R: Edward Zwick; D: Leonardo DiCaprio, Djimon Hounsou, Jennifer Connelly
Musik: James Newton Howard
Verleih: Warner
EAN: 7321925004199
Film: ★★★
Musik im Film: ★★☆
DVD-Technisch: Bild ★★★★☆, Ton ★★★★, Extras: ★
Diamantenfieber
Archer ist ein in Rhodesien aufgewachsener Ex-Söldner, der seinen Lebensunterhalt mit Diamantenschmuggel verdient. Im Krisen geschüttelten Sierra Leone werden sogenannte Blutdiamanten für die Beschaffung von Waffen gewonnen, auch Archer ist darin verwickelt. Im Trubel des Bürgerkriegs wird der einheimische Fischer Solomon von seiner Familie getrennt, von den Rebellen gefangen genommen und in den Diamantenminen eingesetzt. Er findet einen rosafarbenen Diamanten und vergräbt diesen, ehe er bei einem Angriff der Regierungsarmee entkommen kann. Archer erfährt von diesem einmaligen Stück und hofft auf Reichtum, während Solomon mit der Hilfe von Archer seine Familie wiederfinden will.

Viel, viel Blut
Edward Zwick ist ein Regisseur der grossen Bilder (*Glory*, Last Samurai), die gehen aber im blutigen Abenteuer von Archer und Solomon ziemlich unter. Zwick setzt vor allem in den vielen, zu vielen Actionszenen auf schnelle, zeitgemässe Schnitte und unruhige Bilder, eigentlich geht seine Handschrift in Blood Diamond verloren. Das ist schade, denn die wenigen grossartigen Aufnahmen zeigen, wozu Zwick fähig wäre.
Die Geschichte selber löst einen merkwürdigen Konflikt aus. Einerseits streift sie die grausame Problematik der afrikanischen Kindersoldaten und die Tatsache, wie einige Unternehmen (und Länder…) aus solchen Kriegen Profit schlagen, andererseits enthält der Film so viel Action, dass dem guten alten Rambo fast schumrig vor den Augen werden dürfte. Die richtige Balance findet Blood Diamond nie und das stört an diesem Film enorm. Action und Abenteuer wird zu viel Platz geboten, zu oberflächlich und klischeehaft die grässliche Seite eines von Kriegswirren geschüttelten Entwicklungslandes gestreift. Charaktere bleiben schablonenhaft (einfach lachhaft sind die überzeichneten „Bösewichte“), Beziehungen schrammen nur knapp am Hollywoodkitsch vorbei, egal ob Connelly/DiCaprio oder DiCaprio/Hounsou – Immerhin ist die rassige Frau Connelly zumindestens fürs Auge ein besonderers Schmankerl.
Interessanterweise wurde Leonardo DiCaprio für seine Rolle als gieriger Weissafrikaner mit aufgesetztem Südafrikaakzent für den Oscar nominiert, während er in Scorseses The Departed um einiges mehr überzeugen konnte. Aber das sind eben die Geheimnise der Academy.
Blood Diamond ist ein zu lang geratener, zu schlaksig inszenierter und höchst mittelmässig gespielter Filmbombast, dessen Nachklang nicht lange anhält.
Howard goes Africa
Interessanterweise wurde James Newton Howards Musik von vielen Seiten, insbesondere aus dem Filmmusiklager, gelobt, während andere ihm MV-Tendenzen (MV = Media Ventures ist längst zum geflügelten Schlagwort in der Filmmusik geworden) oder schlicht unabsichtliche Oberflächlichkeit vorwarfen. Ich tendiere eher zu letzterem, sei es als CD oder eben hier im Film, wo Howard mit afrikanischen Sprenkeln und rhythmischen Actionstücken gegen Schüsse und Explosionen ankämpft. Seine Musik bleibt auch im Film blass und nur auf dem Level der beiläufigen Untermalung. Was man ihm nicht vorwerfen kann, ist, dass er den Film nicht ernst genug genommen hätte, dazu bietet Blood Diamond einfach nicht die Möglichkeiten. Weder Film noch Musik können mit der Ernsthaftigkeit aufwarten, die man ihnen hie und da zuschreiben möchte.
Die DVD
Besondere Erwähnung verdient das tolle Bild, das je grösser die Wiedergabefläche, umso fantastischer erstrahlt. Das macht auch verwöhnten Kinoaugen wirklich Spass. Auch die Tonspur kann mit flotten und glasklaren Surroundeffekten, von denen es viele gibt, überzeugen. So macht Heimkino Freude. Dafür ist die Bonusmaterialsektion recht dürftig ausgefallen (nur gerade ein Audiokommentar von Ed Zwick), die kann man sich beim 2-Disc-Steelbook holen.
Philippe Blumenthal

