
Orange Mountain Music OMM 0010 (73:22 / 34 Tracks)
Die Dokumentation The Fog of War von Errol Morris basiert auf einem 20-stündigen Interview mit Robert S. McNamara, dem Verteidigungsminister unter John F. Kennedy und anschließenden Berater Johnsons. In nachgestellten Szenen werden das Mitwirken und die Verstrickung McNamaras an der Entstehung des Vietnamkrieges gezeigt. Seine Verschleierungstaktiken, die zum Ausbruch des Krieges führten sind genauso Gegenstand wie die Beendigung des Krieges und der unrühmliche Abzug der US Truppen. Morris fallt kein endgültiges Urteil, sondern zeichnet den geschichtlichen Verlauf nach.
Nach Abrief of Time und Thin Blue Line ist The Fog of War die dritte Zusammenarbeit von Philip Glass und Errol Morris. Glass knüpft mit seiner minimalistischen Musik zu The Fog of War an The Hours und Naqoyqatsi an. Die Musik ist im Vergleich zu den Godfrey Reggio Filmen (Koyaanisqatsi 1983) “geglättet” und zeigt erste längere Motive und melodische Ansätze. Die typischen pulsierenden Glass Keyboardpassagen sind kaum noch zu hören, und so dominiert über weite Strecken der Orchestereinsatz. Ähnlich wie McNamaras Vernebelungsaktionen legt Glass seinen minimalistischen Nebel über Morris Dokumentation. Kein musikalisches Thema ist greifbar oder bezieht eindeutig Stellung. Wer Gefallen an The Hours hatte, wird von The Fog of War musikalisch nicht enttäuscht werden.
Bewertung: ★★★☆
Bemd Klotzke
erschienen in The Film Music Journal 33/34 (Frühling 2005)