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powerflute.ch - Sandro Friedrich Studiomusiker für ethnische Blasinstrumente

Apocalypto (2006)

R: Mel Gibson; D: Rudy Youngblood, Dalia Hernandez
Musik: James Horner
USA 2006

Verleih: Constantin Film
EAN: 4011976837985

Film: ★★★☆
Musik im Film: ★☆
DVD-Technisch: Bild ★★★☆, Ton ★★★★, Extras: ☆★★

Aus dem Walde…
Ein Volk, das in den Wäldern Mittelamerikas lebt, wird von den Holace-Kriegern angegriffen und gefangen genommen. Jaguar Paw gelingt es in letzter Minute seine schwangere Frau vor dem Zugriff der brutalen Angreifer zu verstecken. Er und viele Frauen und Männer aus dem Dorf werden unerbittlich durch den Wald geschleppt bis sie in einer Zivilisation eintreffen, die ihnen bis anhin völlig unbekannt war. Bald wird ihnen klar, dass sie hier als Opfer einer fanatischen Glaubensgemeinschaft dienen sollen. Die Zukunft des Volkes von Jaguar Paw ist düster.

Gibsons Dschungelmär
Was würde Gibson nach seinem umstrittenen und wenig gelungenen Christus-Werk The Passion of Christ aus der Mayakultur machen? Das war eine der Hauptfragen, die sich mit Apcoalypto stellte.

Er überspannt hier wiederum den Bogen was die Brutalität angeht und das unter dem Deckmantel, dass dies eben eine besonders brutale Zeit gewesen sei. Stimmt, aber ist das Grund genug alles in einer dermassen übertriebenen Detaillierung zeigen zu müssen? Gibson tut es. Und er tut es mit literweise Blut und eckligen Szenen, bei denen selbst die weniger sensiblen Gemüter unter uns den Blick mehr als einmal abwenden dürften.

Alleine deswegen aber sollte man den Film nicht vollständig verurteilen. Wie sich eine der geheimnisvollsten Zivilisationen ihren Fortbestand auf Unterdrückung und manipulierenden Fanatismus gründet und sich so begonnen hat, ihren eigenen Anfang des Niedergangs zu schaffen – das ist beeindruckend gemacht und hinterlässt ein Gefühl der Leere – die Ausweglosigkeit der Situation fängt Gibson eindrucksvoll ein. Das alles packt Gibson in einen abenteuerlichen, spannenden Rahmen. Das ist, nebst der packenden Inszenierung, die grosse Stärke von Apocalyptico. Die Fotografie ist eindrucksvoll, das darf man neidlos anerkennen. Der Wechsel der immergrünen Waldwelt in die graue Düsterkeit der Herrenmenschen ist bemerkenswert gemacht.

Dschungelmusik
James Horner unterlegt einen grossen Teil des Films mit seiner Musik. Oft hat man das Gefühl einer ethnischen Klangtapete, die nichts weiteres als die vorhandene Spannung zusätzlich vorantreibt, auch wenn es nicht nötig ist. Ein positives Attribut der Musik ist zwar eine gewisse Originalität, das geht allerdings auf Kosten jeglicher dramatischer, kompositorischer oder emotionaler Entwicklung. Ich würde Horners Score kaum als Komposition, denn vielmehr als Sound Design bezeichnen, das auf CD gewaltig nervt und im Film seinen Zweck erfüllt aber nicht mehr zum Geschehen beiträgt als unbedingt nötig. Die dritte Komponisten/Regisseur Zusammenarbeit von Horner und Gibson ist die musikalische dürftigste – im Film als auch auf dem Tonträger.

Die DVD
Making Of und ein recht informativer Audiokommentar von Regisseur und Autorin Farhad Shaifa, damit ist die Bonusabteilung abgeschlossen. Nicht überzeugen konnte die Bildschärfe, die für einen digital hergestellten Film erstaunlichicherweise durchschnittlich ausfällt. Die Tonspur ist demgegenüber sehr ausgefeilt, mit vielen effektvollen Einsätzen von Front- und Rücklautsprechern. Rascheln hier, knacksen da.

Philippe Blumenthal