(USA 1978)
R: Michael Crichton; D: Michael Douglas, Genevieve Bujold, Richard Widmark
Musik: Jerry Goldsmith
Verleih: Warner
EAN: 7321925002447
Film: ★★★★
Musik im Film: ★★★★★
DVD-Technisch: Bild ★★★, Ton ★★★, Extras: ★
Komatöse Kunstfehler
Eine gute Freundin von Dr. Susan Wheeler fällt bei einem Routineeingriff in ein Koma. Hirntot. Susan kann es kaum fassen und versucht, selber nicht ganz sicher was da passiert sein könnte, der Sache nachzugehen. Kurz darauf fällt ein weiterer Patient bei einem Meniskuseingriff in ein Koma. Für Susan ein klares Zeichen, dass irgendwas nicht stimmen kann. Glauben tut ihr freilich niemand, selbst ihr Freund, der aufstrebende Assistenzarzt Mark Bowles, entschärft ihre Thesen und attestiert ihr emotionalen Stress durch den Tod ihrer Freundin. Susan lässt nicht locker und kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur.

Fachwissen
Michael Crichton, selber Arzt und Autor, nahm Robin Cooks Krankenhaus-Thriller als Grundlage für seine dritte Regiearbeit nach einem TV-Film und dem unvergesslichen SF-Thriller Westworld. Interessant ist dabei das Konzept mit der bedächtigen ersten Hälfte des Films, wo Charaktere eingeführt und Beziehungen mehr oder weniger klargestellt werden. In der Mitte dann legt der Film deutlich an Tempo zu. Während zunächst auch der Zuschauer mehr oder weniger im Ungewissen gelassen wurde und man der Hauptaktuerin ein Paranoia-Fragezeichen und dem Boston Memorial Hospital ein Verstrickungs-Fragezeichen anhängen konnte, macht sich Susans Hartnäckigkeit mehr und mehr bezahlt.
Der Film ist geschickt und ohne übertriebene Gimmicks und Effekthascherei gemacht und er forciert eine der damals immer noch seltenen, starken Frauenrollen. Intensität erhält der Film durch das Spiel der Darsteller, die geschickte Verlagerung und Zuspitzung der Dramatik sowie der Musik (dazu später mehr).
Coma ist ein gelungener Thriller mit feiner Besetzung, spannend und klug umgesetzt. Da freut man sich gleich auf den eigenen nächsten Routineeingriff.
Musik: weniger ist mehr
Lange dauerts bis Goldsmith zum ersten Mal richtig in die Tasten greift (mal abgesehen von dem ein oder anderen source music track), so ein Konzept ist heute, wo zu oft zu viel mit Musik zugekleistert wird leider kaum mehr denkbar. Erst in der 49. Minute, nachdem Susan völlig verzweifelt auf ihr Cabrio eindrischt und plötzlich bemerkt, dass sie von einem Fremden beobachtet wird, setzt der Score ein. Goldsmith’ Musik bleibt sparsam und zurückhaltend, sie wird geschickt eingesetzt (etwa wenn Susan zum ersten Mal ins Jefferson Institut geht) und nimmt an Spannungsintensität zu, je mehr sich die Lage zuspitzt. Ausser einem Liebesthema, das Mark und Susan bei ihrem Wochenendausflug begleitet, ist der Score geprägt von energisch-subtiler (kein Widerspruch) Spannungsmusik, im Zusammenhang mit dem Film ein wirklicher Genuss an exzellentem Filmscoring.
Die DVD
Ausser der Möglichkeit den Film im Original anzuschauen (empfohlen, wie immer), bietet die soeben bei Warner erschiene DVD leider keinerlei Zusatzmaterial. Das Bild ist etwas körnig, hie und da sind leichte Artefakte zu erkennen, während sich die Tonspur vor allen Dingen im Frontbereich abspielt und mit dem ein oder anderen hübschen Effekt überrascht (die pfeifende Teekanne etwa).
Philippe Blumenthal

