
Nonesuch (10 Tracks; 46:22 min)
Vor sechs Jahren hat Clint Mansell für Darren Aronofskys Requiem for a Dream einen meisterlichen, sowie fantastischen Score komponiert. Seine Musik hat schnell den Status eines modernen Klassikers errungen und begann ein eigenständiges, vom Film unabhängiges Leben zu führen. Ob in Fernsehfeatures, in Werbefilmen oder für Trailer (aktuell übrigens für Danny Boyles Sunshine), Clint Mansells einfache und eindringliche Komposition, virtuos und kongenial zusammen mit dem Kronos Quartett eingespielt, ist eine Mustermusik für das Schicksalhaft-Tragische geworden.
Danach hat Mansell allerdings größtenteils Ausschussware produziert. Es bedurfte der erneuten Zusammenarbeit mit Regisseur Aronofsky, mit dem er neben Requiem for a Dream auch Pi gemacht hatte, ehe der Komponist wieder etwas Hörbares auf die Beine stellen konnte; und es ist wieder etwas Großartiges dabei herausgekommen. Für The Fountain greift Mansell erneut auf die erprobte Arbeit mit dem Kronos-Quartett zurück und hat zusätzlich die schottische Post-Rock-Band Mogwai mit an Bord genommen.
Grundlage seiner Komposition ist ein starkes Thema, mit dem er sehr ausführlich arbeitet, um mit ihm die verschiedenen Stimmungsebenen des Filmes abzubilden. Das Thema wird sehr stringent und effektiv ausgeführt und dabei dennoch variantenreich verarbeitet. Durch Verdichtung wird es zum Spannungsthema, durch Entzerrung kommt dessen lyrische Qualität zum Tragen. Die Musiker des Kronos Quartetts, die sich durch die Interpretation minimalistischer Musik einen Namen gemacht haben und Mogwai, die in ihrer Musik einzelne Themen mit den Instrumenten des Rock konsequent durchführen, ergänzen sich hervorragend und geben der Musik einen Klang, der gerade aus seinen Widersprüchen seine Schönheit und seine Energie zieht. Clint Mansell hat für Darren Aronfski ein weiteres Meisterwerk geschaffen.
Requiem for a Dream war ein Film über die Selbstzerstörung vierer Individuen; von dieser tragischen Grundstimmung geprägt war auch die Musik. The Fountain erzählt die Geschichte zweier Menschen, die auf der Suche nach Unsterblichkeit das Leben und den Tod finden. Darren Aronofsky hat ein filmisches Requiem geschaffen, das zeigen will, dass nur der, der den Tod als Teil des Lebens akzeptiert, wirklich leben kann. Clint Mansell hat dazu ein modernes Requiem im eigentlichen Sinne geschaffen: voller Trauer und voller Hoffnung zugleich; ein wahres Requiem auf das Leben.
Bewertung: ★★★★★
David Serong