
Ryko RCD 10896 (23 Tracks / 74:47 Min)
Der US-Amerikanische Bezahlsender HBO steht seit Jahren für erstklassige TV-Unterhaltung mit hohem Produktionswert. Die neueste Mammut-Produktion heißt Rome. Zusammen mit der britischen BBC im größten Außenset der Welt in der berühmten Cinecittá gedreht, wird die Geschichte der letzten Jahre der Römischen Republik erzählt, von Caesars Gallienfeldzug bis zur Schlacht von Actium.
Zum Ziel haben sich die Macher der Serie gesetzt, eine realistische Darstellung des Lebens in Rom zum Ende der Republik hin zu erschaffen. Die Serie spielt daher nicht ausschließlich in marmorgetäfelten Palästen und Tempeln, sondern auch auf den durchaus sehr dreckigen Straßen Roms.
Auch Jeff Beals Musik ist diesen Vorgaben unterworfen. Anstatt sich auf die romantisierend glorifizierende Musik früherer Sandalenfilme zu beziehen, versucht Jeff Beal auf die Musikkultur des alten Roms zurückzugreifen, sie mit Originalinstrumenten neu zu erschaffen und gleichzeitig den Ansprüchen aktueller Filmmusik gerecht zu werden. Jeff Beal verwendet Instrumente, die bereits im antiken Rom bekannt waren, an prominenter Stelle eine einfache Bauernflöte und die römische Doppel-Oboe Tibia, Zupfinstrumente wie die Kithara und unterschiedliche Blechblasinstrumente, es kommen aber auch einige heutige Streichinstrumente zum Einsatz. Dem Ganzen zugrunde liegt ein oftmals marschierender Rhythmus, den Beal durch einfache Trommeln vorgibt, was neben möglicher Zeitmäßigkeit, auch der Musik selbst in den treibenden Momenten etwas Organisches gibt.
In all ihrer gewollten Fremdartigkeit ist Jeff Beals Musik dennoch eine sehr aktuelle Komposition, die weniger auf große musikalische Gesten als auf eine natürliche Grundstimmung abzielt. Leider ist die Komposition als Gesamtwerk zu segmentiert, denn die verschiedenen Tracks sind eher Einzelkompositionen und auch das schöne Titelthema findet sich, außer in der von ihm übernommenen Instrumentierung, nicht mehr wieder, was das Hörerlebnis auf Dauer schmälert. Im Bereich der Instrumentierung ist Beal dennoch etwas gelungen, bei dem man sich phasenweise gut vorstellen kann, dass Musik im letzten vorchristlichen Jahrhundert so geklungen haben könnte. Hochwertig produziert, zeigt sie zudem, dass bei HBO die selbst gesetzten Qualitätsmaßstäbe auch für die Musik gelten.
Bewertung: ★★★☆
David Serong