
Warner 101-272-2 (25 Tracks; 59:45 Min)
Wieder einmal wird es für den Filmmusikhörer schwierig: Können sie Sound Design von Filmmusik unterscheiden? Nehmen sie einen Kurs und schauen Sie 300. Die sogenannte Musik stammt von Tyler Bates, der Sound Designer heißt Derek Vanderhorst. Der hat mit seinem Stab aus vielen Sound Editors ganze Arbeit geleistet und dem Film das gegeben was er verdient: eine mit Tönen, Musikversatzstücken und Klangcollagen zugedröhnte filmische Kulisse, die genau so stumpf und dumm sind wie das Machwerk für das sie geschaffen wurden. Natürlich gibt es den ein oder anderen wirklich musikalischen Einsatz, nur ist der genauso unerträglich und platt wie das komplette vollkommen überzogene Sound Design. Scheinbar jeder Stab der zu Boden fällt, jeder Windhauch, jedes auch nur auch so unwichtige Geräusch wird akustisch hochgeschraubt, um eine bedeutungsvolle und metaphorische Atmosphäre zu schaffen. Das entspricht der Bildsprache und folgt dem Anspruch des Films: eine Leni-Riefenstahl-Ästhetik verbindet sich mit den billigsten Erzählmustern des gegenwärtigen Hollywood-Actionkinos zu einer der fragwürdigsten gewaltverherrlichenden Filme der letzten Zeit. Wir hatten einmal eine Zeit in Deutschland, da wäre der Film sicherlich ein wunderbares Instrument gewesen, um junge Männer doch noch zur Front zu bewegen. Gute Soldaten, Pflichterfüllung, Disziplin, Überlebenskampf, Blut und Boden – nichts wird ausgelassen, nichts wird hinterfragt. Nur kluge Sprüche, Lebensweisheiten und „Es ist nun mal so und es geht nicht anders“ –Aussagen. Der Drehbuchautor und Regisseur Zack Snyder scheint so manchen Tageskalender durchgeblättert zu haben.
Komponist Tyler Bates hingegen hat so manches filmmusikalische Klischee studiert und auf seinen Film gepappt. Inspiration: Null. Hörenswerte Themen: Null. Rhythmisch untermalende Percussion, das ein oder andere ethnische Element in der Orchestration oder in der Harmoniebildung, sind die Hauptmerkmale der Musik von Tyler Bates. Wenn ein musikalisches Thema einmal erscheint und auch ein wenig ausgespielt, also nicht vom Sound Design überdröhnt wird, dann ist es allenfalls ein schon hundertmal gehörtes Liebesthema in den Streichern oder die typischen Choreinsätze die über aber auf jedem Schlachtenfilm zu liegen scheinen. Moment, es gibt eines was ich in der Form selten gehört habe (vielleicht schaue ich aber zu selten solche Filme): im ersten Drittel des Films erscheint über einer Szene in der persische Schiffe von einem Wirbelsturm zerschmettert werden, wilde E-Gitarren Musik im Stile einer Rock-Band. Die Verbindung dieser Rockmusik, dem aufgeblasenen Off-Kommentar des Erzählers und den unsäglichen Slomos ist einfach nur lächerlich.
„Schenkt Ihnen nichts, aber nehmt ihnen alles“, ist einer dieser Sprüche aus dem Machwerk: Mir wurde wirklich nichts geschenkt, außer zwei Stunden faschistoide Tendenzen in einem Stück Schund, das sich Film nennt und obskurerweise Millionen Kinozuschauer weltweit überzeugt hat. Das gibt wahrhaft zu denken.
Bewertung: ★
Mike Beilfuß