefühlvoll gelungen ist Old Family Souvenirs, mit einfacher Gitarrenbegleitung und Edda dell’ Orsos Stimme. Vielleicht hat der Herausgeber der „Ennio Morricone Society“, Martin van Wouw Recht, wenn er dazu schreibt: „...Dies will ich hören und nicht den Morricone, der auf der Suche nach immer neuen Klangfarben ist oder solche erfinden will…“.
Vielleicht will der beinahe siebzigjährige Morricone den großen Bogen der Filmmusik schließen und wieder zu seiner Anfangsliebe, der experimentellen Musik zurückkehren. Dieses Gefühl bekomme ich manchmal einfach nicht los, der Gedanke darf aber keinesfalls als abwertend verstanden werden.
Andreas Schweizer
Bewertung: ★★☆